Jetzt warnt NGO: Krisen-Winter gefährdet Europas Wälder
Die Tage werden kürzer, die Nächte kälter. In Europa steigt die Angst vor dem Winter, die Sorge vor der großen Energie-Krise. Um die Wohnung halbwegs heizen zu können, greifen viele Bürger auf Holz zurück. Nach Ansicht von Aktivisten ist das eine Katastrophe für die ohnehin gefährdeten Wälder Europas.
NGOs und Wissenschaftler warnen davor, dass ein höherer Holzverbrauch die Gefahr birgt, dass die schwindenden Wälder dezimiert werden und der illegale Holzschlag zunimmt – eine Behauptung, die die Industrie entschieden zurückweist.
Hitze hat den Wäldern bereits geschadet
Die Abholzung geschützter Wälder zur Gewährleistung der Energiesicherheit sei “verrückt” und “sehr, sehr zerstörerisch”, sagte Katalin Rodics, Biodiversitätsaktivistin bei Greenpeace Ungarn, die darauf hinwies, dass die Wälder in Ungarn bereits durch die extreme Hitze dieses Sommers geschädigt worden seien.
Lieber frieren als Bäume fällen?
Die Aktivisten fürchten, dass die Abholzung von Wäldern es schwieriger machen, die Klimaziele der EU zu erreichen. Zudem würden bei der Holzverbrennung schädliche Schadstoffe wie Feinstaub freigesetzt werden, die mit einer Reihe von Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht werden. Holz zu verheizen, um Gas zu sparen, ist für sie also keine Lösung.
Die Sanktionen gegen Russland und die Gas-Krise treiben aber auch viele Österreicher jetzt auf den “Holzweg”. Wie dramatisch die Situation ist, zeigte bereits im Hochsommer ein Blick auf die Trends der Suchanfragen im Internet: Brennholz ist begehrt wie nie. Und das in ganz Europa …
Rumänien hat den Holzpreis gedeckelt, Polen verbrennt alles
In Rumänien etwa, wo bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung mit Holz heizt, hat die Regierung den Preis für Brennholz gedeckelt, um die Energierechnungen niedrig zu halten – eine Maßnahme, die nach Ansicht des WWF den illegalen Holzeinschlag fördern könnte. Gegen Rumänien läuft bereits ein EU-Vertragsverletzungsverfahren, weil es den illegalen Holzeinschlag in seinen Natura-2000-Schutzwäldern nicht unterbunden hat. Lokalen Medienberichten zufolge hat die Slowakei im Sommer bereits einen Anstieg des illegalen Holzeinschlags und Holzdiebstahls verzeichnet.
In Polen ermutigte Jarosław Kaczyński die Menschen, “fast alles zu verbrennen, natürlich abgesehen von Reifen und ähnlich schädlichen Dingen”, um sich angesichts einer drohenden Kohleknappheit, von der etwa zwei Millionen Haushalte betroffen sein werden, warm zu halten.
Brüssel sieht keinen Zusammenhang mit der Energiekrise
Ein Sprecher der Europäischen Kommission sagte, Brüssel habe Kenntnis von Medienberichten, in denen vor einem möglichen Anstieg des Holzeinschlags in Ländern wie Ungarn gewarnt werde, könne aber nicht bestätigen, dass es einen Anstieg gebe und dass es einen Zusammenhang mit der Energiekrise gebe.
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