
Rudolf Öller: Der christliche Kalender
Es lohnt sich, nach der Geschichte unseres christlichen Kalenders zu fragen. Sie zeigt, wie konservativ wir Menschen in Wahrheit sind und wie mangelnde Bildung bei politisch hyperkorrekten Moralisten auch ihre Vorteile haben kann.
Unser Kalender ist das Ergebnis von Überlegungen, die vor Jahrtausenden begannen. Die Babylonier waren ein Volk östlich von Israel. Sie erkannten früh, dass im Laufe des Jahres auf der Sonnenbahn zwölf Sternbilder erschienen, daher teilten sie das Jahr in zwölf Monate ein. Die zwölf Monate der Babylonier haben die Ägypter, später die Römer und schließlich die Kirche übernommen.
Der Kalender war bei der Gründung Roms ein Mondkalender, der im Laufe der Jahre allmählich durch einen Sonnenkalender ersetzt wurde. Jahrhundertelang begann das römische Jahr am 1. März. Vom fünften Monat an (Quintilis) wurden die Monate nummeriert, der Dezember war der zehnte Monat. Der elfte Monat hieß Januarius, nach dem doppelgesichtigen Janus, der letzte Monat Februarius (Reinigung). Ab 153 v. Chr. wurden die Konsuln am 1. Jänner gewählt, was dazu führte, dass der Jahresbeginn in einigen Regionen zum 1. Jänner wechselte. Das Kalenderchaos nahm solche Ausmaße an, dass Julius Caesar den ägyptischen Astronomen Sosigenes beauftragte, einen neuen Kalender für das römische Reich zu entwerfen. Die neue Zeitrechnung trat 46 v. Chr. in Kraft.
Menschliche Eitelkeit
Julius Caesar legte per Dekret den Jahresbeginn auf den 1. Jänner. An diesem Tag wurden die Konsuln – die höchsten Regierungsbeamten – bestimmt. Der September (septem = sieben) wurde dadurch zum neunten, der Dezember (decem = zehn) zum zwölften Monat. Dummerweise vergaß man nach Caesar, die Monate neu zu nummerieren. Als man vor zweitausend Jahren auch noch auf die Idee kam, die Monate Quintilis und Sextilis nach Julius Caesar und Kaiser Augustus zu benennen, war das Durcheinander perfekt. Die neuen kaiserlichen Monate Juli und August mussten statt dreißig nun einunddreißig Tage haben. Die beiden benötigten Tage entnahm man dem wehrlosen Februar, der mit seinen achtundzwanzig Tagen heute als ein Opfersymbol menschlicher Eitelkeit gelten kann. Diese Unebenheiten im Kalender wurden bis heute konserviert.
Die Römer wussten, dass ein Jahr nicht genau 365 Tage hat, sondern 365 und einen Vierteltag. Da ein Sonnenkalender nur aus ganzen Tagen bestehen kann, hängten die Römer alle vier Jahre im Februar einen Schalttag an.
Irgendwann kamen die Kalendermacher dahinter, dass es nicht genügt, einen Jahresbeginn zu definieren. Der 1. Jänner kann im Winter oder auch im Frühling liegen. Der Termin muss mit einem Sternzeichen übereinstimmen. Das Problem wurde am ersten von Kaiser Konstantin einberufenen Konzil von Nicäa gelöst. Das kirchliche Konzil fand 325 n. Chr. statt.
Wissenslücke
Der Grund für die Beweglichkeit unseres Osterfestes ist eine Wissenslücke. Niemand weiß, wann Jesus von Nazareth am Kreuz hingerichtet wurde. Die Evangelisten haben zwar das jüdische Passahfest erwähnt, aber die Angabe des Jahres vergessen. Aus diesem Grund konnte die Kirche den Ostertermin nicht genau festlegen. Die Bischöfe waren gezwungen, das Osterfest aus dem jüdischen Passahfest abzuleiten, das am ersten Frühlingsvollmond beginnt. Das erste Konzil der Christenheit hat sich in Nicäa bemüht, eine allgemein akzeptable Regel zu finden. Der damals gefasste Beschluss gilt noch heute.
Das Osterfest wird am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert, wobei die Tag- und Nachtgleiche als Frühlingsbeginn auf den 21. März gelegt wurde. Es hätte auch ein anderer Tag sein können, aber dieser Konzilsbeschluss wurde damals so gefasst. Damit war der Kalender endlich an ein astronomisches Ereignis gekoppelt. Auch diese Regel gilt bis heute.
Wenn man alle Möglichkeiten durchrechnet, so ergibt sich als frühester Ostertermin der 22. März und als spätester der 25. April. Wer sich einen Spaß erlauben will, der frage einmal, warum in ausnahmslos allen Karwochen der letzten tausendsiebenhundert Jahre Vollmond war. Natürlich ist in jeder Karwoche Vollmond, weil das die Kirche so beschlossen hat.
