Die denkwürdige Stellungnahme Annalena Baerbocks (Grüne) fiel während ihres China-Besuchs. Reporterin Dong Xue vom chinesischen Auslands-Fernsehsender CGTN konfrontierte die deutsche Außenministerin mit dem Sabotageakt: „Der Anschlag auf die Nord Stream-Pipeline hatte nachhaltige Auswirkungen auf den globalen Energiemarkt und die Umwelt“, aber auch auf internationales Recht, hält Xue eingangs fest. Nun würde sie gerne wissen, wie die deutschen Ermittlungen geführt werden, und ob Baerbock eine vom UN-Sicherheitsrat eingesetzte Untersuchungskommission befürworte.

Auf die Frage nach einer internationalen Untersuchungskommission ging Baerbock nicht ein. Dafür widersprach sie umgehend der eingangs gefallenen Feststellung bezüglich der nachhaltigen Auswirkungen: Nein, die Anschläge hätten keinerlei weltweite Auswirkungen gehabt, weder auf die Umwelt noch auf die Energiesicherheit. Denn es sei ja kein Gas mehr geflossen.

"Anschlag hatte überhaupt keine weltweiten Auswirkungen"

Baerbocks Begründung im Wortlaut:

„Wir haben ja die Nord Stream 1 Leitung und die Nord Stream 2 Leitung. Vor dem russischen Angriffskrieg wurde die Nord Stream 1 Leitung genutzt. Die Kontroverse war um die Nord Stream 2 Leitung. Das heißt, Sie hatten gerade gesagt, dass es durch den Anschlag weltweite Turbulenzen gegeben hätte. Das stimmt nicht, weil durch die Nord Stream 2 Leitung überhaupt kein Gas geflossen ist, insbesondere weil nach dem Ausbruch des russischen Angriffskriegs dann ja die russische Seite auch die Gaslieferungen weiter reduziert hat. Das heißt: Dieser Anschlag hatte überhaupt keine weltweiten Auswirkungen.“

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem chinesischen Außenminister Qin Gang (r.) wurde Annalena Baerbock (l.) mit der Frage zu dem Nord-Stream-Sabotageakt konfrontiert.APA/AFP/POOL/Suo Takekuma

Gaspreis stieg umgehend um 14 Prozent

Baerbocks Behauptung lässt aufhorchen. Richtig ist: Die Anschläge hatten keine unmittelbare Auswirkung auf die Gasversorgung, da die Leitungen zum damaligen Zeitpunkt nicht für den Gasimport benutzt wurden. Allerdings befand sich sehr wohl Gas in den Pipelines – wie jeder weiß, der die Aufnahmen von den drei Gaslecks in Erinnerung behalten hat. Die Folgen waren massiv – nicht nur für die Umwelt.

Die Gaslecks verursachten Blasen an der Wasseroberfläche.Schwedische Küstenwache / Handout/Anadolu Agency via Getty Images

Der Preis für Erdgas ist infolge der drei Lecks am europäischen Markt umgehend um 14 Prozent gestiegen. Der Preis des Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas zur Lieferung im Oktober sprang in der Spitze um 14 Prozent auf 212 Euro für eine Megawattstunde nach oben. Der Kontrakt für den Jänner-Termin 2023 legte um gut elf Prozent auf knapp 234 Euro zu. Der TTF-Kontrakt gilt als Richtschnur für das Preisniveau am europäischen Erdgasmarkt.

Was die deutsche Außenministerin hier sagt, stimmt also nicht. Die Folgen waren dramatisch und nicht im Interesse Deutschlands – sehr, sehr höflich formuliert. Deutsche Twitter-Nutzer fragen sich: Warum verharmlost unsere Außenministerin einen so schwerwiegenden Sabotageakt gegen Deutschland?

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock sieht keine gravierenden Konsequenzen des Sabotageakts – im Gegensatz zu einer chinesischen Journalistin.APA/AFP/POOL/Suo Takekuma

Zu laufenden Ermittlungen will sich Baerbock nicht äußern

Baerbock räumt danach ein: „Nichts desto trotz: Anschläge auf kritische Infrastruktur, dem muss man nachgehen, weil man weiß ja nicht, was in Zukunft passiert.“ Deshalb definiere Deutschland Sicherheit in seiner nationalen Sicherheitsstrategie viel breiter, auch mit Blick auf den Schutz von kritischer Infrastruktur.

