Dass sich Markus Söder (CSU) in der Rolle als Deutschlands nächster Bundeskanzler gefällt, unterstreicht er mittlerweile selbst. Gedacht hat es sich ohnehin schon jeder. Zu deutlich war der Richtungsschwenk seiner Selbstinszenierung im vergangenen Jahr. Als noch in Bayern Wahlkampf war, ist er als großer Merkel-Kritiker aufgetreten, vor allem in Fragen der Migration. Er outete sich als Bewunderer von Sebastian Kurz (ÖVP). Um seine Nähe zum österreichischen Bundeskanzler zu unterstreichen, verkündete er gar: “Zu meiner Abschlusskundgebung kommt keine Bundeskanzlerin, sondern ein Bundeskanzler.” Ein Affront gegenüber Merkel. Doch nun sind die Wahlen in Bayern vorbei, und Söder hat ein neues Ziel. Nun tauscht er seine Identität wie ein Gewand aus, nun streut er der deutschen Bundeskanzlerin täglich Rosen, zeitweise auch auf Kosten von Kurz. Wir lernen: Um die Wahlen in Bayern zu gewinnen, ist es besser, sich Merkel-kritisch und Kurz-freundlich zu geben, um der nächste deutsche Bundeskanzler zu sein, ist es besser umgekehrt. Das sorgt auf Twitter für Erheiterung. Der deutsche Historiker, Unternehmer und Buchautor  Rainer Zitelmann bemerkt: “Wie peinlich wäre es für Söder, wenn er sich nun 1 Jahr lang täglich unterwürfig bei Merkel angebiedert hat, weil er der Meinung war, dass sie bei der Entscheidung für den Kanzlerkandidaten die Strippen zieht – und dann würde er es doch nicht.”