Gegen einen der 12 Verdächtigen (17) lag zwar ein Haftbefehl vor, den hob eine Richterin aber auf. Er kam in eine Jugendhilfeeinrichtung. Und das, obwohl die Beweislage gegen die mutmaßlichen Vergewaltiger erdrückend ist. Zahlreiche LKA-Kommissariate hatten ein Jahr lang ermittelt. Mehr als 100 Zeugen befragt, Wohnungen durchsucht, Handys beschlagnahmt.

Die Details sind erschütternd. Die Ermittler fanden neun fremde DNA-Spuren am Körper der 15-Jährigen und konnten diese den Verdächtigen zuweisen. Wie kann es sein, dass noch niemand im Gefängnis sitzt, fragt die „Bild“. Gerichtssprecher Kai Wantzen: „Generell unterliegt die Untersuchungshaft bei Jugendlichen besonders strengen Anforderungen.“

"Der Preis des Rechtsstaats"

Laut Oberstaatsanwältin Liddy Oechtering fehle bisher ein dringender Tatverdacht ein anderer Haftgrund (Flucht-/Verdunkelungsgefahr). DNA-Spuren sagen nämlich noch nichts über eine mögliche Schuld eines Verdächtigen aus.

Amtsrichter Thorsten Schleif erklärt weiter: „Sollte die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Vergewaltigung erheben, muss sie sich den Vorwurf gefallen lassen, nicht gegen alle zwölf einen Haftbefehl beantragt zu haben.“
Die Hamburger Opfer-Anwältin Christiane Yüksel: „Ein Sexualverfahren ist für ein Opfer manchmal extrem belastend. Dass die mutmaßlichen Täter nicht in Haft sind, wird dem Mädchen schlaflose Nächte bereiten. Aber das ist der Preis des Rechtsstaats.“

Danach raubten die Männer ihr Opfer aus

Das Mädchen war nach einer Geburtstagsfeier durch den Park geirrt, als einer der Verdächtigen sie um 23.15 Uhr ansprach, in ein Gebüsch lockte und vergewaltigte. Dann soll er seine Freunde gerufen haben, die dann über das Opfer herfielen, zum Teil gleichzeitig. Besonders abscheulich: Einer der Verdächtigen filmte die Tat mit dem Handy.

Zweieinhalb Stunden dauerte das Martyrium. Zum Abschluss stahlen die Männer ihrem Opfer noch Handy und Portemonnaie, ehe sie flüchteten. Ein Zeuge rief die Polizei. Die Beamten sicherten neun verschiedene Spermaspuren an dem Mädchen. Bei späteren Hausdurchsuchungen sicherte die Polizei Beweismittel, Kleidung und Handys, nahm Speichelproben der Verdächtigen.