Der Plan war recht einfach: Stoff in Asien billig einkaufen und an der Heimatfront daraus Jacken und Hosen für die Soldaten an der Front nähen lassen. Doch scheinbar sahen die Verantwortlichen im zuständigen Verteidigungsministerium die Chance auf das schnelle Geld. Das legt zumindest eine Recherche der Zeitung Zerkalo Nedeli nahe. Selenskyjs Beamte unterschrieben einen Vertrag über die Lie­fe­rung von 233.000 Ja­cken und 202.000 Ho­sen mit ei­ner tür­ki­schen Fir­ma. Doch damit nicht genug …

Selenskyj hält dem Minister bislang die Stange

Die Lieferung aus der Türkei bestand offenbar nicht ausschließlich aus Winterkleidung. Auch Sommerjacken wurden geliefert. Und das zu einem sehr hohen Preis: War die Ware in der Türkei noch mit Dol­lar pro Stück beschildert, wur­de beim Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um in Kiew mit 86 Dol­lar pro Stück ab­ge­rech­net, berichtet die Zeitung. Dazu wurde der Wert der Klei­dung beim Tran­sit durch Mol­dau mit 27.500 Dol­lar an­ge­ge­ben. Daraus wurden, wie durch Zauberhand, doch an der Gren­ze zur Ukrai­ne aber plötzlich 367.500 Dol­lar.

Ein weiteres brisantes Detail enthüllten die Journalisten: Die tür­ki­sche Fir­ma ist im Besitz des Ukrai­ners Ro­man Pletnjow. Nicht alleine. Bis Fe­bru­ar 2023 gehörte sie auch dem 26 Jah­re al­ten Olexan­dr Ka­sai, Nef­fe von Hen­na­dij Ka­sai, Mit­glied des Ver­tei­di­gungs­aus­schus­ses im ukrai­ni­schen Par­la­ment für die Prä­si­den­ten­par­tei Die­ner des Vol­kes. Der Korruptionsskandal ist somit perfekt. Der erste und einzige, der seit Beginn des Krieges bekannt wurde, ist es aber längst nicht. Anfang des Jahres enthüllte dieselbe Zeitung, dass das Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um un­ter en­gen Ge­folgs­leu­ten des Mi­nis­ters ei­nen Lie­fer­ver­trag für Le­bens­mit­tel im Um­fang von um­ge­rech­net 340 Mil­lio­nen Eu­ro zu mehr­fach über­höh­ten Prei­sen ab­ge­schlos­sen hat­te. Mi­nis­ter Res­ni­kow nann­te die Vor­wür­fe „ab­so­lu­ten Blöd­sinn“. Ermittler sahen das anders. Ein Vertrauter des Ministers ist deswegen mittlerweile in Haft. Resnikow selbst hält bislang an seinem Amt fest. Die neuen Vorwürfe um die Winterkleidung könnten ihm aber nun selbst zum Verhängnis werden.

Soll als Botschafter nach London wegbefördert werden: Der unter Korruptionsverdacht stehende Verteidigungsminister Olexi Res­ni­kow präsentiert ukrainische Uniformen.AFP

"Abschiebung" nach London?

Insider rechnen damit, dass der Minister diesmal nicht mehr auf den Schutz des Präsidenten vertrauen können wird. Meh­re­re Par­la­men­ta­ri­er der Prä­si­den­ten­par­tei sag­ten, sol­le als ukrai­ni­scher Bot­schaf­ter nach Lon­don ab­ge­scho­ben wer­den. Und das könnte recht rasch über die Bühne gehen. Die Zei­tung „Ukrain­s­ka Praw­da“ berichtet, das Par­la­ment kön­ne schon in der kom­men­den Wo­che über ei­nen Rück­tritt Res­ni­kows be­ra­ten.