Die deutsche Studentin war nach den Klebe-Aktionen am Montag und am Dienstag durch die Polizei festgenommen und in die Justizanstalt Josefstadt überstellt worden. Den Antrag der Staatsanwaltschaft auf U-Haft lehnte das Wiener Landesgericht aber ab. Damit ist Windl wieder auf freiem Fuß. Die Entscheidung sei aufgrund des Grundsatzes zu “gelinderen Mitteln” gefallen, sagte Gerichtssprecherin Christina Salzborn. “Ihr wurde aber eingeschärft, für die Behörden erreichbar zu sein”. Die Staatsanwaltschaft könne nun Rechtsmittel gegen die Entscheidung einlegen.

Nur wenige Minuten nach ihrer Freilassung war Windl bereits bei der nächsten Blockadeaktion beim Praterstern anwesend.

Anja Windl erregte schon etliche Male mit ihren Klebe-Aktionen breite Aufmerksamkeit.APA/GEORG HOCHMUTH

Staatsanwaltschaft: Blockade von kritischer Infrastruktur hat "andere Qualifikation"

Anja Windl hatte sich gemeinsam mit anderen Mitgliedern der “Letzten Generation” zu Wochenbeginn mit einer speziellen Mischung aus Quarzsand und Sekundenkleber festbetoniert. Die Chaoten hatten an mehreren Stellen den Verkehr blockiert, unter anderem auf der Südautobahn A2 beim Knoten Vösendorf, der Südosttangenten A23 beim Altmannsdorfer Ast sowie am Wiener Ring. “Bei Verkehrsknotenpunkten wie Autobahnen handelt es sich um Teile der kritischen Infrastruktur”, sagte dazu Judith Ziska, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien. “Das ist eine andere Qualifikation.”

Die Fahrbahnen seien durch die Aktion überdies schwer beschädigt worden, zudem habe es schweres Gerät erfordert, die Klima-Chaoten von der Straße zu lösen. Eine Vertreterin der Staatsanwaltschaft habe sich bei einem Lokalaugenschein am Montag selbst davon überzeugt. Weil Windl auch nach einer Festnahme durch die Polizei am Dienstag erneut an den Betonieraktionen teilgenommen habe, habe Tatbegehungsgefahr bestanden. “Darum haben wir die Untersuchungshaft beantragt”, begründete Ziska das Vorgehen. Sie sei am Mittwochnachmittag in die Justizanstalt gekommen.

Anwalt erleichtert, "Letzte Generation" kritisiert "Repression"

Windls Anwalt Ralph Niederhammer erklärte, seine Mandantin sei erleichtert: “Sie ist sehr froh darüber, dass sie enthaftet wurde. Der Antrag auf U-Haft und die Überstellung in die Justizanstalt kam für uns sehr überraschend. Denn meine Mandantin hatte ja nicht die Absicht eine strafbare Handlung zu begehen, sondern sie hat für das Klima protestiert.”

Die “Letzte Generation” kritisierte die “erhöhte Repression” durch die Behörden. “Wenn die Behörden Menschen der Letzten Generation einsperren, nehmen andere Menschen ihren Platz auf der Straße ein”, hieß es in einem Statement. “Es ist unerträglich, dass Anja eingesperrt wird, weil sie sich für unser aller Überleben einsetzt”, erklärte eine Sprecherin. “Was die Behörden hier gerade tun, ist bedrohlich: sie gefährden zivilgesellschaftliches Engagement und damit unsere Demokratie.”

Mehrere Ermittlungen laufen zurzeit gegen Windl. Erst im August hatte das Landesgericht Wien einen von der Staatsanwaltschaft erhobenen Strafantrag wegen schwerer Sachbeschädigung in Zusammenhang mit einer Einfärbe-Aktion beim Pallas-Athene-Brunnen am 4. Mai zurückgewiesen. Parallel dazu läuft gegen die deutsche Studentin ein Verfahren, bei dem ihr die Ausweisung aus Österreich droht.