Fleiß zahlt sich in Österreich nicht wirklich aus. Für jene, die viel arbeiten, springt ganz einfach zu wenig raus. Höchst beschwerlich ist überdies der Vermögensaufbau, speziell für junge Menschen. Nur Teilzeitarbeit und die Segnungen des Wohlfahrtsstaates sind teils überaus attraktiv, vor allem für jene, die nie oder fast nie gearbeitet haben. Nun rechnet ein prominenter Banker aus Liechtenstein mit der heimischen Wirtschafts- und Steuerpolitik ab.

Keine Regierung ringt sich zu einer großen Steuerreform durch

Für Meinhart Platzer, Chef der LGT, der Privatbank des liechtensteinischen Fürstenhauses, steht fest: „Den Menschen bleibt zu wenig Netto vom Brutto.“ Arbeitseinkommen werden in Österreich ganz einfach viel zu stark besteuert, klagt er gegenüber den Salzburger Nachrichten. Österreich sei ein Hochsteuerland, und das nicht nur wegen des Spitzensteuersatzes von 55 Prozent.

Meinhard Platzer, CEO der LGT Bank AG, spricht Klartext.LGT

Es brauche endlich eine Regierung, die sich zu einer großen Steuerreform durchringe. Zu diesem Zweck müsste der Staat bei seinen Ausgaben kräftig einsparen. Immerhin gehe es darum, Milliarden zu bewegen. Zur Gegenfinanzierung gebe es auch genügend Spielraum – nur brauchte es auch Parteien, die das offen aussprechen.

Sorgenkinder Einkommensaufbau und Altersvorsorge

Würde man ein höheres verfügbares Einkommen zulassen, könnten sich junge Menschen wieder ein Eigenheim leisten. Dann müsste auch nicht länger die Polit-Debatte über höhere Grenzen für die Verschuldung privater Haushalte für Wohnkredite geführt werden.

Ebenso brauche es eine private Altersvorsorge. Das Problem: Die staatlichen Ausgaben für Pensionen galoppieren davon. Die eingezahlten Umlagen reichen zur Finanzierung schon längst nicht mehr aus. Bis zum Jahr 2027 werden die Pensionen den Staat – bzw. den Umlage- und Steuerzahler – mindestens 21 Milliarden Euro kosten. 12,8 Milliarden Euro waren es im Jahr 2022. Damit belasten die staatlichen Pensionen den Staatshaushalt nicht nur übermäßig hoch, die Ausgaben steigen auch im Rekordtempo.

Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) wollte die Anreize zum Arbeiten verbessern – doch die Grünen sperrten sich dagegen.APA/GEORG HOCHMUTH

Besonders naheliegend wäre es nach Ansicht Platzers daher, das Ansparen mit Wertpapieren zu begünstigten, etwa mit der steuerlichen Befreiung der Erträge nach einer Behaltefrist. Dass das bisher nicht geschehen ist, kann er in keinster Weise nachvollziehen. Tatsächlich sind entsprechende Vorstöße an den Grünen gescheitert. Der Koalitionspartner lehnte einen entsprechenden Vorschlag von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) ab. Demnach hätten bei Vorsorgedepots die Kursgewinne nach zehn Jahren von der Kapitalertragsteuer befreit werden sollen.

Finanzminister Magnus Brunner wollte eine private Altersversorge erleichtern, scheiterte aber ebenfalls an den Grünen.APA/HANS PUNZ/GETTY

Einziger Erfolg: Abschaffung der kalten Progression

Nur für eine Maßnahme lobt Platzer die Regierung: die Abschaffung der kalten Progression. Hierbei handelt es sich um eine verdeckte Steuererhöhung. Wegen ihr verpufften in der Vergangenheit die Wirkungen sämtlicher Steuerreformen binnen weniger Jahre. 2023 blieben bei den Österreichern dank ihrer Abschaffung satte 3,65 Milliarden Euro, die der Staat im Falle des Fortbestands der kalten Progression still und heimlich eingesteckt hätte.

Die kalte Progression war entstanden, weil die Steuerklassen nicht an die Inflation angepasst wurden. Wird bei einem Österreicher der Lohn an die Inflation angeglichen, so steigt zwar sein Gehalt (Nominallohn), seine Kaufkraft bleibt aber unverändert. Dennoch schlitterte er bisher rasch in eine höhere Steuerstufe und musste mehr Steuern zahlen, obwohl er eigentlich nicht mehr verdiente. Höhere Steuerlast bei stagnierender Kaufkraft – das waren die Folgen der kalten Progression. Damit ist es nun vorbei: Jetzt werden auch die Steuerstufen erhöht und an die Inflation angepasst.

Doch ändert diese Verbesserung nichts an der hohen Besteuerung von Einkommen, kritisiert Top-Banker Meinhart Platzer.