
Ruth Pauli: Wie wir unsere Freiheit verlieren
Man muss kein Alarmist sein, wenn man den Eindruck gewinnt, dass wir gerade dabei sind, unsere Freiheit zu verspielen. Vieles, was als besonders „liberaler“ Bewusstseins-Fortschritt gilt, wird in einer Art durchgeboxt, die an ganz andere Gesellschafts-Systeme erinnert als eine westliche freie, demokratische Gesellschaft.
Ein emigrierter ungarischer Musiker meinte unlängst auf die Frage nach Political Correctness: “Oh, im Ostblock nannten wir das noch Zensur.”
Und er hat – leider – recht. Eine akademische Arbeit, die statt zu Gendern den Satz vorausschickt, mit dem generischen männlichen Geschlecht seien alle Geschlechter gemeint, wird vielfach nicht einmal mehr zur Begutachtung angenommen – auf den Inhalt kommt es nicht an. Ein Politiker, der nicht auch das Sternchen spricht, muss sich auf einen Shitstorm gefasst machen – und niemand fällt auf, ob oder was er gesagt hat.
Lippenleser bei der UEFA
Um Nicht-Korrektes (aber vom Adressaten Vergebenes) von Marco Arnautovic zu ahnden, beschäftigte die UEFA sogar schon einen Lippenleser – wann kommt die Gesinnungspolizei?
In Universitätskreisen haben viele Professoren für sich die Selbstzensur entdeckt, damit sie nicht durch eine falsche Bemerkung Zielscheibe studentischer PC-Fanatiker werden.
Hätten nicht gerade die gut abgesicherten und hochgebildeten Uni-Professoren die Pflicht, diesem Mundtot-Machen entgegenzutreten?
Zwar nicht ausgesprochen, aber doch vorhanden - das Diskutier-Verbot
Sie tun das aber auch bei einer anderen bedenklichen Entwicklung nicht: bei dem zwar nicht ausgesprochenen, aber bei vielen Themen durchgesetzten Diskutier-Verbot. Wissenschaft war immer der Wettstreit von rationalen Argumenten, das hat letztlich auch den Fortschritt gebracht. Jetzt wagt man nicht einmal mehr, Greta Thunberg zu widersprechen, auch wenn man Wissen, Studien und Resultate auf seiner Seite hat. Wenn scheinbar allgemeiner Konsens herrscht, dass und wie man das sich stetig verändernde Klima „retten“ kann, dann trügt das. Es gibt gewichtige Wissenschafts-Stimmen, die nachweisen, dass die CO2-Strategen zwar die Wirtschaft der westlichen Welt killen, der dadurch erzielte Effekt aufs Klima sich aber kaum von einer Besteuerung von Büroklammern unterscheiden würde. Ha, würde da die vereinigte Aktivisten-Front rufen: Ihr Klima-Leugner! Damit ist gleich einmal jegliche Diskussion abgedreht.
Cancel Culture in der Wissenschaft existiert
Und wenn das nicht genügt, dann gibt es noch ein weiteres Mittel: Der Wissenschafter wird gecancelt! Er darf nirgends mehr Vorträge halten, publizieren oder sonst irgendwie seine Resultate präsentieren. In bester Ostblock-Manier wird er totgeschwiegen.
Als in Österreich noch diskutiert wurde (etwa bei der Atom-Abstimmung), haben wir gegensätzliche wissenschaftliche Meinungen ausgehalten. Jetzt ist es wieder so, wie schon zu Giordano Brunos Zeiten. Auch wenn der Scheiterhaufen nur symbolisch ist: Es gibt nur mehr eine Wahrheit. In einer freien Gesellschaft, wirklich?
