
Ruth Pauli: Der Glücksfall namens Kocher
Wäre es nicht viel gescheiter und effizienter, man würde das Regieren Wissenschaftlern und Experten überlassen – so wie es vordergründig betrachtet in Zeiten der Pandemie geschehen ist? eXXpress-Kolumnistin Ruth Pauli sagt: Nein.
Wäre es nicht viel gescheiter und effizienter, man würde das Regieren Wissenschaftlern und Experten überlassen – so wie es vordergründig betrachtet in Zeiten der Pandemie geschehen ist? Analysiert man die türkis-grüne Steuerreform, dann hat man die Antwort darauf: So gut das besonders in den Ohren der politikerverdrossenen Wähler klingen mag – nein. Es braucht ein starkes Miteinander von Expertise und politischem Geschick.
Der stille Star dieses Regierungswurfs ist ein Wissenschaftler und gemessen an den Ergebnissen hat er sich stärker eingebracht als von außen gleich erkennbar ist. Und dem Führungsduo Kurz – Kogler muss man zugutehalten: Sie scheinen auf ihn gehört und sich seine Argumente angeeignet zu haben. Der Glücksfall in diesem Team heißt Martin Kocher.
Kocher kann die Klimaretter durch seine Expertise im Zaun halten
Der Arbeitsminister ist Verhaltensökonom. Und als solcher hatte er genügend Gewicht, dass er die klima-alarmistischen Gäule in Zaum halten konnte. In dieser ersten CO2-Bepreisung wären die Klimaretter gerne viel weiter gegangen. Nur: Wenn man sich so das Heizen in diesem Winter nicht mehr leisten kann, wärmt einen nicht die Freude, dass man das Klima von Morgen rettet. Kocher weiß, was die Umwelt-Lobbyisten nicht verstehen wollen: Mit empfindlichen Strafen (und als solche werden Steuern und Gebühren empfunden) und überschießenden Verboten wird man die Menschen nicht dazu bewegen, ihr Verhalten zu ändern. Ganzen Landstrichen die Armee zu schicken und die umweltschädlichen Öfen herauszureißen, aber den Menschen erst eineinhalb Jahre und viele Frostmonate später Ersatz anzubieten – das können sich die chinesischen Kommunisten leisten. In unserem freien, demokratischen System geht das Gott sei Dank nicht. Die Klimaretter wissen das nicht – ein Glück, dass es Kocher gibt.
Kocher hat aber offensichtlich mit seiner Expertise auch daran erinnert, dass das – auch in der türkis-grünen Regierungserklärung – gebetsmühlenartig wiederholte Versprechen vom Abschaffen der Kalten Progression den Besserverdienern am meisten bringen würde. Und so konnte der Regierungswille, die Steuerreform auch sozial treffsicher zu gestalten und die kleinen und mittleren Einkommen zu entlasten, auf eine viel effizientere starke Entlastung dieser Bevölkerungsgruppen gehen. Das ansonsten von ökonomischem Sachverstand nahezu vollständig befreite Kabinett wäre leicht zum Getriebenen des eigenen Unwissens geworden – ein Glück, dass es seit Jänner dort Martin Kocher gibt.
Ohne Politiker geht es nicht
Und auch die Maßnahmen zur Verbesserung des Wirtschaftsstandorts wären ohne ihn wohl zu einem Zankapfel geworden. Dass es ohne erfolgreiche Arbeitgeber nicht geht, haben weite Kreise des linken Österreich noch nicht verstanden. Arbeiterkammer-Zwangsbeiträge werden in propagandistische Unternehmerfresser-TV-Spots gesteckt, Gewerkschafts-Bonzen torpedieren industriepolitisch existenzielle Verkäufe wie jene des MAN-Werks an Siegfried Wolf. Mit solchen antikapitalistischen Reflexen, die auch die Grünen leiten, kann ein Land nicht überleben. Zum Glück gibt es Kocher – dessen gewichtige Stimme manches ins rechte Lot gebracht hat.
Und doch: Sollen bei so viel richtigen Entscheidungen nur Wissenschaftler regieren? Nein – ohne Politiker wird es nicht gehen. Denn irgendjemand muss die wissenschaftlichen Grundlagen, die ein Fachmann beisteuert, auch an die gesellschaftliche Realität heranführen, an die Lebenspraxis der Menschen. Das war bei den Corona-Maßnahmen so – hätte die Regierung den Virologen/Epidemiologen/Modellrechnern freie Hand gelassen, wäre die Protestbewegung sicher noch viel größer, als sie heute ist.
