“Wegen Moser – Achtung wegen Pandi und Dichand. Die müssen dann noch überzeugt werden”, schreibt Thomas Schmid am 11. Dezember 2017 um 0.40 Uhr in sein SMS an den Sieger der Nationalratswahl vom 15. Oktober 2017, Sebastian Kurz. Es geht um die Ministerposten, um die Auswahl der besten Köpfe für die Bundesregierung der Republik Österreich. Sollten “Krone”-Chefredakteur Christoph Dichand und sein damaliger Politik-Redakteur Claus Pandi tatsächlich dabei mitreden dürfen, wer Österreichs Justizminister werden könnte? Und wie passt da zum Wort “Unabhängig”, das auf Seite 1 der “Krone” seit dem Fall Ibiza noch etwas größer geschrieben werden muss? Josef Moser war dann vom 18. Dezember 2017 bis 3. Juni 2019 im Ministeramt. Es dürfte also alles gepasst haben.

Noch auf weiteren Seiten taucht der Name Dichand in den Chat-Protokollen auf, die von der Staatsanwaltschaft dokumentiert sind, aktuell wird aber nicht gegen ihn oder andere “Krone”-Mitarbeiter ermittelt. Die Justiz hat aber zahlreiche andere Personen wegen des Verdachts der Bestechung, der Bestechlichkeit und Untreue sowie der Beihilfe zu diesen mutmaßlichen Straftaten im Visier: Zu den  Tatverdächtigen zählen Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid, mehrere Mitarbeiter des Kommunikationsstabs des eben zurückgetretenen Bundeskanzlers, der ÖVP-Chef selbst und der Herausgeber sowie der Geschäftsführer der Tageszeitung “Österreich”, Wolfgang und Helmut Fellner (wir berichteten).

"Wegen Moser ...": Die Minister-Besetzung wollte Schmid noch mit der "Krone" abklären

"Vielleicht will ihm Brandstätter vom ,Kurier' eine auflegen."

In der bisher auffallend selektiven Berichterstattung wurden also nicht alle Chats gebracht, die von der Justiz sichergestellt worden sind: So ist in den Textnachrichten der Beschuldigten und Zeugen des Verfahrens zu lesen, wie Medienmacher wie Christoph Dichand oder Helmut Brandstätter bei Abendessen “überzeugt” werden sollten, dass trotz negativer Umfragen doch nicht alles so schlecht laufe. Thomas Schmid schrieb etwa am 9. Jänner 2019 um 15.46 Uhr und 9 Sekunden auch an den Kanzler, dass er “mit Dichand und Fellner nochmal gesprochen” hätte, nachdem er “Löger und Fuchs sprachlich und inhaltlich gebrieft” hätte. Von Kurz kam um 15.47 und 28 Sekunden die Antwort zurück: “Super danke!!!” Und als Nachsatz um 15.47 und 54 Sekunden: “Sie sollen nur bitte nicht zu viel schon kommunizieren.”

Helmut Brandstätter, der eher glücklose Ex-“Kurier”-Chefredakteur und jetzige NEOS-Saubermann, sollte laut dem Chat-Verlauf des damaligen Finanzministers Hans-Jörg Schelling auch gegen “Österreich”-Herausgeber Wolfgang Fellner instrumentalisiert werden. Schelling fragte per iMessage vom 15. Jänner 2016: “Vielleicht will Brandstätter vom ,Kurier’ ihm eine auflegen.” Seine Mediensprecherin schrieb schon zuvor: “Fellner ist und bleibt ein Widerling!!”

Stinksauer: Hans-Jörg Schelling will weiter Finanzminister bleiben. Er schreibt: "Mich wird niemand demontieren."

Hunderte WhatsApp-Nachrichten: "Welches Weib wäre noch gut?"

Der Ex-Finanzminister meldete sich auch bei Thomas Schmid am 13. Oktober 2017 um 23.30 Uhr mit einem interessanten Wunsch per WhatsApp: “Wenn Fellner morgen SK (Sebastian Kurz, Anm.) ,grillt’, könnte Fellner ja einwerfen, dass wir einen sehr guten HBM (Herrn Bundesminister für Finanzen, Anm.) haben und ob der bleibt.” Thomas Schmid antwortete am nächsten Morgen: “Ok, ich rufe ihn heute mal an.”

Neben den Eitelkeiten und Medien-Interventionen findet sich auch noch Heftigeres in den WhatsApp-Chats. In der per iMessage besprochenen Aufstellung der Gästeliste für ein Dinner mit Finanzminister Gernot Blümel liefert Thomas Schmid Vorschläge – etwa die Namen einer “Kurier”-Redakteurin, einer Museums-Chefin und Ex-ÖVP-Parteimanagerin Bettina Glatz-Kremsner. Und er fragt dann den Minister: “Welches Weib wäre noch gut?”

Thomas Schmid chattet über die Gästeliste für ein Dinner.
Schlechte Umfragewerte: Als "Gegenmaßnahme" wird ein Abendessen (AE) mit Chefredakteuren vorgeschlagen.
Der Name von Ex-Ministerin "Karmasin" sollte nicht in der Firma der Meinungsforscherin auftauchen.
Aus den sichergestellten Chats: Über die "Objektivität" mancher Artikel wird gescherzt.
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Kommentare

  • Informant sagt:

    Sollten die Hausdurchsuchungen tatsächlich rechtswidrig durchgeführt worden sein, ist Zadic rücktrittsreif; hoffentlich erinnert sie Kogler und der BP auch dann laufend

  • Informant sagt:

    Verstehe nicht die Aufregung, man wird sich noch strategisch unterhalten können.

