
Rudolf Öller: Cancel, correct & woke
Die deutsche Historikerin und Soziologin Sandra Kostner kämpft gemeinsam mit hunderten weiteren Wissenschaftlern gegen Identitätspolitik und Cancel Culture. Die Wokeness-Ideologie bedroht nämlich schon längst die Freiheit der Wissenschaft und der Lehre, findet eXXpress-Kolumnist Rudolf Öller.
Sandra Kostner, eine deutsche Historikerin und Soziologin, engagiert sich gegen Identitätspolitik und Cancel Culture. Sie ist nicht die Einzige, die sich Sorgen macht. Kostner gründete das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit und kämpft zusammen mit mittlerweile einigen hundert weiteren Wissenschaftlern und Hochschullehrern für die Freiheit von Forschung und Lehre, denn die Cancel Culture- und Wokeness-Ideologie ist längst zum gefährlichen Wahn geworden. Die Freiheit der Wissenschaft und Lehre ist bedroht.
Die Erfahrungen aus Nationalsozialismus und Kommunismus haben Politiker der einst freien Welt dazu veranlasst, ihre Universitäten möglichst unabhängig von radikalen Ideologen und Sektierern zu halten. Bei uns wird eine Ideologie sogar ausdrücklich per Gesetz verbannt, der Nationalsozialismus. Den Kommunismus hat man übergangen, denn eine Ächtung war und ist aus politischen Gründen nicht möglich.
Stay woke!
Innerhalb weniger Jahre ist alles anders geworden. Cancel culture, Political correctness und wokeness (die Sprache zeigt den Ursprung im Westen) führen immer öfter dazu, dass sich Hochschullehrer, Künstler, Politiker und andere Menschen in der Öffentlichkeit gut überlegen müssen, was sie sagen, was sie schreiben und welche Publikationen sie empfehlen. Angst beherrscht die Universitäten, die Parteien, die Redaktionen. Die Gesellschaften des Westens werden ermahnt, wachsam zu sein. Neudeutsch: woke. Das ist ein englisches Wort mit afrikanischen Wurzeln. „Stay woke“ verlangt ein „erwachtes“ Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeit und Rassismus. Es geht um ein radikales, manchmal auch militantes, Eintreten für Minderheiten. Typische Woke-Aktivitäten sind Black-Lives-Matter, LGBTIQ und andere.
Inzwischen hat die Woke-Bewegung zu den Methoden vergangener Zeiten aufgeschlossen. Die Opfer des Wokismus werden zum Glück nicht in Konzentrationslager und GULAGs verschleppt, sondern „nur“ ruiniert. „Man merkt immer mehr, dass man ein Problem hat, wenn man bestimmte Themen aufgreift“, sagt die Historikerin Sandra Kostner. Wissenschaftler können gewisse Themen zwar behandeln, dann aber müssen sie akzeptieren, dass sie nicht mehr zu Tagungen eingeladen werden. Sie werden im Wissenschaftsbetrieb bestenfalls ignoriert, meist jedoch aggressiv gemobbt. Es regiert die Cancel Culture. „Freiheit“, so Kostner, „ist heute kein individuelles Grundrecht mehr.“
Das wichtigste Wort der Wokies ist „Diskriminierung“. Früher bedeutete Diskriminierung, eine oder mehrere Personen absichtlich zu beleidigen oder schlecht zu behandeln. Heute ist bereits jemand diskriminierend, der die korrekte Woke-Sprache nicht benutzt oder über die vielen inneren Widersprüche der Woke-Ideologie spricht.