Der Kalender bekam im Jahr 1582 durch Papst Gregor XIII eine kleine Zusatzkorrektur. Auch diese von der Kirche verfügte Reform gilt als „Gregorianischer Kalender“ bis heute.
Anno Domini
Der christliche Ursprung unseres Kalenders spielte sogar bei der ersten Mondlandung eine Rolle. Auf der ersten Mondlandefähre befindet sich eine Plakette mit der Aufschrift: „Here men from the planet earth first set foot upon the moon – July 1969, A. D.“ Die Plakette trägt die Unterschriften von Neil Armstrong, Edwin Aldrin, Michael Collins und US-Präsident Nixon.
Das Wort „men“ ist schon schlimm genug, aber „A. D.“ steht für „Anno Domini“. Das war ein gewollter Hinweis auf die christliche Religion. Es erhebt sich die Frage, ob dieses Kürzel auf Plaketten unserer Tage zu Protesten aus politisch korrekten Ecken führen könnte. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist gering, weil in den genannten Kreisen Bildung nicht zu den bevorzugten Kategorien zählt. Die Frage, warum wir einen Kalender tolerieren, den böse weiße cis-Männer ausgeheckt haben, wird bei Hypermoralisten mangels an Bildung eher nicht für die übliche aufgesetzte Erregung sorgen.
Kommentare
Herr Öller tut so, als sei das Datum des Osterfestes für alle Christen gleich. Dabei ignoriert er völlig, dass es – neben der katholischen und protestantischen Kirche – auch noch die ebenfalls sehr große orthodoxe Kirche gibt, die Ostern anders berechnet: Es können beide Osternfeste zusammenfallen, die orthodoxen Ostern können aber auch bis zu 4 Wochen später anfallen; dieses Jahr etwa sind die orthodoxen Ostern eine Woche später.
Der Weltkalender ist nur der gregorianische Kalender, sonst keiner. Abweichungen, die aber offiziell keine Rolle spielen, gibt es in fast allen Religionen. Das ist bekannt. Die Abweichungen beim Osterfest gehen auf die Ablehnung der gregorianischen Kalenderreform zurück. Auch das ist bekannt. Das letzte Land, das sich dem gregorianischen Kalender anschloss, war China in den Sechzigerjahren.
Ostern ist ein ganz und gar unchristliches und zugleich politisch unkorrektes Fest. Das Osterei hat doppelte symbolische Bedeutung. Es steht für Hoden und Uterus, der auch eiförmig ist, und dem die Kinder entschlüpfen. Natürlich besteht auch noch die Vorstellung, dass Eier potent machen. Der Hase ist Symbol für Fruchtbarkeit und Liebe und wird in diesem Sinne auch als Kosewort verwendet. Eigenartigerweise gelten solche Erklärungen, obwohl eigentlich unbestreitbar, heutzutage als unwissenschaftlich, wahrscheinlich im Kampf gegen Sexismus. Anstößig wahrscheinlich auch, dass der Brauch des Eiersuchens nicht Erwachsenen vorbehalten ist. Laut Wikipedia ist der Hase ein christliches Auferstehungssymbol, ein Symbol für die Dreifaltigkeit und wegen seiner Fruchtbarkeit ein Symbol für das Erwachen der Natur im Frühling. Wenn Jesus nicht auferstanden wäre, würde es sich wahrscheinlich im Grab umdrehen.
Jesus starb am 03.04.33, ist seit gut 20 Jahren anerkannt. Liviu Mircea und Tiberiu Oproiu vom Astronomischen Institut in Cluj haben das erstmals nachgewiesen, wurde mittlerweile mehrfach bestätigt. Auferstehung war am 05.04.33 um 4.00 Uhr. Soviel zur Wissenslücke. Mithraismus wäre erwähnenswert, zudem entdeckte Hipparch um 128 v. Chr. die Präzession, deshalb die gesetzliche Fixierung des Jahresanfangs.
Aha. Warum reformiert man dann nicht den Kalender? Im Ernst: Ihr genanntes Datum ist ein Mythos. Erwiesen ist gar nichts.
Der PONTIFEX MAXIMUS war bei den alten Römern auch für den Kalender zuständig. Die Datumsentscheidung hat Julius Cäsar in seiner Funktion als PM getroffen.(Der “höchste Brückenbauer” hatte die Verbindung zwischen FANUM im Tempel und dem PROFANUM vor dem Tempel herzustellen).
Auf Englisch schreibt man b.c. bzw. a.c. Before and after Corona.
ja die moralisten versuchen den christlichen ursprung eh auszulöschen.
in politisch korrekten publikationen wie dem standard liest man eh statt 500 n.Chr. formulierungen wie 500 n.u.z. (nach unserer zeitrechnung)
Gut , im Standard beziehen die Leser auch den Strom aus der Steckdose, das Geld aus dem Bankomaten und das Essen aus dem Kühlschrank !! Die brauchen eine möglichst einfache Welt , drum gewinnen die Grünen auch immer mehr Wähler*innen… 🙂 🙂