
Rudolf Öller: Geschlechter
Das LGBTQI-Universum hat ein Chaos angerichtet. Wie viele Geschlechter es gibt, weiß keiner mehr. Es fängt schon mit der Abkürzung LGBTQI an, die manchmal um ein + oder einen Stern erweitert wird, um jene Menschen zu erfassen, die ungenannt bleiben. Es ist Zeit, das Chaos mit ein wenig Biologie aufzuräumen, findet eXXpress-Kolumnist Rudolf Öller.
Es ist unbekannt, wie viele Geschlechter es im LGBTQI-Universum gibt. LGBTQI ist die (deutsche) Abkürzung für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle und intersexuelle Menschen. Manchmal wird an die Buchstabenfolge noch ein + oder ein Stern angehängt. Damit sind alle Menschen gemeint, die in der Abkürzung nicht genannt werden. In Deutschland nennt das Regenbogenportal des Familienministeriums die Abkürzungen LSBT, LSBTI, LSBTIQ oder LSBTI*. Das sind bei weitem nicht die einzigen Abkürzungen. Die deutsche Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlichte 2017 ein LSBTIQ-Lexikon, weil die Welt unter dem Nabel inzwischen völlig chaotisch geworden ist.
Wir räumen das Chaos nun etwas auf und beginnen mit der Biologie, die in den Augen der Genderisten eine banale Kategorie ist.
Menschen haben in der Regel in allen Zellkernen 46 Chromosomen, die nur bei Zellteilungen und nach speziellen Anfärbungen sichtbar werden. Männer haben die Geschlechtschromosomen XY, Frauen XX. Das Y-Chromosom ist ein genetisch dominantes Chromosom. Ist es vorhanden, entsteht aus einer befruchteten Eizelle ausnahmslos immer ein Mann. Fehlt es, entsteht immer eine Frau. Zuweilen kann es zu Abweichungen kommen. Die Kombination XXY nennt man „Klinefelter“, das sind Männer mit weiblichen Körperformen. Es gibt auch die Kombination X0 (nur ein X-Chromosom). Diese weiblichen Personen sind kleinwüchsig, das Syndrom wird „Turner“ genannt. Eine „mittlere Position“ zwischen Männern und Frauen ist in der Genetik unbekannt.
Hermaphroditen
Biologen kennen echte Zwitter, aber auch hier gibt es kein geschlechtsloses „es“ dazwischen. Man unterscheidet zwischen Hermaphroditen und Gynandromorphismen (verständliche deutsche Ausdrücke gibt es nicht). Bei den Hermaphroditen werden funktionierende männliche und weibliche Fortpflanzungsorgane entwickelt, wie etwa bei den einhäusigen Blütenpflanzen. Im Tierreich sind Lungenschnecken und Regenwürmer bekannte Beispiele. Beim Gynandromorphismus handelt es sich um genetische „Mosaike“. Das sind seltene nur für Grundlagenforscher interessante Sonderfälle.
Die Behauptung, es gebe beim Menschen drei oder mehr Geschlechter, ist aus der Sicht der Biologie falsch. Gelegentlich machen sich Radikalfeministinnen über das angeblich degenerierte Y-Chromosom lustig, das scheinbar alleine vor sich hinvegetiert und nur noch als Symbol schwindender Männlichkeit taugt. Das ist Aberglaube. Das Y-Chromosom hat mehrere „homologe“ Stellen zum X-Chromosom, an denen Crossover-Genaustausch mit X-Chromosomen stattfinden kann. (Dies nur als Information für Nicht-Genderisten).
Bisexuell
Schwule und Lesben fallen nicht unter die Viel-Geschlechter-Ideologie, denn es handelt sich ja eindeutig um Männer und Frauen, auch wenn sie sich nicht zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen. Rockstar David Bowie (1946 – 2016) hat sich selbst als „bi“ bezeichnet. Auch bisexuelle Menschen sind entweder Männer oder Frauen.
Trans bedeutet, dass sich ein Mensch nicht mit seinem biologischen Geschlecht identifiziert. Es kann vorkommen, dass jemand als Mädchen geboren wurde, sich später jedoch als Mann fühlt. Inter bedeutet, dass ein Mensch sowohl mit männlichen als auch mit weiblichen Geschlechtsmerkmalen geboren wurde. Solche Fälle sind extrem selten.