Frei erfunden
Widersprüche in der Sekte der korrekten Wokies aufzuzeigen, ist leicht. Da gibt es beispielsweise eine Vorarlberger Brauerei mit Namen „Mohren“. Der Name des Brauereigründers (Johann Mohr) allein ist schon ein Woke-Sakrileg. Schlimmer ist das zweieinhalb Jahrhunderte alte Gasthaus- bzw. Brauereiwappen, das den dunkelhäutigen Heiligen Mauritius zeigt. Das davon abgeleitete Bild auf dem Flaschenetikett gilt – was sonst! – als diskriminierend, weil es angeblich ein Stereotyp abbildet. Was daran tatsächlich diskriminierend sein soll, weiß niemand. Der Vorwurf ist frei erfunden.
Unter der Internetadresse americanindian.si.edu findet man das „National Museum of the American Indian“. Das Wort „Indian“ kommt auf dieser Internetseite Dutzende Male vor. Es gibt auch eine amerikanische Motorradmarke namens „Indian“ und sogar einen Hollywoodfilm für Motorradfans – wie ich einer bin. „The World’s Fastest Indian“ von Regisseur Roger Donaldson mit Anthony Hopkins in der Hauptrolle ist ein sehenswerter, geradezu wundervoller Film nach einer wahren Begebenheit. Indian ist das englische Wort für Indianer. Bei den Linken ist das bereits ein Gedankenverbrechen. Bettina Jarasch, eine grüne deutsche Politikerin, verwendete vor einem Jahr das Wort „Indianerhäuptling“ und wurde von ihrer Partei wutentbrannt niedergemacht. Das Wort Indianer sei angeblich diskriminierend und rassistisch. Jarasch musste sich entschuldigen. Wofür, das wissen nur die Wokies.
Behinderte
Ärgerlich ist auch die Mode, bestimmte Eigenschaften durch die korrekt-wokige Konstruktion „Menschen mit …“ zu umschreiben. Behinderte sind beispielsweise „Menschen mit besonderen Bedürfnissen.“ Das sind Wortblasen, denn blinde Menschen oder Rollstuhlfahrer sind selbstverständlich behindert. Diese Aussage hat nichts mit Diskriminierung zu tun. Wenn das Wort „Frauen“ durch „Menschen, die menstruieren“ ersetzt werden soll, würde ich mich als Frau lautstark aufregen. Die Diskriminierungsjäger merken in ihrer aufgesetzten Entrüstung nicht, dass sie bestimmte Menschengruppen lächerlich machen. Die Neusprech- und Woke-Ideologie hat mit Schutz vor Diskriminierung nichts zu tun, es ist eine nutzlose Beschäftigung für Dauerempörte. Sie wurde von Leuten, die für sinnvolle Arbeit nicht zu gebrauchen sind, zur Drangsalierung noch freier Menschen erfunden.
Könnte es sein, dass „woke“ die Abkürzung für „wicked obscene kidding exorbitance“ ist?
Rudolf Öller ist promovierter Genetiker der Universität Tübingen und seit Jahrzehnten sowohl als Kolumnenschreiber als auch als Buchautor publizistisch tätig. Öller ist gebürtiger Oberösterreicher, hat in AHS und BHS Naturwissenschaften und Informatik unterrichtet und war ehrenamtlicher Rettungssanitäter, Blaulichtfahrer und Lehrbeauftragter beim Roten Kreuz. Er lebt heute in Vorarlberg.
Kommentare
Wokeness ist nur etwas für Wappler.
Man darf heutzutage auch nicht mehr sagen das jemand dick (fett) ist, obwohl schon die Mehrheit stark übergewichtig ist. Mittlerweile wird schon Werbung mit extrem Übergewichtigen gemacht, sodass ich mich gezwungen fühle, den Sender zu wechseln.
Heute wird etwas als normal dargestellt, was es aber überhaupt nicht ist.
Darüber könnte man dicke Bücher schreiben.
Ich mag Umstände, die man pragmatisch betrachten und auch angehen muss. Dinge beim Namen zu nennen, darf kein “no go” sein und schon gar nicht darf es sein, etwas weg- oder herbeizuquatschen nur um es “schön” aussehen zu lassen, obwohl jeder weiss, dass es das nicht ist. Zustände anzuerkennen wie sie sind ist eine Tugend, welche die Wenigsten bereits sind zu akzeptieren, wegen Mangel an Realitätsbewusstsein. Das ist aber unser Status, doch damit löst man keine Probleme.