Das Briefgeheimnis - ein Relikt vergangener Tage
Und viel zu wenig beachten wir alle die Folgen, die das unter Johlen und Schenkelklopfen der Opposition abgefeierte Leaken privater türkiser Chats haben wird: Das Recht auf Privatsphäre und das ehemals in freien Gesellschaften unantastbare Briefgeheimnis gehören der Vergangenheit an. Von nun an kann es jedem passieren, dass er für seine Handy-Konversationen haftbar gemacht wird. Und zwar nicht nur für Selbst-Verfasstes: Auch eingehende Nachrichten können zu Hausdurchsuchungen führen – siehe Gernot Blümel. (Auch im Ostblock landete man im Straflager, wenn man von einem Dissidenten im Tagebuch erwähnt wurde…)
Man kann noch so schadenfroh sein über die geleakten Dummheiten und Unappetitlichkeiten – nur sollte man den Präzedenzfall nicht übersehen, den das alles darstellt. Es ist kein privates SMS mehr sicher – nicht einmal, wenn man es löscht, denn es bleibt rekonstruierbar.
Und wenn ein pensionierter Grüner phantasiert, dass private Handy-Konversationen nicht geschützt werden dürfen (was übrigens der EuGH längst getan hat), weil man sie für das Überführen von Drogenbossen braucht, dann wird’s abenteuerlich. Sind wir denn wirklich alle Drogenbarone?
Bis zum Ende der Freiheit
Und so wird uns langsam immer mehr Freiheit genommen – und wir bemerken es nicht einmal.
Unbeeindruckt von dystopischen Meinungstrends und spitzzüngig gegen Nonsense-Gerede artikuliert sich auch Ruth Pauli (70). „Erst denken, dann twittern“, warnte die Autorin und langjährige ehemalige Innenpolitik-Redakteurin einmal. Schon früh blickte die gebürtige Wienerin über den österreichischen Tellerrand, ihre Studien- und Forschungsjahre führten sie in die USA, die Sowjetunion und nach Frankreich. Nach der Promotion über russische Literatur arbeitete sie unter anderem bei der „Wochenpresse“, der „Presse“ und dem „Kurier“. Sie brachte mehrere Bücher heraus, ob als Übersetzerin, Autorin oder als Herausgeberin.
Kommentare
Schon lustig immer von der linken Minderheit zu lesen. Wo regiert die denn bitte? In Ö nicht, in D nicht, in Fra nicht, im ehemaligen Ostblock sowieso nicht. Russland, Brasilien detto. In den USA hat bis vor 6 Monate der Anti-Linke Trump regiert.
Also warum weinen die Konservativen dauernd über die linken/liberalen Mächtigen, wenn sie fast überall regieren ?
Wer die Sozialisten und Kommunisten kennt, weiß genau, zu was die fähig sind. Die Geschichte des Sozialismus hat bereits mehrmals gezeigt, wozu Sozialisten und Kommunisten fähig sind. Alle aufrechten Demokraten haben daher die Verpflichtung, stets wachsam zu sein. Denn der Sozialismus, egal welcher Ausprägung und Erscheinungsform, hat den Menschen noch nie Frieden, noch nie Freiheit und schon gar nicht Wohlstand gebracht. Im Gegenteil. Jedes sozialistische Experiment endete im Unheil, im Elend, in der Unterdrückung, in der Unfreiheit und in der gleichmäßig verteilten Armut. Jeder aufrechte Demokrat weint über die Unfähigkeit der Linken, aus der unheilvollen Geschichte ihres Sozialismus lernen zu wollen. Oder kurz und knapp gesagt: die aufrechten Demokraten weinen über die Ignoranz der Linken.
Frau Pauli hat es brillant auf den Punkt gebracht. Und die bisher schweigende Mehrheit muss beginnen zu sagen, was Sache ist.
Um gleich vor der eigenen Tür zu kehren zu beginnen – wie schon von Gleb Neshin so richtig angemerkt – warum diese Exxpress-Posting-Vorzensur ?
Kann man zusammenfassen unter “Weil wir es uns gefallen lassen”.
Zum Thema Diskutierverbot fällt mir spontan die Löschung nicht genehmer Kommentare ein, auch unter dieser Kolumne.
