Es sind dramatische Worte eines Arztes. Anonym berichtet er gegenüber dem “Standard” von flehenden Briefen an die Generaldirektion des Wiener Gesundheitsverbunds (Wigev). “Wir haben es satt, den Patienten dauernd erklären zu müssen, warum wir sie nicht rascher operieren oder behandeln können”, wird er zitiert.

Nur vier von acht OP-Tische benutzbar

Besonders dramatisch ist der Mangel an Anästhesisten. Seit Dezember des Vorjahres ist die Überwachungsstation deshalb bereits geschlossen. Wer nach einer Operation intensivere Betreuung braucht, kann in der Klinik Favoriten nicht mehr adäquat behandelt werden. Dazu ist nur die Hälfte der acht OP-Säle in Verwendung. Das sei im Sommer aber nichts Außergewöhnliches und habe es auch schon vor der Corona-Pandemie gegeben, wird eine Wigev-Sprecherin im “Standard” zitiert. Doch es wird befürchtet, dass aufgrund des Personalmangels auch im Herbst nur vier bis viereinhalb OP-Tische benützt werden könnten. Und das auch nur, wenn nicht noch mehr Mitarbeiter gehen.

Auch in der Klinik Favoriten ist die Lage dramatisch

Leistungen sollen ausgelagert werden

Schon jetzt müssen Ärzte und Pfleger regelmäßig aus anderen Kliniken einspringen, um den Dienstplan überhaupt aufrecht halten zu können. Weil der Personalmangel immer dramatischer wird, sollen Leistungen jetzt ausgelagert werden. Ab sofort können Anästhesisten “stundenweise oder für ganze Dienste angefragt und eingesetzt werden”. Als Stundenlohn gebe es bis zu 250 Euro brutto. Aktiv umworben werden Anästhesisten, die etwa in Zahnarztpraxen arbeiten und sich etwas dazuverdienen wollen. Auch Pensionisten sollen an den Arbeitsplatz zurückgelockt werden. Freilich nur als Zwischenlösung, wie der Wigev verspricht.