Bezeichnendes Erlebnis aus dem Unialltag meiner Tochter: Es wurde ein wissenschaftlicher Artikel aus dem Jahr 1921 behandelt. Dort kommt mehrfach das Wort “Neger” vor. Der Artikel sollte als Beispiel für rassistische Wissenschaft dienen. Eine Studentin sagte völlig zu Recht, dass das Wort “Neger” in den 1920ern noch kein Schimpfwort, sondern einfach eine Bezeichnung für schwarze Menschen war (von lat. niger, schwarz), und dass sie in dem Artikel auch nichts Diskriminierendes erkennen könne. Daraufhin wurde sie von der Professorin dieser Lehrveranstaltung nur noch bösartig drangsaliert und ungerecht benotet. Auch die Studienkollegen waren empört.
Tadelloser und aufrüttelender Artikel, weil Öller deutlich macht, dass es sich hier um keine harmlose Spinnerei handelt, sondern um Vorgänge, die entschieden zu bekämpfen sind! Ich trage dazu meinen kleinen Teil bei.
Cancel Culture gibt es allerdings auch von rechts. Die WDR-Moderatorin El-Hassan interpretierte den Dschihad für sich, als “Freundlich, arbeitsam, geduldig sein” „Die Terror-Bedeutung des Wortes sei nur eine Missinterpretation von selbst ernannten Islam-Experten, um Vorurteile zu hegen‘“, wird sie zitiert. Daraufhin wurde sie von rechts orientierten Gazetten derart kritisiert, dass ihr durch den medialen Druck, die bereits zugesagte Quarks-Moderation wieder entzogen wurden. Hassprediger sind den Rechten anscheinend lieber als liberale Muslime.
Wie kommen Sie darauf den Islam als “rechts” einzustufen?
Welche eigenschaften hat denn der Islam mit dem Liberalimus gemeinsam?
Ich habe formuliert, dass wenn eine Muslima den Dschihad für sich liberal und gewaltloser interpretiert, dies dann die Kritik von rechts hervorruft, der Dschihad werde dadurch verharmlost. Neben der Vernichtung der beruflichen Existenz dieser jungen Frau, wird allerdings gleichzeitig Hasspredigern in ihrer gewalttätigen Auslegung recht gegeben. Das kann es wohl nicht sein.
Leider nur zu wahr. Wer es sich leisten kann, sollte so viel wie möglich dagegenhalten.
Exzellenter Artikel.
Die Frage ist nur, wie lange man das noch schreiben oder gar für gut finden darf.
Ab einem gewissen Prozentsatz an Aufrechten, die sich nicht mehr von Gasgehirnen unterdrücken lassen, wird das Pendel wieder in die Gegenrichtung ausschlagen und dabei jede Menge dieser Trolle aufreiben.
Inquisition 4.0
Bravo Öller! Bereits in den 70er Jahren gab es den Bund „Freiheit der Wissenschaft“. Aber scheinbar kann man nicht „woke“ genug sein, um den von Öller beschriebenen Wahnsinn zu unterbinden!?
Ich höre von so vielen Individuen die von der Strömung der neuen Gesellschaftsformer unterdrückt werden. Auf der anderen Seite sind die Individuen der neuen Jakobiner wie ein Heuschreckenschwarm oder besser noch wie eine Horde Hyänen. Wann immer man sich einem zuwendet um sich zu verteidigen wird man von anderen von hinten attackiert.
Daher wäre es wichtig Solidarität zu zeigen nicht zuschauen wie jemand fertiggemacht wird sondern aktiv dagegen argumentieren. Den Verfolgten symbolisch den Rücken freihalten.
