Die linksliberale Politiken stilisiert die Bürgermeisterwahl in New York zum globalen Großereignis. Sie sei „ungeheuer wichtig“, nicht nur für die USA, sondern „für den Rest der Welt“. Denn seit Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus stehe die amerikanische Demokratie „am Rand des Zusammenbruchs“. Der Retter? Für Politiken eindeutig: Zohran Mamdani.

Mamdani würde „zu einem der prominentesten Gegenspieler Trumps“, schreibt die APA. Der 34-Jährige, meint die Agentur, „steht politisch links, wurde nicht in den USA geboren und könnte der erste muslimische Bürgermeister von New York werden“ – ein „besseres Feindbild könnte sich Trump kaum wünschen.“

Donald Trump bezeichnet den linken Mamdani schlicht als „Kommunisten“.IMAGO/Robin Rayne

Linke im Rausch der Begeisterung

Linke Kommentatoren überbieten sich in Lobeshymnen. Die Zeit feiert Mamdani als „neuen linken Star der USA“ und als Symbol einer „sozialistischen Großstadtrevolution“. Der Guardian nennt ihn „das, was die westliche Linke lernen muss“, ein „politisches Erdbeben“, dessen Vision „überall funktioniert“.

Besonders euphorisch ist die österreichische Politologin Natascha Strobl, die Mamdani auf dem SPÖ-nahen Portal moment.at als „besten Kommunikator von links“ preist. Seine Kampagne sei „konzise, klar und emotional aufgeladen“ und „auf Augenhöhe“ mit den Wählern. Strobl nennt Mamdani in dem Magazin, das maßgeblich von Arbeiterkammer und ÖGB finanziert wird, einen der „schlagfertigsten politischen Debattanten, die es gerade gibt“.

Natascha Strobl (Bild) ist von dem neuen „Anti-Trump“ begeistert und setzt in ihn hohe Erwartungen.OBS/Christopher Glanz

Der neue Star der Identitätspolitik

Zohran Mamdani präsentiert sich als Vertreter einer postkolonialen Linken, die westliche Machtstrukturen radikal infrage stellt. Schon als Student schrieb er: „Weiße Männer sind privilegiert durch ihre nahezu exklusive Präsenz als Autoritätsfiguren … Weißes Privileg ist somit sowohl ein strukturelles als auch ein individuelles Phänomen.“ Und weiter: „Die Dominanz weißer Stimmen im öffentlichen Diskurs nährt strukturelle Ungleichheit.“

In frühen Schriften prangerte er „white supremacy“ als Grundpfeiler westlicher Gesellschaften an. Er beschuldigte die New Yorker Polizei, rassistisch und queerfeindlich zu sein – „Wir brauchen keine Untersuchung, um zu wissen, dass das NYPD rassistisch, queerfeindlich und eine Bedrohung ist. Entzieht der Polizei das Geld!“ Später löschte er das Posting auf X.

„Wir brauchen keine Untersuchung, um zu wissen, dass das NYPD rassistisch, queerfeindlich und eine Bedrohung für die öffentliche Sicherheit ist. (...) Entzieht der Polizei das Geld!“X/Screenshot

Selbstbild: demokratischer Sozialist

Mamdani beschreibt sich als „demokratischen Sozialisten“ – und verwendet 2021 bei einer Konferenz der Democratic Socialists of America (DSA) den Satz: „Ergreifung der Produktionsmittel.“

Er spricht von westlichem Imperialismus und bezeichnet die westlichen Demokratien als Fortsetzung kolonialer Herrschaft. Seine Biografie – in Uganda geboren, mit indisch-ugandischen Wurzeln und muslimischer Identität – inszeniert er als Symbol für eine neue, multikulturelle Welt jenseits „weiß-westlicher Hegemonie“.

Links-Linke Allianz: Senator Bernie Sanders (r.) stärkt Zohran Mamdani den Rücken – andere Demokraten bleiben skeptisch.APA/AFP/ANGELA WEISS

Die New York Post nennt ihn einen „campus-sozialistischen Ideologen“, er setze moralische Gesten statt realpolitische Lösungen, sagen seine Kritiker. Mamdanis Forderungen: kostenlose Busse, gratis Kinderbetreuung, Mietendeckel, 200.000 neue Sozialwohnungen und ein Mindestlohn von 30 Dollar. Finanziert werden soll das durch massive Steuererhöhungen für Reiche und Konzerne – ein Programm, das laut Ökonomen vor allem Kapitalflucht und Arbeitsplatzverluste bewirken wird.