Echte Probleme gibt es, wenn während der Pubertät Stimmungsschwankungen und Verwirrungen auftauchen, die meistens wieder verschwinden. Wünsche nach hormonellen und chirurgischen Umwandlungen sollten deshalb vor dem zwanzigsten Lebensjahr gesetzlich untersagt werden, denn der tragische Fall der kanadischen Reimer-Zwillinge in den letzten Sechziger- und Siebzigerjahren war kein Einzelfall. Einem der Reimer Buben war bei der Behandlung einer Vorhaut-Verengung der Penis so schwer verletzt worden, dass ein Scharlatan namens John Money, der von Wissenschaft keine Ahnung hatte, den Eltern riet, Bruce Reimer chirurgisch zu Brenda Reimer zu machen. Das Geschlecht sei ohnehin nur etwas gesellschaftlich Konstruiertes. Als die beiden Buben später die Wahrheit erfuhren, nahmen sie sich das Leben.
Humandifferenzierung
Einige Soziologen haben inzwischen bemerkt, dass schwule Männer, so genannte Cis-Männer, trans-Frauen, Queer-Männer usw. dummerweise immer noch Männer und Frauen sind. Auch die chirurgische Veränderung der Geschlechter wird verdrossen kommentiert, weil es dann immer noch (nicht genetisch, sondern chirurgisch) Männern und Frauen gibt. Es gelte aber, alle Unterschiede radikal zu überwinden.
Ein Soziologe des „Sonderforschungsbereich Humandifferenzierung“ der Universität Mainz hat kürzlich in einem Aufsatz in der „Frankfurter Allgemeine“ vorgeschlagen, die Kategorien Männer und Frauen abzuschaffen. Wie bei Soziologen üblich, benötigt der Autor drei Absätze und Unmengen an Nebelwörtern, um etwas mitzuteilen, was man in einem Satz sagen kann. Lesebeispiel: „Alle Milieus, die hier einen Verlust erleben, können sich aber auch dadurch der Geschlechterdifferenz vergewissern, dass sie sich von jenen queeren Minderheiten distinguieren, die die Sinnfrage weder abtun noch verdrängen, sondern explizit zu ihrer persönlichen Sache machen, nämlich in höherer Auflösung als Frage ihrer Identität bearbeiten.“
Wer es schafft, den gesamten Schwurbeltext vom Soziologischen ins Deutsche zu übersetzen, kann das Kernstück in einem Satz formulieren: Das Geschlecht ist bedeutungslos, sofern es überhaupt existiert. Eine Gesellschaft, die es sich leisten kann, dieses leere Stroh als „Wissenschaft“ durchgehen zu lassen, ist ein Opfer wohlstandsbedingter Langweile.
Rudolf Öller ist promovierter Genetiker der Universität Tübingen und seit Jahrzehnten sowohl als Kolumnenschreiber als auch als Buchautor publizistisch tätig. Öller ist gebürtiger Oberösterreicher, hat in AHS und BHS Naturwissenschaften und Informatik unterrichtet und war ehrenamtlicher Rettungssanitäter, Blaulichtfahrer und Lehrbeauftragter beim Roten Kreuz. Er lebt heute in Vorarlberg.
Kommentare
Sehr interessante biologische Abhandlung. Es gibt demnach also nur zwei Geschlechter, die genetisch durch das Y-Chromosom des Mannes determiniert sind. Würden Sie also befürworten, dass eine von Frau zu Mann operierte Person, nach Testosterontherapie, biologisch aber immer noch Frau ohne Y-Chromosom, weiterhin die Damensauna besuchen soll?
Das ist eine politische Entscheidung. Politische Entscheidungen können brauchbar, ja sogar richtig sein. Wenn sie ideologisch unterlegt sind, kommt fast immer Schwachsinn heraus.
ok ..Danke, ich dachte Sie könnten der Politik einen Hinweis geben, der nicht ideologisch unterlegt ist.
Wenn irgendwann alle Regeln brechen, dann wird Pädophilie auch noch legalisiert.
Genau so ist es biologisch. Was aber fehlt ist das “Geschlecht” derjenigen, die sich so etwas ausdenken, dabei mitmachen und entsprechende Parteien wählen. Die sind leider so zahlreich geworden, dass sie sich den Titel “3.Geschlecht” schon verdient haben.
