Österreich hat eines der teuersten Pensionssysteme, dessen Kosten permanent steigen. Die SPÖ will davon nichts wissen. Im Gegenteil: Am Dienstag hat sie eine Petition gegen die Anhebung des Pensionsalters gestartet. Österreichs Pensionssystem sei stabil und krisensicher, behauptet der Text, der sich explizit gegen einen Ruhestand erst mit 67 wendet. Pläne einer Anhebung seien Pensionsraub.

Demnach halten die Sozialdemokraten das heimische Pensionssystem offenbar für zukunftsfit – und das ohne irgendeine Reform auch nur anzudenken. Anderer Meinung ist der Chef des Instituts für höhere Studien (IHS), Holger Bonin. Er hatte vor einer Woche in der ORF-“Pressestunde” eine Anhebung des Pensionsantrittsalters auf 67 Jahre eingefordert. Er vermisse eine Diskussion über das generöse Pensionssystem. In dieser Form sei es künftig ohne Reformschritte nicht finanzierbar.

IHS-Chef Holger Bonin kritisiert Österreichs Pensionssystem und vermisst eine sachliche Debatte darüber.APA/HELMUT FOHRINGER

Ein lukratives Pensionssystem – auch für künftige Generationen?

Eines steht fest: Wer ein Leben lang gearbeitet hat, der hat ein Recht auf eine Pension, und das muss so bleiben. Allerdings gilt das auch für künftige Generationen. Leider haben andere Länder ein bedeutend nachhaltigeres Pensionsystem als Österreich. Hierzulande belasten die Pensionen die Steuerzahler, weil die Umlage zur Finanzierung schon längst nicht mehr ausreicht (siehe unten). In Zukunft werden Pensionen noch teurer werden.

Wer andererseits nie gearbeitet hat, dem geht es in Österreich ebenfalls sehr gut. Die Sozialdemokratie will weder das teure und wenig nachhaltige Pensionssystem reformieren, noch an den hohen Sozialgeldern für Menschen, die nie gearbeitet haben, etwas ändern. Näher besehen kommen bei ihr die gegenwärtig arbeitenden Menschen zu kurz, die das alles finanzieren müssen.

Deutsche Pensionisten arbeiten länger und verdienen weniger

Im internationalen Vergleich ist Österreichs Pensionssystem sehr großzügig. So erhält etwa der durchschnittliche Rentner in Deutschland zwölf Mal im Jahr 1054 Euro, beim österreichischen Pensionisten waren es im Jahr 2022 immerhin 1480 Euro – und das 14 Mal im Jahr – der eXXpress berichtete. Überdies wird im Nachbarland länger gearbeitet. Männer gehen im Schnitt mit 64,3 Jahren in Pension, Frauen mit 64,2 Jahren. Österreichische Männer arbeiten durchschnittlich ein Jahr weniger. Sie gehen mit 63, 3 Jahren in Pension, die Frauen mit 60,7 Jahren – um fast vier Jahre früher als deutsche Frauen.

Fast nirgendwo verdienen Pensionisten so gut

Österreichs Pensionisten verdienen im internationalen Vergleich überdurchschnittlich gut. “In keinem Land mit vergleichbar hohen Medianeinkommen sind die Unterschiede zwischen der Erwerbsbevölkerung und der älteren Generation so gering”, sagt Agenda Austria-Ökonomin Carmen Treml. Dabei fällt die Einkommensentwicklung schon seit der Jahrtausendwende zugunsten der Pensionisten aus. Im Jahr 2000 betrug das verfügbare Einkommen der Menschen über 65 Jahre noch 87 Prozent des Durchschnitts, 2022 waren es bereits 95 Prozent.

Österreich hat die Wahl: höhere Steuern, niedrigere Pensionen, länger arbeiten

Dass Österreichs Weg auch kein nachhaltiger ist, darauf hat die Agenda Austria ebenfalls hingewiesen. Anders als die SPÖ behauptet werden Pensionen und Pflege die Ausgaben weiterhin in die Höhe treiben, auch ohne Krisen. Weil das  Umlagesystem schon jetzt nicht mehr die Pensionen finanzieren kann, müssen in den Jahren 2023 bis 2027 knapp 160 Milliarden Euro aus dem Budget zugeschossen werden. Das sind 22,1 Prozent das Staatshaushalts. Mit anderen Worten: Fast jeder vierte Budgeteuro fließt in die Pensionen. Überdies steigt der Zuschuss aus Bundesmitteln zwischen 2023 und 2027 schon jetzt um knapp 40 Prozent.

Im Endeffekt gibt es auf Dauer nur drei Möglichkeiten: Entweder die Pensionen werden gesenkt, oder wir arbeiten länger, oder die ohnehin schon hohen Steuern werden weiterhin massiv erhöht. Auch ein Umstieg vom Umlagesystem auf ein Drei-Säulen-System wäre denkbar – wenn auch sehr aufwändig. Einen eigenen Weg hat auch Norwegen beschritten, das einen staatlichen Pensionsfonds eingerichtet hat. Im ersten Halbjahr erwirtschaftete er wieder einen Milliardengewinn, vor allem dank der Technologie-Aktien und des Booms bei künstlicher Intelligenz.

PS: Die SPÖ fordert auch eine abschlagsfreie Pension für alle nach 45 Jahren “harter Arbeit”. Zwar geht es auch bei diesem Vorschlag schon wieder um mehr Geld für die Bürger, das andere finanzieren müssen, aber immerhin für dieser Ansatz Leistung belohnen. Der Anreiz zu arbeiten wäre wenigstens gegeben.