Kopftuch-Streit: Wallner für Verbot für Minderjährige – „Kinder vor Zwang schützen“
Integrationsministerin Claudia Plakolm (ÖVP) treibt das Kopftuchverbot für Unter-14-Jährige an Schulen voran – und erntet dafür heftige Kritik. Pater Karl Wallner (Missio Österreich) stellt sich auf exxpressTV hinter sie: „Religionsfreiheit heißt nicht, Kinder zu unterdrücken oder zu manipulieren.“
Pater Karl Wallner auf exxpressTV: „Religionsfreiheit heißt nicht, Kinder zu manipulieren“. Der Missio-Nationaldirektor unterstützt das Kopftuchverbot für Unter-14-Jährige.EXXPRESSTV/EXXPRESSTV
Der österreichische Missio-Nationaldirektor Pater Karl Wallner warnt im Gespräch mit exxpressTV vor einem gefährlichen Missverständnis: Religionsfreiheit bedeute nicht, Minderjährige religiösem Druck auszusetzen. Anlass ist die Debatte um das von Familien- und Integrationsministerin Claudia Plakolm (ÖVP) geplante Kopftuchverbot für Unter-14-Jährige an Schulen.
Kopftuchpflicht für Minderjährige nicht im Sinne Österreichs
Wallner macht gleich zu Beginn klar: Hier werde kein religiöses Gebot unterdrückt. „Im Koran gibt es keine Pflicht zum Kopftuch für Minderjährige.“
Überdies verweist er auf persönliche Begegnungen mit Frauen aus Ländern mit Kopftuchzwang, etwa zahlreiche Konvertitinnen aus dem Iran: „Wir haben viele, die aus dem Iran kommen oder aus anderen Ländern, die getauft worden sind. Und die Frauen haben alle das Kopftuch als maximale Repression empfunden.“ Diesen Zwang gegenüber Minderjährigen zuzulassen, erscheint P. Karl Wallner als der falsche Weg: „So etwas jetzt Minderjährigen anzutun und sie schon in eine öffentliche religiöse Schiene zu schieben, entspricht nicht dem, was sein soll in unserem Land.“
Ein Kopftuchverbot sei daher keine Einschränkung der Religionsfreiheit, sondern ein Schutz der Schwächsten: „Bei uns gibt es Religionsfreiheit, aber nicht die Freiheit einer Religion, Minderjährige zu manipulieren und zu unterdrücken.“
„Nicht alle Religionen funktionieren immer gleich“
Wallner kritisiert eine naive Gleichsetzung aller Glaubensrichtungen: „Religion ist nicht wie verschiedene Bierflaschen, die alle dieselbe Form haben – nur das Etikett ist anders.“ Man müsse verstehen, wie eine Religion etwas interpretiert und was sie bewirkt: „Man muss immer in eine Religion hineinschauen, wie sie etwas versteht und etwas tut.“
Er bringt ein pointiertes Beispiel: „Würden wir zum Beispiel den Zölibat 14-Jährigen auferlegen, dann würden auch alle schreien.“ Der entscheidende Unterschied: Solche Entscheidungen seien im Christentum freiwillig. „Das ist etwas, was bei uns total freiwillig ist.“ Und: „Das Kreuz ist ein Zeichen, das für Freiheit steht und für Liebe.“
Dagegen sei eine Verschleierungspflicht für junge Mädchen kein freiwilliges religiöses Zeichen und für Minderjährige unzumutbar: „Ab 14 können die ja dann entscheiden.“ Auch in Österreich gelte: „Der Staat hat das Recht zu sagen: Hier gibt es einen Punkt, wo wir die Kinder schützen müssen vor einer zu frühen Manipulation.“
„Religionsfreiheit ist nicht die Freiheit, gegen Menschenrechte zu handeln“
Wallner erläutert: „Die Religionsfreiheit, wie wir sie verstehen, ist eine Freiheit, die Religion auszuüben – aber nicht die Freiheit einer Religion, Dinge zu tun, die grundsätzlichen Menschenrechten und Werten entgegenstehen.“ Deshalb müsse der Staat handeln: „Der Staat hat das Recht und die Pflicht abzuwägen: Religionsfreiheit, Schutz von Minderjährigen, öffentliche Darstellung.“
Und der Ordensmann mahnt: „Wir dürfen einfach nicht naiv sein.“ Ein Blick in Länder mit muslimischer Mehrheit zeige, wie wichtig eine klare Linie sei: „Wenn ich daran denke, wie Christen in Ländern mit islamischer Mehrheit behandelt werden, muss man sagen: Alles, was wir hier mit Muslimen, die zu uns gekommen sind, tun, ist maximal human.“
Schockierende Szene aus Syrien: Gewalt gegen Ehefrau als Zeichen von Liebe
Besonders erschüttert hat Wallner eine Begegnung im Bürgerkriegsland Syrien. Dort sprach er mit einem Mädchen namens Helen, das ein Attentat nur überlebte, weil sie zwei Minuten zu spät zur Messe gekommen war. Ihre beste Freundin starb beim Anschlag am 22. Juni in der Mar-Elias-Kirche.
Helen berichtete, ihre verheirateten muslimischen Freundinnen würden sagen: „Wenn der Mann sie nicht schlägt, liebt er sie nicht.“ Für Wallner war das ein brutaler Einblick: „Da ist mir das so aufgegangen.“ Es sei ein extremes Beispiel dafür, wie tief Manipulation wirken könne: „Das ist die maximale Manipulation, wenn man Menschen in eine Richtung bringt, wo sie Repressionen gegen sich als Ausdruck von Liebe begreifen würden.“ Und weiter: „Wenn Gewalt als Ausdruck von Liebe gilt, ist etwas zutiefst entgleist.“
„Unsere Humanität kommt aus der Freiheit“
Zum Schluss zieht Wallner eine klare Linie: Die europäische Humanität sei im christlichen Kontext gewachsen – eine Humanität, „die auf der Freiheit des Einzelnen beruht“ und die Rechte und Würde garantiere – anders als das, was er zuweilen in islamischen Ländern erlebt.
Daher müsse Österreich Minderjährige besonders schützen – vor zu frühem religiösem Druck und vor Manipulation.
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