    Was ich bedenklich finde, wie diese Unterhaltungen von der STA an die Öffentlichkeit gekommen sind; da tippe ich auf den Verdacht von Amtsmissbrauches, das geht gar nicht; da sind die Vorwürfe an die Justiz doch nicht von ungefähr

  • fewe sagt:

    Ich weiß nicht, was daran so aufregend sein soll. Das ist halt eine normale Kommunikation zwischen Leuten, die offenbar rund um die Uhr arbeiten und zusammenarbeiten. Da achtet man nicht auf jedes Wort und ab und zu – da man fast kein Privatleben hat – will man auch scherzen ohne dass das auf die Goldwaage gelegt wird. Außerdem weiß man, dass es der andere nicht böswillig auslegt – was bei einer Veröffentlichung so wie hier aber durchaus passiert.

    Für jeden, der schon mit Medien zu tun gehabt hat, ist es vertraut, dass sich manche Leute, die in Medien stark inserieren oder größere Kooperationen mit denen haben – das ist genauso bei größeren Firmen der Fall -, dass die sich so großartig fühlen, dass sie den Medien diktieren können, worüber und wie sie berichten. Und sich ganz großartig fühlen dabei.

    Das darf man nicht so ernst nehmen, in der Wirklichkeit spielt es das eh nicht. Wie man ja auch den Chats entnehmen konnte, hatte ja auch Fellner nicht alles so gemacht, wie das erwartet worden ist.

    “Die moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen” hatte schon Qualtinger gesagt.

    An der ganzen Sache ist genauso wenig dran wie an Ibiza.

    Bedenklich ist, dass das alles an die Öffentlichkeit weitergeleitet wird. Sofern es überhaupt legal sein sollte, diese privaten Unterhaltungen einzusehen und in einen Akt für die Anklage aufzunehmen.

    Noch bedenklicher ist, dass mit solchen Methoden nun schon mindestens zum zweiten Mal in kurzer Zeit eine veritable Regierungskrise begründet worden ist. Bei Ibiza waren es definitiv faustdicke Lügen die für die Täter folgenlos geblieben sind und auch bleiben dürften. Lob gab es dafür sogar vom Bundespräsidenten. Es ist wirklich zum Speiben, was aus Österreich gemacht wird.

  • Großvater sagt:

    Ich kenne Leute, die trauen sich mittlerweile in den eigenen vier Wänden nicht mehr sagen , was sie sich denken – wenn das private Handy im Raum herumliegt.

    1. antr sagt:

      Ja, bei Türkisgrün und deren Art mit Leuten umzugehen, die nicht deren Meinung sind, muss man schon vorsichtiger werden.

  • fewe sagt:

    Warum ist denn Kurz nicht im Bild dabei? Wäre doch schön unseren Kanzler auch zu sehen. Wird ja sonst so gerne abgelichtet. Was? Negative Berichterstattung? Ja dann besser nicht.

    1. antr sagt:

      Ganz am Anfang hat man den Kurz im Titelbild gehabt. Wir wohl nicht gepasst haben…

  • Alchi sagt:

    ……. und vor allem der Teamgeist. Sie können es auch Familie nennen. Siehe auch Gewerkschaft, AK etc.

  • Anna P. sagt:

    So gräulich die Chats auch sind… aber wie steht es um Datenschutz und Briefgeheimnis?

    1. Ingrid Niederl sagt:

      Gibt es den überhaupt noch? Wenn Menschen im hohen Amt sitzen und sich mit dem Geld des Steuerzahler bereichern, kann es auch verlangt werden daß sie ein Vorbild für das Volk sind. Das kann man durchaus erwarten. Deshalb ist es auch okay wenn man da nachschaut was die da so schreiben…, der Mob der Pöbel..

      1. fewe sagt:

        Das sehe ich nicht so. Auch Politiker haben ein Recht auf Privatheit und vertrauliche Besprechungen.

        Man behandelt die privaten Unterhaltungen als wären sie veröffentlich worden. Sie werden erst jetzt widerrechtlich veröffentlicht.

        Ich finde es widerlich, was sich da neuerdings abspielt in dieser Republik.

  • Ichdenkedas sagt:

    Und die unappetitliche türkise Trickserei und Bevölkerungs- Manipulation läuft wie gehabt munter weiter. Der Kickl wurde hysterisch von der ÖVP schlecht herbeigeredet weil er würde bei einer 3er oder 4er Regierung- Koalition SPÖ FPÖ Grüne Neos mit dem demokratischen Stimmrecht dirigieren. Und die Grünen spielen naiv dumm dabei mit, mit dem Kogler seinen wechselhaften, nur auf den eigenen Vorteil bedachten, Windfahne Verhalten. Die Wahrheit ist das die Grünen mit ihrem am Futtertrog festklammern Verhalten, Österreich massiv schaden, und die Staats- und Regierungskrise weiter befeuern. Die Grünen werden dadurch Österreich massiv Schaden zufügen.

  • Bea sagt:

    Wieso wurde da nur der Fellner gefilzt? Ist er unartig und nicht auf der Schiene? Ich bin gespannt, ob jetzt noch die wenigen Medien, die bisher halbwegs neutral berichtet haben, ihre Neutralität bewahren oder auch ganz auf den (verordneten?) Mainstream aufspringen.

  • Gerhard Pfefferer sagt:

    Die im Artikel angesprochene direkte Demokratie gibt es. Die Österreicher müssen sie lediglich wählen – auf dem Wahlzettel heisst sie Referendum. Alle Informationen dazu gibt’s auf referendum.jetzt

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