Der spanische Fußball versinkt vor dem Hintergrund der Kuss-Affäre immer tiefer ins Chaos. Der ehemalige Verbandspräsident Luis Rubiales hat den Skandal ins Rollen gebracht. Dieser küsste seine Spielerin Jennifer Hermoso bei der Siegerehrung nach dem gewonnenen WM-Finale auf den Punkt. Er beteuert weiter, der Kuss direkt nach dem WM-Sieg sei in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt. Dem widerspricht Hermoso. Diese Szene löste weltweite Empörung aus. Rubiales wurde von der FIFA suspendiert und trat schließlich zurück.

Später erstattete Jennifer Hermoso Anzeige gegen den spanischen Verbandspräsidenten. Ein spanischer Staatsanwalt hatte vergangene Woche beim Obersten Gerichtshof eine Klage gegen Rubiales wegen sexueller Nötigung eingereicht. Die Spielerinnen traten sogar in den Streik.

Nun herrscht in der Causa Länderspiel-Streik bei Frauen-Fußball-Weltmeister Spanien Unklarheit. Die neue Teamchefin Montse Tomé hat am Montag ihren Kader für die Spiele der Nations League am Freitag in Schweden sowie am Dienstag daheim gegen die Schweiz nominiert. Mit dabei sind auch 15 Spielerinnen, die zuvor in den Streik getreten sind – gegen deren Willen!

Vor Journalisten in Madrid versicherte Tomé, sie habe mit den von ihr nominierten Fußballerinnen gesprochen und keine von ihnen habe die Teilnahme an den Begegnungen verweigert. Das sahen die Spielerinnen um Weltfußballerin Alexia Putellas komplett anders. Am späten Montagabend teilten sie mit, ihren Länderspiel-Streik fortzusetzen.

Hermoso nahm auf X (Twitter) Stellung

Die neue Chefin auf der Trainerbank des spanischen Frauen-Nationalteams verzichtete jedoch auf Hermoso. Zu den Gründen hatte die Trainerin gesagt, man wolle Hermoso so “beschützen”. Hermoso nahm auf X (Twitter) dazu Stellung. In ihrem Statement meinte die Spielerin: “”Mich vor was schützen? Und vor wem?” Die zur besten WM-Spielerin gekürte Aitana Bonmatí schrieb um kurz vor Mitternacht bei X unter anderem: “(…) unser fester Wille, aus berechtigten Gründen nicht nominiert zu werden (…) bleibt in vollem Umfang gültig.” Hermoso schrieb, sie stehe ganz an der Seite ihrer Mitspielerinnen.

Zudem warf sie dem Verband “Spaltung” und “Manipulation” vor, “um uns einzuschüchtern und uns mit rechtlichen Konsequenzen und wirtschaftlichen Sanktionen zu drohen”, wie sie am frühen Dienstagmorgen auf X (vormals Twitter) schrieb. “Wir haben Wochen, Monate damit verbracht, diesen Schutz zu suchen, den wir in der RFEF selbst nicht finden konnten. Die gleichen Leute, die uns um Vertrauen bitten, sind diejenigen, die heute eine Liste von Spielerinnen veröffentlichen, die darum gebeten haben, nicht berufen zu werden”, kritisierte Hermoso nun.

Durch ihren Länderspiel-Streik wollen die Fußballerinnen den Druck auf den Verband hochhalten. 21 Mitglieder des Weltmeisterkaders und 18 weitere Topspielerinnen forderten unter anderem auch die Absetzung von RFEF-Interimschef Pedro Rocha und weiterer Funktionäre, die Rubiales nahestehen. Pikanterweise gilt auch Nationaltrainerin Tomé als Rubiales-Vertraute.

Am Montag hatte der Verband anlässlich der Kader-Nominierung ein Kommunique herausgegeben und betont: “Wir garantieren den Spielerinnen ein sicheres Umfeld und setzen uns für ein Klima des gegenseitigen Vertrauens ein, um gemeinsam dafür zu sorgen, dass sich der Frauenfußball in Zukunft noch stärker entwickelt.”