Seit 2015 kommen zahlreiche minderjährige Asylbewerber nach Deutschland. Den Jugendämtern kommt die Verantwortung zu, Unterkünfte für die Kinder zu finden. Daraus hat sich mittlerweile eine Art Geschäftsmodell entwickelt. Die Jugendämter spielen die Kinder freien Trägervereinen zu, die wiederum die Jugendlichen an Gastfamilien vermitteln. Nicht nur die aufnehmenden Gastfamilien erhalten dafür hohe Summen, auch die Trägervereine kassieren monatliche „Entgeltsätze“ für die Vermittlung und den gelegentlichen Kontakt mit den Familien.

Die Jugendträger suchen aktiv nach Gastfamilien

NIUS liegen exklusiv Dokumente vor, die zeigen, wie gnadenlos bei diesem Thema der deutsche Sozialstaat abgezockt wird, ohne dass die Politik eingreift. Konkret geht es um einen Syrer, der seit 2015 in Deutschland ist und im nordrhein-westfälischen Hagen lebt. Osama H. ist laut offiziellen Papieren am 1. Januar 2001 geboren. Damit wäre er 23 Jahre alt. Laut eigenen Angaben ist er als Friseur tätig. Offenbar erlangte H. kürzlich Kenntnis davon, dass freie Jugendträger nach Personen suchen, die unbegleitete minderjährige Asylbewerber in ihrer Wohnung aufnehmen. Also entschied sich der Alleinstehende, Gastvater zu werden.

Am 21. Dezember 2023 unterschreiben das zuständige Jugendamt Gladbeck und der freie Jugendträger „kinego gGmbH“ einen ersten Vertrag. Die Firma aus Bochum versteht ihre Aufgabe wie folgt: „Die kinego gGmbH wirbt geeignete Gastfamilien an und sucht nach einer möglichst guten Passung zwischen Gastfamilie und jungem Menschen.“

Die Unterbringung von minderjährigen Flüchtlingen in Gastfamilien ist bereits zum Geschäftsmodell geworden.IMAGO/Sven Simon

H. nimmt gleich zwei Kinder bei sich auf. Besonders auffällig: Laut den offiziellen Dokumenten sind auch Abdurrahman A. (16) und Mohammad A. (17) an einem 1. Januar geboren. Ein Problem scheint dies nicht zu sein. Vom Jugendamt erhält der Gastvater laut dem Vertrag fortan 4.074 Euro monatlich, zum einen für den „Grundbedarf“ und zum anderen für die „Kosten der Erziehung“ der beiden Kinder.

Auch der freie Projektträger „kinego“ geht nicht leer aus: Für die Vermittlung der Kinder an den jungen Syrer erhält er monatlich pro Kind 937,15 Euro, also insgesamt 1.874,30 Euro. Die Gegenleistung: Mindestens drei Stunden pro Woche muss der Jugendträger „betreuenden Kontakt mit den jungen Menschen bzw. mit den Gast- und/oder Herkunftsfamilien“ unterhalten. Dafür muss sich dann das Jugendamt nicht mehr um die Probleme kümmern. Niemanden in der Verwaltung scheint es zu stören, dass ein 23-jähriger Syrer, der am 1. Januar geboren ist, zwei minderjährige Syrer bei sich aufnimmt, die ebenfalls am 1. Januar geboren sind. Das Jugendamt Gladbeck äußert sich trotz mehrmaliger Nachfrage von NIUS nicht zu dem Fall.

Der Syrer nimmt drei weitere Kinder auf

Doch es wird noch besser: Denn H. nimmt kurze Zeit später weitere Kinder bei sich auf. Am 3. Januar 2024 wird der nächste Vertrag geschlossen, diesmal zwischen dem Jugendamt Remscheid und dem freien Projektträger „kinego“. Ein 16-Jähriger zieht bei H. ein. Besonders interessant: Kurz zuvor ist H. umgezogen. Der erste Vertrag mit dem Jugendamt Gladbeck weist eine andere Wohnadresse auf als der Vertrag mit dem Jugendamt Remscheid. Offenbar hat sich die Aufnahme der ersten beiden Kinder bereits gelohnt und der Syrer konnte in eine größere Wohnung ziehen.