Gegenüber NBC erklärte er: „Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es Milliardäre geben sollte.“

Gefährliche Nähe zu radikalen Gruppen

Mamdani gehört zu den Democratic Socialists of America (DSA), deren Anhänger teils offen antiwestlich und antiisraelisch auftreten. Führende DSA-Mitglieder rufen, das „Imperium von innen zu stürzen“ und weigern sich, die Terrororganisation Hamas zu verurteilen. 2025 verabschiedete die Organisation sogar die Resolution „For a Fighting Anti-Zionist DSA“, die alle Mitglieder verpflichtet, die BDS-Bewegung zu unterstützen – jene Israel-Boykottkampagne, die in Österreich von allen Parlamentsparteien als antisemitisch verurteilt wurde.

Am Wahltag: Der Kandidat gibt seine Stimme ab – und glaubt an seinen Triumph.APA/AFP/Leonardo Munoz

Der linke Shooting Star engagierte sich schon im Studium politisch und gründete am Bowdoin College eine Ortsgruppe der „Students for Justice in Palestine“ (SJP). Diese unterstützt BDS, das zum wirtschaftlichen, kulturellen und akademischen Boykott Israels aufruft. Mamdani selbst nannte BDS „eine legitime, gewaltfreie Form politischen Drucks“.

Antisemitismus-Vorwürfe nach dem 7. Oktober

Nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 schwieg Mamdani zunächst zu den israelischen Opfern – stattdessen sprach er schon am 8. Oktober von „Netanjahus Kriegserklärung“ und forderte ein Ende der „Apartheid“. Nur Tage später demonstrierte er vor dem Haus von Senator Chuck Schumer, blockierte die New Yorker Börse und war zentrale Figur bei Protesten im Grand Central Terminal – gemeinsam mit der Hamas-nahen Gruppe Within Our Lifetime (WOL).

Andrew Cuomo nach seiner Stimmabgabe in Manhattan – der Ex-Gouverneur tritt als Unabhängiger gegen Favorit Zohran Mamdani an.APA/AFP/TIMOTHY A. CLARY

Das von Mamdani eingebrachte Gesetz „Not on Our Dime Act“ würde jüdische Wohltätigkeitsorganisationen in New York faktisch kriminalisieren, wenn sie israelische Hilfs- und Rettungsdienste unterstützen Israel unterstützen. Der Gesetzesentwurf sah Geldstrafen ab 1 Million Dollar, Klagen durch Palästinenser und sogar die Auflösung der betroffenen Synagogen oder Nonprofits vor. Selbst medizinische Rettungsdienste wie Hatzalah, die Verletzte – unabhängig von Religion oder Herkunft – versorgen, wären betroffen. Damit wäre praktisch das Spendensammeln für israelische Sanitäter verboten. 66 Demokraten nannten das Gesetz offen antisemitisch.

Vom Anti-Zionisten zum Anti-West-Symbol

Zohran Mamdani verteidigt den Slogan „Globalize the Intifada“ und erklärte: Er verstehe diesen Ruf als „legitimen Ausdruck palästinensischen Widerstands“. Auf einer DSA-Konferenz 2023 sagte er: „Wenn der Stiefel der NYPD auf deinem Hals steht, wurde er vom IDF geschnürt“, womit er die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte für Polizeigewalt verantwortlich machte. Die Aussage sorgte für Empörung.

Mamdani will zudem die Strategic Response Group der NYPD – jene Einheit, die nach dem 7. Oktober die antisemitischen Columbia-Proteste beendete – abschaffen und stattdessen Sozialarbeit finanzieren.

Ein Idol der neuen Linken

Für seine Anhänger ist Mamdani der Anti-Trump, den die Welt braucht – ein Symbol gegen Kapitalismus, Kolonialismus, Israel, den Westen und den weißen Mann. Seine Ideologie – und der Hass, den sie nährt – werden verharmlost oder geleugnet. Dass die geschliffene Rhetorik hinter dem freundlichen Lächeln die Massen blendet, scheint diesmal niemanden zu stören.

Eines steht fest: Wird Zohran Mamdani tatsächlich Bürgermeister, verändert er das Machtgefüge der US-Demokraten – und liefert einer orientierungslosen Linken ihr neues Idol.