Wer im Glashaus sitzt, …
Es ist ein EU Phänomen. Mich irritiert ein wenig, wie das in den den Kommentaren negiert wird, EU-Kritik scheint genauso ein tabuisiertes Thema. Und ich meine nicht das Vakzinchaos, sondern die Aufgabe der Souveränität, Verlust der parlamentarischen Kontrolle. 88% aller legistischen Akte sind nur noch EU-Umsetzungsgesetze (Lengauer EU-Recht Uni) von privatisierter “hate speech” Zensur über GreenPass zu Anti-Rassismus(Rechts)-Fördermittel zu Migrationsgesetzen bis hin zu MSM Subvention für Covidioten-Denunziation. Die Regierungen/ Parteien haben sich eine bequeme, totalitär anmutende Position zwischen EU/EC und national Parlament geschaffen in der sie vom Parlament (Souverän) nicht mehr kontrolliert werden können. Auf EU-Ebene beschlossene Verordnungen (EU MinisterR) können parlamentarisch nicht mehr abgelehnt/geändert werden. Ch. de Gaulle zu K. Adenauer: “Europa ist Frankreich und Deutschland, der Rest ist nur zur Trimmung”.
Frau Pauli, Gratulation zu diesem Kommentar!
Schließe mich Ihrer Meinung voll und ganz an.
Sehr viele Dinge die uns der Mainstream aufzwingen will sind zahnlos, man kann sich über den Versuch ärgern, aber noch kann man dagegen argumentieren, wenn auch aus Vorsicht so wie ich, nicht mit vollem Namen.
Gefährlich wird es aber wenn Parteien beginnen mit unzähligen, teils offenen, teils anonymen Anzeigen Staatsanwaltschaften dazu zu bringen das schärfste Mittel der Justiz, das Abhören und Beschlagnahmen von Post des politischen Gegners durchzuführen.
Wenn die Parteien dann private, persönliche, in keinem Zusammenhang mit der Anzeige stehende, teils kompromittierenden Informationen über den politischen Gegner erhalten sind wir tatsächlich im ehemaligen Ostblock sowjetischer Bauart angelangt.
Meiner Meinung nach hat dann der VfGH aber auch der Bundespräsident komplett versagt.
Die Aufgabe dieser beiden Institutionen wäre es über die Grundrechte jedes Menschen zu wachen und Verletzungen zu verurteilen.
Ich persönlich glaube das der Umgang mit den Grund und Freiheitsrechten schlampig war.
Bestimmten Verdachtsmomenten nachzugehen ist das eine, bestimmte persönliche Dinge gezielt an die Öffentlichkeit zu spielen das andere.
Ich glaube das hier unglaubliche Fehlleistungen passiert sind und ich persönlich bin mir nicht sicher ob das nun eiligst angesetzte Volksbegehren gegen Korruption nicht ein Versuch ist diese, meiner Meinung nach katastrophale Performance der Justiz aus dem Focus der notwendigen Aufarbeitung zu nehmen.
Bin ganz Ihrer Meinung!
Und ja – ich traue mich auch oft auch nur mehr “sehr vorsichtig” meine Meinung zu sagen.
Auf den Punkt gebracht – vielen Dank, Frau Pauli, für Ihren ausgezeichneten Kommentar!
Eine kleine Minderheit drängt der großen Mehrheit ihre linke Ideologie auf und vom bürgerlich konservativen Volk ist nicht der geringste Widerstand zu erkennen. 😥
Alle wissen, in großen Schritten kommt eine neue Diktatur auf uns zu und unsere Freiheit geht vor unseren Augen den Bach runter – aber Widerstand nein danke! 😥
Raunzen und jammern JA – Widerstand NEIN!
bin mit dem Kommentar einverstanden hätte aber noch eine Bitte: wie sollen wir uns wehren wenn in Oxford Musikprofessoren Mozart verbieten wollen weil es Sklavenmusik ist und die schwarzen Hörer dadurch diskriminiert werden?