Nun also erhöhen sich die Zahlungen an den jungen Mann erneut. Und wieder kassiert der Jugendträger ebenfalls mit ab. Das Prozedere setzt sich fort. Auch das Jugendamt Paderborn bringt am 16. Februar einen mittlerweile 17-Jährigen Asylbewerber bei H. unter. Am 15. März schließt das Jugendamt Kamen einen Vertrag mit „kinego“ ab. Das fünfte Kind zieht bei H. ein. In diesem Fall geht es um einen damals 13-Jährigen. Den Fall will die Behörde auf Nachfrage weder bestätigen noch dementieren, „weil mit einer Antwort ein eindeutiger Personenbezug (mindestens) zu dem namentlich erwähnten Syrer hergestellt und unzulässiger Weise personenbezogene Daten in Form von Sozialdaten (§ 67 Abs. 2 SGB X) offenbart würden“.

Zu diesem Zeitpunkt sind die Zahlungen an Osama H. sogar gestiegen. Denn passenderweise hat das zuständige Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen zum 1. Januar 2024 „die materiellen Aufwendungen für Pflegekinder“ angehoben. Seitdem zahlt die Behörde von Josefine Paul (Grüne) einen deutlich höheren Erziehungsbeitrag pro Kind. „Die nach Altersklassen gestaffelten Pauschalbeträge setzen sich aus den materiellen Kosten und dem Erziehungsbeitrag zusammen. Bei der Festlegung und Fortschreibung dieser Pauschalen orientiert sich Nordrhein-Westfalen – wie viele andere Bundesländer auch – an der Empfehlung des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge. Die Pauschalen liegen seit dem 1. Januar dieses Jahres je nach Alter zwischen 1.151 und 1.445 Euro.“ Doch die „Kosten der Erziehung“ können durch das Jugendamt in schwierigen Fällen auch vervierfacht werden. H. gelingt es, einen entsprechenden Antrag durchzubringen. Demzufolge erhält er pro Kind in einigen Fällen eine Gesamtsumme von 2.705 Euro.

Und so bezieht der Syrer Monat für Monat für die fünf Kinder über 13.000 Euro aus Steuermitteln.

Dazu fließen mitunter auch zusätzliche Gelder: Im Falle eines anderen Kindes, das „kinego“ vermittelt hat, genehmigt die Stadt Hagen eine einmalige Zahlung von 1.250 Euro für die „Erstausstattung für Bekleidung und notwendiges Mobiliar“, wie ein NIUS vorliegendes Dokument beweist. Auch die Betreuungspauschale für die Jugendträger hat sich bereits zum 1. Juni 2023 von 910,54 Euro auf 937,15 Euro erhöht. Das ist die Summe, die „kinego“ monatlich erhält, um mindestens drei Stunden Betreuungsaufwand für die Familien zu leisten.

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Kommentare

  • Kole sagt:

    DSA ist zum Krenreiben!

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  • Kole sagt:

    Macht nichts,kommt eh wie es kommen soll!

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  • Kole sagt:

    Und das Volk jubelt dazu,unfassbar!

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  • Chris hat fertig sagt:

    Einfach Irre und wir bekommen auch eine Art Ampelregierung-

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  • GeBa sagt:

    Der Arme, mit so wenig Geld muss er auch noch Kinder betreuen?
    Ironie off

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  • Omi Wetterwachs sagt:

    Mich würde interessieren wer und wieviel am Zustrom von Asylanten in Österreich verdient. Wäre das nicht eine Recherche von eXXpress wert?

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  • Truk sagt:

    Ich Trottel geh arbeiten, dabei hätte ich in meiner Gartenhütte Platz für 4 Stockbetten

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    1. Xandl sagt:

      Dafür muss ein Pensionist , der über 40 Jahre eingezahlt hat, vom Existenzminimum überleben, die Energiekosten und Wohnraum selbst bezahlen .

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  • Zensur sagt:

    Zensur-Test: USA aufnehmen

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  • Sound of silence sagt:

    Das nennt man Lebenskünstler! Nur keinen Neid, der ist hier fehl am Platz, darf jeder nachmachen.

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  • Frage nur Zensi sagt:

    Was ist der Herr von Beruf? Soviele Kinder kosten viel Geld und Zeit.

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    1. Günni sagt:

      Friseur….. Ne Barber heißt das bei Ihnen….oder ist das jetzt Kulturaneignung…….,,,🤣🤣

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  • Bildungsfremd sagt:

    Was wird bei uns für einen unbegleideten minderjährigen Flüchtling im Monat bezahlt , die zu 80 Prozent schon Jugendliche sind und keine Kinder.
    Dort und bei uns ist es ein riesiges Geschäft.
    Was kostet ein normales Schulinternat im Monat bei uns im Vergleich .