Da gehts nicht um Geschlechter sondern um sexuelle Orientierung.
Ich habe Verständnis für Homosexuelle, aber nicht für’s Gendern. Gleichstellung von sexuellen Minderheiten mit der sexuellen Mehrheit verstößt gegen die Menschenrechte, denn die Ehe, als heterosexuelle Lebenspartnerschaft, ist in der Charta der Menschenrechte geschützt. So habe ich es gelesen. Dazu gehört auch die klare Unterscheidung der zwei Geschlechter, soweit möglich. Geschlecht ist nicht kulturell, sondern biologisch. Was bilden sich westliche und US-amerikanische Weiße eigentlich ein, was sie sind, um alles ändern zu dürfen ? Dies ist eine Form von ideologischem Rassismus.
Danke Vitus, hoffentlich gibt es jetzt eine fundierte Debatte!!
Oida! Fundiert debattieren können nur intelligente Menschen.
… soll heißen, die gibt’s in der Gender- und Wokewelt so selten, dass nie was G’scheites rauskommen kann . 😉
Die NEOS in Vorarlberg sind (wie vor einem Jahr) schon wieder stinksauer. Jaja. Die umkippenden Fahrräder an der chinesischen Mauer nehmen kein Ende.
Eine kleine Minderheit führt die große Mehrheit nach Belieben am Nasenring durch die Manage.
Gender, Sex, Migration und Vielfalt/Wokeness sind die Hauptthemen dieser Regenbogen-Gendersterne, die sich ausnahmslos aus der problemlosen Gesellschaft rekrutiert.
Sie haben Recht. Aber Sie und ich leben gewissermaßen in der Vergangenheit, wie übrigens die LBQTUVWXYZ auch. Die Entwicklung von Retortenmenschen ist in vollem Gange, in China werden Fortschritte ganz offiziell gefeiert, hierzulande wohl eher im Geheimen. Diese neuen Menschen brauchen kein Geschlecht, da sie sich nicht selbst reproduzieren müssen, daher wird es wohl weggelassen, wodurch sicherlich ein großes Konfliktpotential wegfällt. Der daraus entstehende Ameisenstaat wird friedlich, effizient und klimaneutral, das Ende der Geschichte erreicht sein.
Danke für die kompetente Erklärung. Ja, wir sind leider als Gesellschaft ziemlich degeneriert, was man täglich in der akkustischen Form des Genderns im ORF aber auch schon in Euronews feststellen kann. Auch der Duden entblödet sich nicht den gesamten Quatsch, die Menschin (pars pro toto), offiziell und die deutsche Sprache aufzunehmen und so zu verhunzen. Wir sollten es so machen wie die Franzosen!
Danke für diese fundierte Zusammenfassung Herr Öller und noch mehr Dank für ihr Engagement in dem Bestreben etwas Klarheit in dieses verkopfte Thema zu bringen. Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass Menschen ihre Sexualität im erlaubten Rahmen (Einvernehmlich/mindergefährlich) ausleben und öffentlich dazu stehen können ohne ausgegrenzt zu werden. Die Exklusivität allerdings und der gesetzliche Umgang damit, wie Mindestquoten in Institutionen und Firmen finde ich allerdings sehr bedenklich. Immerhin wird der Arzt bei der Geburt entweder sagen es ist ein Mäderl oder ein Bub und in den von ihnen beschriebenen sehr seltenen Fällen mal beides. Da sehe ich einfach keinen Grund für eine Bevorzugung auf Basis einer später angenommenen Identität. Überhaupt in einer Zeit wo man im Zuge einer wahrgenommenen Freiheit als Ottonormalverbraucher egal welcher Ausrichtung diskreditiert wird (als Umweltsau, Gefährder, etc.), ist das ein Thema mit dem ich mir schwer tu. Weil es Freiheiten gibt die ich sehr positiv bewerten soll und welche die ich ganz eng sehen muss. Das ist nicht wirklich liberal und damit tu ich mir als liberaler schwer. Insofern bin ich froh über solche Berichte, die mir irgendwo schon zeigen, dass es nicht nur mir so geht und dass es auch von Medien noch aufgegriffen werden kann.