Das ist natürlich schwierig weil man massiv selbst angegriffen und stigmatisiert wird aber auch weil der freie aufgeklärte Mensch sich nicht vereinnahmen lassen möchte, weil er sich nicht in eine Gruppendynamik begeben möchte in der er dann fanatisch mitmaschiert auch wenn er in neuen Fragen anderer Meinung ist.
Im Prinzip hat sich tatsächlich das Gesellschaftsmodell des Otto Mühl durchgesetzt, in diesem dummen Nudistenversuch wurde das Individuum und jede familiäre Struktur menschenverachtend behandelt.
Nur in der Gruppe, die von Mühl diktatorisch geführt wurde durfte man als kleines willenlosen Rädchen existieren.
Man wollte dem Zwang des Spießbürgertums entfliehen, glaubte mit Exzessen, Selbstverleugnung und angeordneten Perversitäten sich zu befreien und war doch nur ein kleiner Spielball einer Führungsclique.
Wann immer in der westlichen Kultur versucht wurde revolutionäre Veränderungen zu schaffen ist man von einem totalitären System in ein anderes gekippt.
Die Stärkung in echte Selbständigkeit in selbständiges Denken hat nie stattgefunden, man sah die Menschen immer nur als Masse und wer es schafft sie zu mobilisieren hat die Macht.
Die Mehrheit der woken Masse sind einfach Mitläufer, nicht fähig in Teilbereichen eine eigene widersprüchliche Meinung zu ihren Führern zu haben. Sie sind wie alle straff geführten Organisationen unerbittlich und gnadenlos in der Durchsetzung ihrer Dogmen.
Ich glaube dessen sollte man sich immer bewußt sein wenn man Opfer dieser Organisationen wird.
Die Regenbogenfahne am Revers ist heute schon ein beliebtes Erkennungsmerkmal der Wokeness-Ideolog*innen.
Ich bin überzeugt, der Regenbogennachweis wird sehr bald eine ähnliche Funktion übernehmen, die einmal der Ariernachweis hatte.
🌻 Die kommende rot-grün-pinke-Regierung wird Gendern überall im Beamtenwesen und öffentlichen Einrichtungen zur Pflicht machen.
Wer nicht mitmacht, hat nirgendwo mehr Zutritt und fliegt überall raus!
Danke für die Kolumne, noch gibt es Hoffnung, die Meinungsfreiheit zu erhalten, sie ist leider nicht mehr selbstverständlich.
Hervorragend geschrieben. Dieser Blödsinn gehört sofort verboten und nicht auch noch im ORF, etc. verbreitet.
Ich Danke dieser zeitung, dass sie themen aufgreift, die woanders nicht zu lesen sind.
Es gibt noch immer unzaehlige die great reset, selensky wie er ist, oevp wie sie ist, etc nicht kennen.
Sie lesen nichts, hoeren maximal orf u dann waehlen.
Kein vorwurf, das ist gewollt, deshalb gibts ja die Steuergelder der Regierung.
Daher, bitte, auch als zeitung gedruckt noetig tv nicht nur magenta..
Auch Leser haben viel Infos, Danke fuers drucken. Und das, obwohl ihr auch parteilinie habt. Wie unsere rechnungshofpraesidentin. Danke.
Man stelle sich vor… soviel Wahnsinn der in uns steckt:) Mich eingeschlossen! Jetzt liegt es am Tisch und kann bearbeitet werden oder?
Ich kolportiere hier ja auch den Quatschi weiter, den ich irgendwann in der Schule oder im Kurs gelernt habe! Eigentlich kommt im Winter warme Luft von draussen rein und der Kühlschrank (ich bin ein rosa Elefant:) ist meine Wohnung. Eingehüllt in Restmüll, der meine Seele wärmt….. das alles zum Nulltarif 🙂 könnte es sein, dass das Gender-Strom braucht (der in miximux abgerechnet wird und nicht in kWh) und deshalb die Endabrechnung menstruierend beständig und überraschend steigt….