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    1. Familiennachzug sagt:

      Denken wir an den Familiennachzug bei denen

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  • Öxit sagt:

    Übrigens die WHO will 1000 Frauen und Kinder aus Beirut ausfliegen…Zielort nicht die Länder des arabischen Raums, sondern die EU Staaten!

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    1. Habs auch gelesen sagt:

      Hälfte davon vermutlich nach Wien

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      1. Familiennachzug? sagt:

        Gefährliche Männer …

  • hoe sagt:

    da brauchst an guat`n magen !

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  • Horst Semmler sagt:

    Millionen Qualifizierter aus Asien warten auf Einreisegenehmigung, aber die Behörden ziehen nicht des Lesens und Schreibens Kundige vor? Die sind die so dringend benötigen Fachleute? Österreich lehnt solch Fehlentwicklungen ab.

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    1. Einschätzung sagt:

      Nicht ganz @ Horst S.: ca. 71% befürworten diese Vorgangsweise . Sie drücken es beständig bei jeder Wahl aus ! Es muß also ausdrücklich gut sein, was die Regierung macht…. 🙂

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      1. aristo sagt:

        Das wird ihnen einmal auf den Kopf fallen und dann gibts ein zu spätes Erwachen!

  • Horst Semmler sagt:

    Millionen qualifizierter Asiaten warten auf Einreisegenehmigung, aber die Behörden ziehen nicht des Lesens und Schreibens Kündige vor? Die sind die so dringend benötigen Fachleute? Österreich lehnt solch Fehlentwicklungen ab.

  • Michael sagt:

    Man könnte ja meinen Asyl sei ein Geschäftsmodel, wo mehrere Parteien dabei gewinnen. War es natürlich nie und wird es nie sein. Wer denkt denn so etwas? Immer nur gut und tolerant bleiben und nie so was Böses denken. 🙂

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  • Yayoi Yukino sagt:

    Sorry, der “Gastvater” soll lt. dem Artikel 23, die beiden Jugendlichen 16 bzw. 17 Jahre alt sein. Sohin besteht ein Altersunterschied zwischen “Gastvater” und den Jugendlichen von 7 bzw. 6 Jahren. Wie will der denn die entsprechende Autorität ausüben, um “Erziehungsarbeit” zu leisten?

    Was die Sätze anbelangt: die Höhe derselben ist eine bodenlose Frechheit! Jeder Alleinerzieher hat weniger zur Verfügung und muss genauso “Erziehungsarbeit” leisten – UND bekommt das sicher besser hin als ein 23-jähriger, der 2 Jugendliche im Alter von 16 bzw. 17 Jahren bei sich aufnimmt, denn Kinder sind das in meinen Augen nämlich keine mehr!

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    1. Michael sagt:

      Hallo,

      bezüglich deines Namens. War guter Zeichentrickfilm. Hatte ich in meinerKindheit gesehen. Sowas gibt’s heute nicht mehr

  • Dr.P sagt:

    Es gibt nichts Schlechtes, was nicht auch sein Gutes hat. Dadurch, dass die deutsche Ampel-Regierung ihr Geld in die ganze Welt hinaus schleudert, haben sie kein Geld sich aufzurüsten und so bleibt Ihre Kriegslüsternheit im Ukraine-Krieg im Sumpf ihrer Budgetnöte stecken. Wo kein Geld, da auch kein Krieg.

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    1. Gitte 06 sagt:

      Unsinn , Geld satt ! Die nehmen doch Kredite, also Milliarden-Sondervermögen auf !

  • Sauer müssen wir auf die Politiker sein ... sagt:

    … und nicht auf die, die schlau sind und das ausnützen.

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  • Blues sagt:

    Das traurige daran ist, dass die Politiker von diesen Umständen ja sehr wohl wissen. Sie finden halt nichts dabei.
    Kein Wunder, dass die AFD Jahr für Jahr dazugewinnt.

    Die Deutschen haben das selbe Problem mit ihrer Überregulierung und der falsch verstandenen Hilfsbereitschaft wie wir.

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  • hello sagt:

    Eh cool, wenn einer unternehmerisch tätig ist, wenn sie nichts arbeiten, ist uns auch nicht recht. Und die “Minderjährigen” gehören schließlich versorgt. Warum nicht in Großunterkünften. Warum muss jeder eine Wohnung bekommen?

