In einem Interview im Ö1-Morgenjournal stellte NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger die immerwährende Neutralität Österreichs offen infrage – und sorgt damit erneut für politischen Zündstoff. Ihre Aussagen zur Rolle Österreichs in der EU und im Ukraine-Krieg stoßen bei der FPÖ auf massive Kritik.

„Österreich war nie politisch neutral. Nie.“

Auf die sicherheitspolitische Zukunft Europas angesprochen, erklärte Meinl-Reisinger wörtlich: „Österreich war nie politisch neutral. Nie.“ Ein gängiges Neutralitätsverständnis, das viele Österreicher teilen, könne sie nicht nachvollziehen – und auch in der Verfassung sehe sie dafür keine Grundlage.

Die NEOS-Chefin betonte: „Wir sind Teil der Europäischen Union.“ Als EU-Mitglied sei Österreich aktiv in die gemeinsame Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik eingebunden – diese Verantwortung könne man nicht auf andere Staaten abwälzen.

Für die Aufrüstung Europas: Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen will 800 Milliarden Euro mobilisieren.APA/AFP/POOL/Kenzo TRIBOUILLARD

Für viele Beobachter sind diese Aussagen ein Affront gegen das in der Bundesverfassung verankerte Prinzip der immerwährenden Neutralität. Kritiker werfen Meinl-Reisinger vor, mit ihrer Haltung die sicherheitspolitische Stabilität Österreichs zu gefährden.

Auch zum Ukraine-Krieg bezog sie klar Stellung: „Es geht nichts über die Ukraine ohne die Ukraine.“ Ein Frieden dürfe keinesfalls ohne Kiew verhandelt werden. Europa müsse die Ukraine so unterstützen, dass sie in möglichen Gesprächen eine starke Verhandlungsposition einnehmen könne. Die territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine sei nicht verhandelbar, so Meinl-Reisinger.

FPÖ: „Verzerrte Einschätzung unserer Neutralität“

Scharfe Kritik kommt von der FPÖ: Meinl-Reisingers Aussagen seien eine grobe Fehleinschätzung der Verfassung und der sicherheitspolitischen Realität, erklärte FPÖ-Außenpolitiksprecherin Susanne Fürst.

FPÖ-Außenpolitiksprecherin Susanne Fürst kritisiert Meinl-Reisinger scharf.APA/TOBIAS STEINMAURER

„NEOS-Außenministerin Meinl-Reisinger sieht sich bemüßigt, über Österreichs Neutralität zu dozieren und ihre verzerrte Einschätzung unserer immerwährenden Neutralität kundzutun“, so Fürst.

Sie betont den hohen Stellenwert der Neutralität für Österreichs Sicherheit: „Die Neutralität hat unser Land stets geschützt.“ Sie sei ein essenzielles Fundament der Außenpolitik – und gemeinsam mit einer glaubwürdigen Landesverteidigung der wirksamste Schutz vor militärischen Bedrohungen.

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