Die Zahl kommt trocken buchhalterisch daher, in Wirklichkeit spiegelt sie den nackten Wahnsinn: 7,8 Prozent Teuerung  im vergangenen Jahr, deutlich höher als in den meisten Ländern der Eurozone, bedeutet schlicht: Das Leben wird in Österreich unleistbar: Wohnungen, Lebensmittel, Strom, Sprit, Kosmetika – vom Restaurantbesuch und einem Hotelaufenthalt ganz zu schweigen. Eine derartige Inflationsrate im Jahresdurchschnitt gab es zuletzt in den 1970-er Jahren während er Ölkrise.

Sicher trägt die Regierung nicht die Verantwortung für jede Preisexplosion – aber auch andere Länder haben die Pandemie hinter sich und spüren die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs. Als Entschuldigungen taugt die gerne ins Feld geführte Argumentation nur bedingt. Die Probleme scheinen schon auch hausgemacht.

Entsprechend die Reaktionen der Opposition auf die Wirtschaftspolitik der türkis-grünen Führung: “Die Regierung führte Österreich bei der Jahresinflation auf den letzten Platz in Westeuropa und behauptete diesen ein ganzes Jahr“, hieß es in einer Aussendung der SPÖ. Die Maßnahmen der Regierung seien unzureichend gewesen. Jeder weitere Monat ohne Preissenkungen sei „eine Gefahr für Land, Leute und Wirtschaft“.

Kickl: "Kostenlawine durch völlig falsche Regierungspolitik"

FPÖ-Chef Herbert Kickl formulierte gewohnt knackig: “Dass die Österreicher im Vorjahr unter einer weit höheren Teuerung leiden mussten als die Bürger der meisten anderen Euro-Länder“, ist der in Zahlen gegossene Beweis dafür, dass diese extreme Kostenlawine durch eine völlig falsche Regierungspolitik hausgemacht ist.” Die Ursachen sah Kickl in den Lockdowns während der CoV-Pandemie, die die Wirtschaft „abgewürgt“ hätten, und einem „EU-hörigen Mitziehen beim Sanktionsregime“ gegen Russland.

Deftig auch die NEOS, die “von einem kompletten Versagen bei der Bekämpfung der Teuerung” sprachen. das die Inflation höher sei als in andern Ländern, sei das Ergebnis “der verfehlten Politik” der Koaliktion mit ihrer expansiven Budgetpolitik: “Mit „den ineffizienten und nicht zielgerichteten Geldgeschenken muss endlich Schluss sein“, die „Gießkanne gehört weg“.

Gewesslers Galgenhumor: "Der Weg weist nach unten"

Hätte sich die Inflation auf den Durchschnitt der Euro-Zone von 5,4 Prozent belaufen, „hätten die Menschen in Österreich für ihre Konsumausgaben 623 Euro weniger bezahlen müssen – pro Monat entspricht das 51,92 Euro“, rechnete das Momentum Institut vor.

Nur Klimaministerin Eleonore Gewessler (Grüne) versprühte Zweckoptimismus: „Der Weg weist nach unten“, betonte sie nach dem Ministerrat und wies auf Maßnahmen der Regierung wie die Stromkostenbremse hin. Zuletzt – von November auf Dezember – war die Entwicklung freilich eine andere.

Die Preise für Wohnung, Wasser und Energie stiegen im Vorjahr im Durchschnitt um 11,1 Prozent (nach 12,6 Prozent 2022). Haushaltsenergie verteuerte sich zwar langsamer als 2022 (plus 36,8 Prozent), aber dennoch weiter deutlich um 16,5 Prozent. Heizöl (minus 14,0 Prozent) war deutlich billiger, Strom mit minus 2,5 Prozent geringfügig.

Auch bei festen Brennstoffen fiel der Preisanstieg mit plus 8,9 Prozent markant niedriger aus als 2022 (plus 58,4 Prozent). Der Preis für Erdgas stieg um 55,2 Prozent (gegenüber 80,8 Prozent 2022). Fernwärme (plus 50,5 Prozent) wurde deutlich teurer (plus 31,9 Prozent 2022). Die Mieten (Neuvermietung) schließlich stiegen um 7,9 Prozent.

Kräftig stiegen die Preise in Hotels und der Gastronomie: um durchschnittlich 12,2 Prozent (gegenüber plus 8,9 Prozent 2022). Das Schnitzel, das oft als Gradmesser herhalten muss, war im Schnitt um 13,3 Prozent teurer als noch ein Jahr zuvor. Essen in Kantinen wurde um elf Prozent teurer.

In der von der Statistik Austria erhobenen zentralen Ausgabengruppe „Verkehr“ insgesamt fiel die Teuerung (plus 1,7 Prozent) deutlich moderater aus als 2022 mit plus 16,2 Prozent. Die Treibstoffpreise entwickelten sich volatil und sanken auf Jahressicht um 8,7 Prozent, waren gleichzeitig aber mit einem Anstieg zum Jahresende hin verantwortlich für eine Umkehr des Trends nach oben.

"Der Weg weist nach unten", sagt Ministerin Gewessler. In Slowenien schon, da kostet der Diesel aktuell 1,38 Euro. Bei uns kostet er 25 Cent mehr.