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    1. hello sagt:

      Wohnung, wenn man sich eine Wohnung SELBER (max. nur die Unterstützung, die auch jeder Österreicher kriegt) leisten kann, wie wir Arbeitenden in Österreich auch.

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  • xxx sagt:

    Laut Wahlergebnis ist alles in bester Ordnung, warum die Aufregung!

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  • Pongo sagt:

    Wenn wir so deppert sind, habe ich kein Mitleid. Es ist schade um jeden Steuereuro, denn ich zwangsweise zu bezahlen habe.
    Da hilft mir kein Verein und NGO.

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  • Ana sagt:

    Fast 2.000,– um die Grundbedürfnisse zu decken?
    Hier spuckt man gerade jeder Alleinerzieherin ins Gesicht. Nach wie vor gibt es viele von uns, die zur Gänze ohne Alimente oder mit unter 50,– EUR Unterhalten leben.
    Selbst intakte Familien überleben derzeit nur schwer.

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    1. Gastleser sagt:

      Da darf es nicht wundern, dass man nach Rechts wählt und die EU als unnötigen Klotz am Bein sieht.
      Von den eigenen Landsleuten denen es nicht gut geht und keine derartigen Zuwendungen bekommen, ganz abgesehen. Für solche Zustände Steuern zu bezahlen ist eine Unverfrorenheit

    2. Blues sagt:

      Nach meinen Informationen sieht die Sache so aus:

      Zahlt der leibliche Vater keine oder zu wenig Alimente streckt der Staat vor und holt sich dann das Geld von ebendem.

      Ist der “Vater unbekannt” springt der Staat auch ein.

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  • bull sagt:

    Und gleichzeitig plappern Politiker, die diese Zustände verursachten von Erhöhung der Steuern und Anhebung des Pensionsalters….genau mein Humor!I
    Ich fordere persönliche Haftung für Politiker, denen Steuergeld anvertraut wird….empfindlichste Strafen…..ich wette in 10 Jahren wäre Österreich Schuldenfrei!

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  • Salonhirsch sagt:

    Gleichheitsgrundsatz: Kinderbeihilfe auf €4073 per Monat anheben.

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  • Terpetschnig sagt:

    Unfähigkeit dieser Regierung !

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  • Unschuldvermutung sagt:

    Wird wohl in Österreich auch ähnlich laufen,weshalb frei nach den Guten noch immer zu wenige Migranten ins Land gelassen werden,das ganze System scheint ein sehr gutes Geschäftsmodell zu sein,obendrein herrscht auch Zahlungssicherheit.Wenn man bedenkt,würden Eingeborene so viel Geld für die Kinder bekommen,wir hätten kein Nachwuchsproblem,schon die Hälfte dieser Summe wäre viel mehr als viele Familien,wo beide Eltern arbeiten gehen,mit Beihilfen als gesamtes Familieneinkommen haben,wir werden nur verarscht und das gewaltig,aber Hauptsache,dass die Guten solche tollen Menschen sind,die alles nur aus reiner Nächstenliebe tun.

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    1. Ketzer sagt:

      Karenzgeld ist verschwinden gering und wird, umso länger man zuhause beim Kind bleibt noch geringer. Aber gerade ein Neugeborenes benötigt auch viel Geld.
      Auch für Alleinerziehende ein blanker Hohn.
      Man spricht immer davon, dass Frauen immer noch den Großteil der unbezahlten Carearbeit leisten – warum bezahlt man sie nicht?! Wo sind da die Feministen und Gutmenschen???

      Ich denke auch, dass sich der demografische Wandel ganz schnell umkehren ließe, wenn junge deutsche, oder österreichische Familien nur annähern so viel Geld bekommen würden.

      Es reicht, die Menschen müssen auf die Straße, wie bei C damals, sonst wird sich nichts ändern.
      Sie spucken uns ins Gesicht und wir schlucken und ärgern uns im stillen Kämmerlein…

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  • Kritiker sagt:

    Alleine schon der Umstand, daß man ihm unbegleitete Jugendliche zur Betreuung anvertraut, sonst müssen das ausgebildete Sozialpädagogik sein. Das Geschäftsmodell widerspricht jeder staatlichen Regel.

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  • MarantJosef sagt:

    Wenn man als Familienvater sieht, wie wenig der Staat das Aufziehen eigener Kinder unterstützt, ist man fassungslos wegen dieser Gleichheitswidrigkeit.

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  • Der Leser sagt:

    Wir schaffen das.

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