Zuletzt kommt die Außenministerin noch auf die „Aufarbeitung des Nord Stream Anschlags“ zu sprechen. Hier sei es so, „dass Deutschland selbst über den Bundesstaatsanwalt die Ermittlungen aufgenommen hat. Zugleich haben die nordischen Anrainerstaaten, weil sie ja auch mitbetroffen sind mit Blick auf ihre Gewässer, diese Investigationen aufgenommen. Da wir in einem Rechtsstaat sind, kann ich politisch dazu keine Aussagen machen, sondern wenn alle Ermittlungsergebnisse vorliegen, können wir das Ergebnis dazu präsentieren.“

Berlin weiß also offiziell nichts. Eine internationale Kommission soll daran anscheinend auch nichts ändern zurzeit.

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Kommentare

  • iris Schnyder sagt:

    Atomkraftwerke abschalten und Atomstrom in Frankreich kaufen, ist wie beim Nachbar Kacken damit es Daheim nicht stinkt.

  • SCHU sagt:

    Ist die mit der Gewessler verwandt, oder haben die nur die gleiche Bildung????

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  • AutochToni sagt:

    Es hat sich jetzt erwiesen, was ich die ganze Zeit schon gesagt habe. Die Panik es würde eine Gasknappheit entstehen, wurde unnötig medial geschürt und hat nie den Tatsachen entsprochen. Anfang November lagen 34 Schiffe mit LNG vor Europas Küsten, ohne einen Hafen anzusteuern. Die Panik treibt natürlich die Preise hoch und hat somit in diesem Fall Putin genützt. Im Fall von Corona waren es die Testanbieter und Pfizer.

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  • Skeptiker sagt:

    Ja, sehr schade, wie schnell man alles mühsamst aufgebaute zerstört. Österreich hampelt hinter Deutschland her, wie ein Schoßhunderl. Also, auch nicht besser. Diese Zerstörung hat eindeutig System.

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  • Springtime sagt:

    Die Causa Nordstream kommt den EUhörigen Grünen sehr zugute. Man nutzte sofort die Gunst des Falles, um eigene Pläne umzusetzen. Teures LNG umweltzerstörerisch aus Übersee importiert um andere Länder finanziell zu unterstützen (die es ohnehin nicht notwendig hätten), bodenversiegelnde Wind- u. Solarparks, teurer Atomstrom aus anderen Ländern, neue Auflagen und Gesetze zum Stromsparen für die Zivilbevölkerung. Gleichzeitig die E-Mobilität und Digitalisierung pushen, um die Gegenwirkung zu erzeugen. Die Bevölkerung verliert gleichzeitig durch die Teuerung die Kaufkraft, Produktionsbetriebe wandern ab – läuft eigentlich alles für Baerbock & Co. Ist halt nur so, dass sie nicht hell genug auf der Platte ist, um ihre hämische Freude an der Zerstörung zu verbergen. Man möge mir meine Direktheit verzeihen. Hoffe dennoch auf Veröffentlichung des Kommentars, weil ich die Sicht auf das Ganze als sehr wichtig empfinde.

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  • Petzi sagt:

    Die wissen es wer die Pipeline gesprengt hat….
    Keiner ist an Aufklärung interessiert…außer Russland, China und Brasilien…

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  • GanzEhrlichundDirekt sagt:

    Die Meldungen dieser Person müssen medial einfach ignoriert werden. Von nix kommt halt nix. Welchen Mehrwert für die Bürger Deutschlands und Gesamt-Europas haben die Aussagen dieser Amtsträgerin – ausser diplomatische Verstimmungen – gebracht? Genau: GAR NIX!

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  • Fritz sagt:

    Ich werde einfach den Verdacht nicht los, dass die bei der für den Menschen notwendigen Hirnverteilung aus biologischen Gründen gerade abwesend war.
    Abgesehen davon, wäre es vielleicht auch notwendig, dass wir uns vorrangig um die biologische Intelligenz und deren Einsatz anstatt um die künstliche kümmern sollten.

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  • Schmok sagt:

    Die wusste davon

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  • Anton Hirsch sagt:

    Bin mal gespannt wer das gewesen ist.

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