Ein palästinensischer Aktivist bringt die Debatte über die Hungerkrise in Gaza ins Wanken: Ahmed Fouad Alkhatib, in Gaza geboren und seit Jahren scharfer Hamas-Kritiker, berichtet, die Terrororganisation habe während der Notmonate 2025 „buchstäblich tonnenweise“ Säuglingsmilch, Kinder-Nährshakes und Milchpulver in geheimen Lagern des Gaza-Gesundheitsministeriums versteckt. Nicht aus Chaos – sondern mit Absicht.

Der Vorwurf ist brisant: Statt Hilfsgüter zu verteilen, habe die Hamas sie demnach gezielt zurückgehalten, um die humanitäre Katastrophe zu verschärfen – und Israel international als Verursacher einer Hungersnot darzustellen.

„Hungersnot-Narrativ“ als Strategie

Alkhatib schreibt auf X, die Hamas habe eine Katastrophe mit Ansage provozieren wollen. Seine Kernkritik: Je schlimmer die Bilder aus Gaza, desto größer der Druck auf Israel – und desto leichter lasse sich die internationale Meinung manipulieren.

Er nennt zwei Ziele: Israels Militäroffensive politisch zu stoppen und die Rückkehr des alten UN-Hilfsmechanismus zu erzwingen – weg von der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF), die Israel gemeinsam mit den USA als neues Verteil-System aufgebaut habe.

Videos zeigen entsorgte Bestände

Entscheidend seien laut Alkhatib die Bilder nach dem Waffenstillstand vor zwei Monaten: Aktivisten im Gazastreifen dokumentieren Berge verdorbener Babynahrung, die nun entsorgt werden.

In sozialen Netzwerken kursieren Aufnahmen mit arabisch beschrifteten Kartons und Säcken voller Säuglingsmilch und Kinder-Nährpulver auf Müllhalden. Für Alkhatib ist das der Beleg: Die Ware sei monatelang gehortet worden – und werde jetzt entsorgt – ein Teil davon offenbar verdorben – während nach der Waffenruhe wieder Hilfsgüter in großer Menge eintreffen.“

Hungerkrise 2025: Blockaden, Schockbilder, GHF-Streit

Im März 2025 zerbrach die Waffenruhe, Israel stoppte danach zeitweise Hilfslieferungen. Bilder unterernährter Kinder gingen um die Welt, die Hungerdebatte explodierte.

Israel reagierte mit der GHF, doch das System wurde von anderen humanitären Einrichtungen rasch kritisiert – etwa weil die Verteilzentren in gefährlichen Zonen lägen und es wiederholt zu tödlichen Zwischenfällen gekommen sei. Die Hamas warnte Palästinenser zudem davor, zu GHF-Stellen zu gehen. Nach der Waffenruhe fährt nun wieder vor allem die UNO die Verteilung hoch.

Müllhalden ungenutzter Nahrung für SäuglingeX/@afalkhatib/Screenshot

Alkhatib sieht darin Hamas-Kalkül: Je dramatischer die Krise, desto eher rutscht die Weltpolitik zurück zur UN-Struktur, die die Hamas leichter beeinflussen könne.

Israel widerspricht den Kritikern

Israel weist seit Monaten zurück, absichtlich eine Hungersnot zu verursachen. Die Regierung argumentiert, Hilfe komme vor allem wegen Plünderungen nicht bei der Bevölkerung an.

Explosiv ist auch die innenpolitische Dimension: Alkhatib sagt, er und viele andere Aktivisten hätten schon im Juli, August und September 2025 vor dem Horten gewarnt – seien dafür sogar im Westen attackiert, bedroht und diffamiert worden. Für ihn ist klar: Pro-Palästina bedeute auch, Hamas-Propaganda und Manipulation offen zu benennen.

Sollten Alkhatibs Vorwürfe stimmen, wäre das ein Schlüsselmoment in der Hunger-Debatte: Nicht nur Krieg und Blockaden, sondern auch Hamas-Strategie hätte die Not verschärft – auf dem Rücken von Babys und Kindern. Der Aktivist fordert deshalb, Mitgefühl mit der Zivilbevölkerung müsse mit klarer Verantwortung für die Hamas einhergehen.