Andreas Kollross, der Bürgermeister von Trumau, muss zu vorgerückter Stunde von allen guten Geistern verlassen oder anderweitig schwer beeinträchtigt gewesen sein, als er auf Facebook ein Posting absetzte, das zu Recht für Empörung sorgte: “Kann man eigentlich mittels Gemeinderatsbeschluss so ein ‚Ius primae noctis‘ für den Bürgermeister beschließen lassen?“, fragte er in Anlehnung an den Film “Braveheart”. Dabei handelt es sich um das angebliche Privileg eines Herren, nach einer Hochzeit die erste Nacht mit der Braut eines Untertanen verbringen zu dürfen. Oder um das Recht eines Monarchen (August der Starke), die Mädchen aus dem eigenen Reich persönlich zu entjungfern.  Das “Ius primae noctis” (Das Recht der ersten Nacht) geht in jedem Fall auf Vergewaltigungsfantasien zurück.

In den sozialen Medien hagelte es erwartungsgemäß heftige Kritik für Kollross. Die Nationalratsabgeordnete Meri Disoski (Grüne) warf Kollross vor, über Vergewaltigungen zu scherzen. Damit würde der  Bürgermeister und SPÖ-Abgeordnete sexualisierte Gewalt banalisieren. Scharf verurteilt wurde das Posting auch von Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP). „Das ist einfach nur widerlich. Wer meint, dass es lustig ist, über Vergewaltigung zu scherzen und brutalste Gewalt an Mädchen und Frauen damit zu legitimieren, sollte sich grundsätzlich hinterfragen und schlichtweg kein politisches Amt bekleiden“, so Raab.

Statt Rücktritt künftig 10.830 Euro monatlich im Parlament

Und was macht der SPÖ-Politiker, der sich selbst disqualifizierte? Außer einer halbherzigen Entschuldigung? Nichts, Kollross gelobte Besserung für die Zukunft, Schwamm drüber, das war’s. An einen Rücktritt verschwendete der Nationalratsabgeordnete bisher offenbar keinen Gedanken.

Stattdessen wird er sich über die satte Erhöhung seiner Bezüge ab 1. Jänner freuen. Wie alle Politiker stimmte er einem satten Plus zu. Um 9,7 Prozent steigen die Gehälter im neuen Jahr –  vom Bundespräsidenten  über die Regierungsmitglieder bis zu den Nationalratsabgeordneten. Andreas Kollross, der bisher 9873 Euro im Monat kassierte, bekommt künftig 10.830 Euro.