Abschiebungen aus Österreich finden statt – aber kaum bei Afghanen und Syrern, den mit Abstand größten Gruppen von Asylwerbern. Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) behauptet, Rückführungen in diese Länder seien „rechtlich nicht möglich“. Doch an dieser Aussage gibt es berechtigte Zweifel.

Tatsächlich wird bereits Abschiebungen in diese beiden Länder abgeschoben – wenn auch in geringem Ausmaß. Besonders brisant: Erst kürzlich bestätigte der Verfassungsgerichtshof, dass Abschiebungen nach Afghanistan zulässig sind. Es fehlt also nicht an der rechtlichen Grundlage, sondern am politischen Willen.

Der Verfassungsgerichtshof (Bild) bestätigte im vergangenen Jahr: Abschiebungen nach Afghanistan sind zulässig.APA/GEORG HOCHMUTH

Karner beklagt Bandenkriminalität, handelt aber nicht

In der ZiB 2 warnte der Innenminister vor wachsender Bandenkriminalität – und nannte dabei explizit „syrische und afghanische Banden“. Gleichzeitig erklärte er, Abschiebungen nach Syrien und Afghanistan seien „derzeit nicht möglich“ – obwohl 70 Prozent der Asylanträge im vergangenen Jahr von Migranten aus diesen beiden Ländern gestellt wurden.

Gerhard Karner (Bild) beklagt in der „Zeit im Bild 2“: Ihm fehlen die rechtlichen Grundlagen, um nach Afghanistan und Syrien abschieben zu können.ORF/ZiB2/Screenshot

Auf europäischer Ebene stehe das Thema zwar auf der Tagesordnung, wie Karner betonte, es werde „mittlerweile intensiv diskutiert“, und Beamte des Innenministeriums seien bereits zu Gesprächen nach Kabul gereist. Doch konkrete Maßnahmen? Fehlanzeige.

Abschiebungen in die Slowakei – aber nicht nach Damaskus und Kabul

Die Mehrheit der Österreicher will Abschiebungen nach Syrien und Afghanistan – sofort, nicht erst nach endlosen EU-Diskussionen. Kein Wunder: Von den 433.142 Asylanträgen zwischen 2015 und 2024 kamen 122.967 von Syrern und 95.018 von Afghanen. Während rund 85 Prozent der Syrer Schutz erhielten, wurde mehr als die Hälfte der afghanischen Anträge abgelehnt.

Die meisten Anträge kommen – mit Abstand! – aus Syrien und Afghanistan.IMAGO/Wolfilser

Zwar wurden 2024 mehr Menschen abgeschoben als in den Jahren zuvor, doch die meisten davon waren EU-Bürger, Türken oder Serben.

5.952 Migranten wurden gegen ihren Willen außer Landes gebracht, davon 5.207 in ihre Herkunftsländer, der Rest im Rahmen von Dublin-Verfahren in andere EU-Staaten. Spitzenreiter: Slowaken (1.807) – die meisten davon Bettler und Obdachlose.

Und Syrer? 238 Dublin-Überstellungen und nur 39 Abschiebungen – das ist wenig, aber mehr als nichts. Afghanen? In der Statistik werden sie nicht einmal erwähnt.

VfGH bestätigt: Abschiebungen nach Afghanistan sind rechtens

Die obersten Instanzen haben Abschiebungen nach Afghanistan allerdings für zulässig erklärt.

Ein 28-jähriger Afghane versuchte, seine Abschiebung durch eine Beschwerde gegen ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichts von 2022 zu verhindern – und scheiterte. Der Verfassungsgerichtshof bestätigte das Urteil am 13. Juni 2024. Die Begründung: Der Asylwerber verfügt über ein „weitreichendes familiäres Netzwerk“ in Afghanistan. Seine Familie ist wirtschaftlich abgesichert. Eine individuelle Gefahr für Leib und Leben besteht nicht mehr.

