Sie begegneten sich das erste Mal in St. Petersburg, das Anfang der 1990-er Jahre noch Leningrad hieß. Ein ungleiches Paar. Hier Jewgeni Prigoschin, gerade wegen mehrerer Überfälle aus neunjähriger Gefängnishaft entlassen, auf der anderen Seite der aufstrebende Wladimir Putin. Es ist die Zeit des Umbruchs in Russland, der Vorbestrafte will geschäftlich Fuß fassen und schafft es nach mehreren kläglichen Versuchen ausgerechnet mit einer uramerikanischen Erfindung. Prigoschin verkauft als erster in Moskau Hot Dogs. Mit großem Erfolg.

Wenig später steigt er zum Edel-Gastronom auf, führt im Zentrum von St. Petersburg das berühmte Restaurant “Altes Zollhaus”. Hier verkehr die Prominenz der Stadt, auch die politische. Der Bürgermeister ist oft zu Gast, im Schlepptau nicht selten seinen Stellvertreter: Wladimir Putin.

Es wird der Grundstein gelegt, für eine merkwürdige Liaison, über die Prigoschin sagen wird:”Wir kennen und schätzen uns, aber Freunde sind wir nicht.” Auch Putin interpretiert das Verhältnis so.

Prigoschin bewirtet die Mächtigen der Welt

Als Putin am Gipfel der Macht ankommt, ist Prigoschin längst Groß-Gastronom. Moskaus offizielle Staatsgäste, ob der französisch Staatschef  Jacques Chirac oder US-Präsident George W. Bush, sie alle werden bei ihrer Visite in einem der Top-Lokale Prigoschin verköstigt.  Der Chefs selbst lässt es sich in solchen Ausnahmefällen nicht nehmen, die weltberühmten Gäste selbst zu bedienen.

Das imponiert dem Kremlchef und Prigoschin erhält den bis heute geläufigen Beinamen “Putins Koch”.

Das Firmennetz des Ex-Häftlings wächst stetig, bald führt Prigoschin das größte Catering-Unternehmen Osteuropas. Er ist zum Gastro-Oligarchen mutiert und versorgt praktisch die gesamte russische Armee. Prigoschin dient sich Putin an und erhält eine Spezial-Aufgabe. Er gründet und wird Anführer der Privat-Armee “Wagner”, die weltweit russische Interessen durchsetzen soll und wird, ohne offiziell mit Russland in Verbindung gebracht zu werden.

Putins Koch erklärt dem Kreml den Krieg

Die Wagner-Truppe umfasst in der Urainee bis zu 50.000 Soldaten. Viele von ihnen hat Prigoschin in russischen Gefängnissen und Lagern rekrutiert. Er bezahlt besser als die reguläre Armee und verspricht ihnen nach sechs Monaten Kriegsdienst die Freiheit.Ein Deal, den er mit Putin ausgehandelt hat, doch tausende seiner Männer fallen in der Ukraine .

Für Prigoschin ein Versagen des russischen Generalstabs, fast täglich beschimpft er die ranghöchsten Offiziere Moskaus über Videobotschaften als Versager. Mittlerweile hat der Koch dem Kreml den Krieg erklärt. In Rostow 1000 Kilometer vor Moskau verlangt er die Herausgabe des Verteidungsministers.