Ideales Zusammenspiel von Theorie & Praxis
Wissenschaft kann die Entscheidungen der Politik auf eine solide Basis stellen. Freilich nur dann, wenn sie selbst ideologiefrei und rein faktenbasiert ist – was heute leider oft nicht mehr der Fall ist, wenn es etwa um Klima-, Gender- oder Diversitätsfragen geht.
Mit Kocher konnte diese türkis-grüne Regierung ein ideales Zusammenspiel von (wissenschaftlicher) Theorie und (Regierungs-)Praxis eingehen. Es gäbe noch einige Ministerien, wo mehr fundierter Sachverstand für uns und unser Land von Vorteil wäre.
Kommentare
Im Standard würde in Klammer Ironie stehen.
Und die 9 Mrd Ausgaben für CO2 Zertifikate bei Nichterreichung der Klimaziele sind egal Frau Pauli?
Ein sehr guter Artikel von Frau Pauli. Wenn wir noch ein paar “Glücksfälle” oder klassisch gesagt echte Experten wir Kocher finden, dann könnte es ja tatsächlich aufwärts gehen in Österreich.
Die kalte Progression abzuschaffen würde den Status quo einfrieren und nicht zu Verschiebungen führen. Im übrigen leiden unter der kalten Progression kleine bis mittlere Einkommen am meisten, wenn sie in die erste Steuerstufe rutschen. Superreiche zahlen sowieso für einen Großteil des Einkommens den Höchststeuetsatz oder haben andere Einkünfte, für die ist das egal.
Ein leitender Mitarbeiter, der wie Kocher seit seinem Arbeitsbeginn Jänner 2021 nichts auf die Reihe gebracht hat, wäre in der Privatwirtschaft schon längst gekündigt worden.
” Das ansonsten von ökonomischem Sachverstand nahezu vollständig befreite Kabinett ….”. Bitte, nicht böse sein, Frau Pauli, aber was wir heute an “vernünftiger Politik” haben ist die politische Grundhaltung Sebastian Kurz sowie sehr kluge grüne Politik a la Gewessler/Kogler. Dass der von mir hoch geschätzte Prof. Kocher , ein Glücksfall im Rahmen des Unglücksfalles Aschbacher, von Sebastian Kurz in die Regierung geholt wurde, erweist sich wieder einmal als besonderer Glücksgriff des jungen Kanzlers, der von mir deswegen so geschätzt wird, weil er in allen Belangen, von Steuer-/Wirtschafts-/ Migrations- und Außenpolitik eine sehr vernünftige, mit der Grundstimmung im Volk (Demos) korrepondiertende Haltung hat, was das Geheimnis seines politischen Erfolges ist, und dass er dann Jene in die Regierung holt, die diese Politik vertreten, diese aber dann auch politisch überleben lässt, wie besipielsweise Außenminister Schallenberg ,macht ihn auch als Mensch sehr sympathisch, freilich zum Missfallen linker Spalter und Hetzer/ linker Lügen-/Lückenpresse in Österreich, die ihn lieber heute als morgen aus Östereich weghaben wollen, an seine Stelle das “Drei-Mäderl-Haus” Joy Pam, Beate und Sigi treten soll, auf dass der Untergang Österreichs bei dann vielleicht 70% des BIP´s an Steuerlast schneller vonstatten gehen kann.
Volle Zustimmung, werte Fr. Pauli!
Diese Lobhudelei kann ich nicht verstehen :
1) Die “Steuerreform” gibt uns nur zurück, was uns seit 2016 durch die kalte Progression genommen wurde. Sieht man auch dadurch, dass die volle Wirksamkeit der Senkung der Progression erst 2024 erfolgt. Und die Erhöhung von Diesel, Benzin und Gas kommt oben drauf.
2) Martin Kocher ist seit Jänner Minister. Was hat er bis jetzt gemacht? Daumendrehen im Ministerium? Hi und da mal ein Interview (Ich bin so gescheit und jeder soll es wissen) ? Es fällt mir nichts ein, was eine positive Jobbeschreibung rechtfertigen kann. Heiße Luft, sonst nichts dahinter.
Die Zeit hätte auch Aschbacher absitzen können.
„Der alte Stänkerer“ wäre ein besserer Nick. Sie sind ein frustrierter Blauer…
Sehe ich genau so! Bravo!