In „Fellner! LIVE“ auf oe24.TV ging es hoch her: Ex-FPÖ/BZÖ-Politiker Peter Westenthaler konfrontierte SPÖ-Urgestein Josef Cap mit der Erfolgsbilanz des argentinischen Präsidenten Javier Milei.

Westenthaler führte an: Inflation von 26 auf 1,6 Prozent (Monatswert) gedrückt, Wirtschaftswachstum auf Rekordkurs, Armut rückläufig, Defizit in Überschuss gedreht, Staatsschuldenquote bei 73 Prozent des BIP (unter Österreich) – und 40.000 überzählige Beamte via natürliche Fluktuation abgebaut.

Tatsächlich haben Mileis spektakuläre Erfolg auch bei linken Ökonomen zu einem Umdenken geführt. Sie tun such mittlerweile mit Abwiegeln schwer.

Mitte-links-Ökonom: „Milei hat mich eines Besseren belehrt“

Der US-Wirtschaftsforscher Noah Smith, der sich selbst als „ziemlich Mitte-links“ bezeichnet, räumt auf seinem Blog „Noahpinion“ ein: „Ich habe mich getäuscht: Die freie Marktwirtschaft funktioniert erstaunlich gut.“ Und weiter: „Jahrelang kritisierte ich den Neoliberalismus. Mileis Experiment hat mich eines Besseren belehrt.“

Neben der sinkenden Inflation überrascht Smith die schnelle Erholung. Er erwähnt das Wirtschaftswachstum von 5,8 Prozent des BIP im ersten Quartal, eine Steigerung des Privatkonsums um 11,6 Prozent, eine Senkung der Armutsquote von 53 auf 38,1 Prozent, sowie eine spektakuläre Steigerung des Mietangebots um 195 Prozent in Buenos Aires, bei gleichzeitig sinkenden Medianmieten um zehn Prozent nach Ende der Mietpreisbindung. Die ewigen Warnungen vor Austerität seien „zumindest manchmal“ übertrieben, gesteht der Ökonom auf seinem Blog nun.

Peinlicher Kontrast: Stiglitz und Chávez

Smith erinnert gleichzeitig an den Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz: Der Liebling der Linken lobte im Jahr 2007 Venezuelas damaligen Staatspräsidenten Hugo Chávez überschwänglich – danach stürzte das Land wirtschaftlich ab. 2022 pries Stiglitz Javier Mileis Vorgängerregierung für ihren Anti-Austeritätskurs; zwei Jahre später lag die Jahresinflation bei 1500 Prozent. Noah Smith kritisiert: „Stiglitz wurde für diese dramatischen Fehleinschätzungen nie zur Rechenschaft gezogen.“

Der linke Ökonom zieht eine ehrliche Schlussfolgerung: „Wenn libertäre Ansätze in der Wirtschaftspolitik in Lateinamerika so viel weniger katastrophal sind als linke Ansätze, sollte uns das zeigen, dass wir uns zu sehr in Richtung Anti-Neoliberalismus verschossen haben.“

Cap setzt auf Abwehr: „Alles Fake-Daten!“

Einen lässt das alles kalt: Josef Cap. Er ist zwar nicht mehr in der österreichischen Politik aktiv, prägte sie aber jahrzehntelang entscheidend mit. 34 Jahre lang war er SPÖ-Abgeordneter im Nationalrat, von 2001 bis 2007 als Klubvorsitzender. Nach dem Ende seiner Polit-Karriere wurde er zum Stammgast auf OE24.TV, wo er seither regelmäßig in TV-Duellen gegen Westenthaler antritt. Auf Milei angesprochen, meinte Cap schlicht: „Der ist ja nicht dicht. Das ist ja kein Präsident.“

Zu den Zahlen hat er eine andere Erklärung als US-Ökonom Smith, sie ist etwas schlichter: „Das sind lauter Fake-Daten. … Die können sie sich in Argentinien alle in die Haare schmieren.“ Milei agiere wie Trump: „Der wechselt den Statistikchef aus und sagt: ‚Ab jetzt liefert ihr die Statistiken, die ich will‘“. Nähere Details nannte der Ex-Politiker nicht. Seine inhaltliche Auseinandersetzung mit Argentiniens Wirtschaftsaufschwung erschöpft sich im Wesentlichen in diesen Anschuldigungen.

Datenlage: Offiziell, nicht „Fake“

Ergänzend sei erwähnt: Die aktuellen Wirtschaftsdaten zu Argentinien stammen aus offiziellen Quellen wie der argentinischen Zentralbank, dem Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank und anderen internationalen Organisationen. Das gilt etwa für die drastische Senkung der Inflation und den Budgetüberschuss: Beide werden von Berichtsdaten des IWF und der argentinischen Zentralbank bestätigt. Diese Daten sind öffentlich zugänglich und werden von verschiedenen internationalen Institutionen überwacht.

Man kann über Interpretationen streiten – aber nicht über die Existenz der Daten.

Netzreaktionen: Libertäre & Agenda Austria

Auf X polterte ein österreichischer Libertärer: „Wenn bornierte Sozialisten wie Hr. Cap nicht mehr weiter wissen, sind die argentinischen Wirtschaftsdaten plötzlich ‚Fake-Daten‘ …“ Und dann sehr scharf: „Wir müssen uns demokratisch dagegen wehren, dass solche Menschen unser Land ruinieren.“

Auch Franz Schellhorn, Direktor des Wiener Think-Tanks Agenda Austria, stichelt. Unter Verweis auf Argentiniens jahrzehntelange Wirtschaftsmisere, die hierzulande kaum Beachtung fand, kommentiert er: „Wenn die Peronisten das Land in den Abgrund führen, ist alles gut. Wenn Milei nach 18 Monaten wirtschaftliche Erfolge vorweisen kann, sind plötzlich die Statistiken gefälscht.“