Der Verfassungsgerichtshof (VfGH) bestätigte das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts. Im Bild: VfGH-Vizepräsidentin Verena Madner und VfGH-Präsident Christoph GrabenwarterAPA/GEORG HOCHMUTH

Wörtlich heißt es in dem Urteil: „Der Beschwerdeführer ist durch den angefochtenen Bescheid weder in einem verfassungsgesetzlich gewährleisteten Recht noch infolge Anwendung einer gesetzwidrigen Norm in seinen Rechten verletzt worden.“

Abschiebungen nach Afghanistan sind somit zulässig – sie finden nur (fast) nicht statt. Der Innenminister könnte handeln. Sofort.

PS: Der exxpress hat das Innenministerium um eine Stellungnahme gebeten. Diese steht noch aus.

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Kommentare

  • Gültig „gegen“ Grün, ÖVP, SPÖ und NEOS wählen und Freundschaft mit Russland! 🤩 ÖXIT und der Weg wird frei für den Weltfrieden. ☮️ sagt:

    Ein weiteres „Bweismittel“, das zeigt, wie uns die ÖVP „anlügt“.

    ———

    »»»Achtung««« Der Profilnamenfälscher ist immer noch aktiv.

    Hier werden verstärkt einige Profilnamen, in böswilliger Absicht, dazu missbraucht um Fake-News, Links-Propaganda, Diskreditierungen und Beleidigungen zu verbreiten.

    Der Fälscher zielt darauf ab mit allen Mitteln die Kommentarfunktion von Exxpress zu stören.

  • Maximus sagt:

    Die Zahl die der Herr Karner von knapp 6000 Abschiebungen genannt hat, ist mit Vorsicht zu genießen, da man teilweise Personen bis zu 30mal im Jahr abgeschoben hat (vor allem Personen von Nachbarstaaten, die immer wieder zurückkommen) und solche als 30 Abschiebungen zählen. Man kann also die Zahl sicher durch 10 dividieren, dann bekommt man wahrscheinlich die tatsächliche Anzahl an einzelnen abgeschoben Personen heraus.

  • Snoopy sagt:

    Warum sollte er ? hr.karner ist ein redner aber kein macher. Im versprechen abgeben ist er gross, hat aber noch keines davon gehalten. Dja övp eben. Das werden die schlechtesten 5 jahre die österr. Je hatte. Und als sahnehäubchen sind wir am ende dieser regierung unsere neutralität los und bei der nato. Na vielen dank auch.

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  • MP sagt:

    Ja, warum handelt der Innenminister nicht? Weil ihm jegliche Handlung fern liegt. Ihm genügt es anzukündigen und dann zur Tagesordnung überzugehen.

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  • Omega sagt:

    In der ZiB 2 warnte der Innenminister vor wachsender Bandenkriminalität – und nannte dabei explizit „syrische und afghanische Banden“. Und vergisst die Bandenkriege zwischen Türken und Tschetschenen, wobei man selbstverständlich sowohl Türken wie auch Tschetschenen abschieben kann. Es hängt nicht am Dürfen, es hängt vielmehr am Wollen und da lässt vieles zu wünschen übrig.

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  • Lebertran Pepi sagt:

    Die armen ÖVP nahen Quartiergeber und die linken Asylanwälte und Psychologen werden dann ja um ihre Geschäftsgrundlage gebracht!

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  • Cleo suess sagt:

    Nicht umsonst sagt der Volksmund:”Der größte Dreck schwimmt immer oben”

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    1. Erwin Tripes sagt:

      und weil dieser Innenminsiter ein unaussprechlicher Wortinhalt ist.

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  • Truk sagt:

    Die Taliban wären auch bereit ihre Bürger zurückzunehmen, wenn wir diplomatische Beziehungen zu ihnen aufnehmen. Wäre besser Fr.MeinlReisinger würde nach Afghanistan reisen,anstatt einer Ukraine Wallfahrt um den hl.Wolodomir zu preisen.

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  • Knuffi sagt:

    Liebe Exxpress Redaktion! Wollen sie wirklich die österreichische Raketenindustrie gefährden? Dieser junge und zart aufkeimende Hoffnungsträger der heimischen Wirtschaft! Ich muß sie doch sehr bitten!

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  • Keingutmensch sagt:

    Ist doch logisch, warum sollten Rotgrünschwarzneos zukünftiges willfähriges Wahlvieh abschieben…

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