(sic) Auch wenn der Scheiterhaufen nur symbolisch ist: Es gibt nur mehr eine Wahrheit. In einer freien Gesellschaft, wirklich? (sic)
Sorry, aber es gibt immer nur eine Wahrheit, Fr. Ruth Pauli. Sonst wäre sie nicht die Wahrheit. Sie ist undiskutierbar und durchaus zumutbar. Auch wenn sie (manchem) wehtut.
… und wieder stehen wir vor der Situation, dass einige Zeitgeister behaupten die alleinige Wahrheit zu besitzen und somit jede Diskussion unnötig erscheint, ja sogar verpönt ist.
Derzeit sind es die linken Zeitgenoss*innen die das behaupten und dementsprechend handeln …
Ach, es gibt nur eine Wahrheit? Wirklich? Ist das Glas nun halb voll, oder ist das Glas nun halb leer?
Sorry, aber es gibt immer mehrere Sichtweisen und Meinungen zur “Wahrheit”, Hatschi Bratschi. Sonst wären sie keine Sichtweisen und Meinungen zur Wahrheit. Sichtweisen und Meinungen sind undiskutierbar und durchaus zumutbar. Auch wenn die Sichtweisen und Meinungen (manchem) wehtun. Zensur, Denkverbote und Meinungsverbote sind kommunistische Abartigkeiten. Und die gehören ins Museum der Geschichte, auch wenn es den Linkischen noch so wehtut.
Bravo – mit diesem Artikel wieder alles haarscharf analysiert und auf den Punkt gebracht- top wie immer #xsundbleim
Es haben schon viele die derzeitige Situation haarscharf analysiert … aber außer analysieren – und zynische Kommentare z.B. über das Gendern – ist nichts zu erkennen.
Die linken Ideolog*innen (m/w/d) haben freie Fahrt … irgendwann ist es aber selbst fürs Bremsen zu spät …
mir kommt unsere moderne gesellschaft auch immer totalitärer vor.
fängt mit einseitiger medienlandschaft an, geht weiter zum griff nach sprache (*) und geschichte. (wahlloses kontextuiren von historische persönlichkeiten z.b. in wien)
man verliert schnell seinen job wenn man das falsche sagt (und das wird gefühlt immer mehr) dazu kommt ungehemmt politische agitation an bildungseinrichtungen, öffentlichen verkehrsmitteln und wenns nach dem münchner bürgermeister geht in stadien.
das alles erinnert fatal an den ostblock. da wahren halt die parolen etwas andere.
Treffender könnte man die Problematik nicht formulieren, Gratulation zu diesem Artikel!
Ich frage mich, wann endlich die ÖVP und insbes. BK Kurz, der eigentlich ein sehr gutes Gefühl für Themen hat, mit der er seine Wähler hinter sich versammeln kann und frustrierte (ex-ÖVP) Nichtwähler mobilisieren kann, endlich einmal zur Kenntnis nimmt, dass PC, BLM etc. pure linksextreme Agitation sind. Und was die konservative Wählerschaft, das sind in Österreich über 50%, davon hält.
Sowie, dass er massiv Wähler gewinnen kann, wenn er sich hie klar konservativ und gegen die “published opinion” positioniert. So wie bei der letzten Nationalratswahl zum Thema Flüchtlinge/Migration. Auch diese Themensetzung war – obwohl sie von allen linken Parteien wie Medien – intensiv kritisiert wurde, richtig und hat ihm viele Stimmen vernünftiger Österreicher (ja und da sind die Frauen und diverse Personen natürlich mitgemeint) gebracht.
Da wäre mehr an Stimmen zu holen, als wenn man sich eine Regenbogen-Anstecknadel ans Revers heftet.
Hoffentlich kommt die Erkenntnis, wer konservativ gewählt hat und wieder konservativ wählen soll, in naher Zukunft (und die “nahe Zukunft” ist sowohl auf die Erkenntnis als auch auf eine baldige Wahl zu beziehen).