Es waren Klima-Aktivisten wie Luisa Neubauer (27), die in der Öffentlichkeit massive Angst vor einer bevorstehenden Dürre verbreiteten. Unwidersprochen durfte die deutsche Klimademo-Touristin etwa im vergangenen Jahr beim TV-Sender puls4 von „einer extremen Dürre“ in Österreich und Deutschland sprechen.

Die deutschen Behörden nahmen solche warnenden Stimmen offenbar ernst – mit verheerenden Folgen, wie sich nun zeigt.

Talsperren wurden übermäßig gefüllt – um der Dürre vorzubeugen

Seit Tagen hält das Hochwasser Deutschland in Atem. Die Bundeswehr ist im Einsatz. Angesichts des anhaltend hohen Drucks auf die Deiche, müssen Deichanlagen Tag und Nacht kontrolliert und mit Sandsäcken verstärkt werden.

Die Vorkehrungen gegen die sommerliche Dürre entpuppten sich als verheerend, als es nun zum Dauerregen kam.APA/dpa/Thomas Frey

Was nun allerdings ans Tageslicht kommt: Aufgrund der jahrelang geschürten Angst vor Dürreperioden wurden Talsperren übermäßig gefüllt – mehr als sont. Das hatte nun katastrophale Folgen, als unerwartet starker Regen einsetzte.

Massives Hochwasser zu Jahresbeginn in Hessen im Landkreis Marburg-BiedenkopfAPA/dpa/Nadine Weigel

Wasser wurde gesammelt gegen die Sommer-Trockenheit

In verschiedenen Bundesländern sind Talsperren überlaufen oder mussten sogar während des Hochwasser-Alarms Wasser ablassen. Ein markantes Beispiel ist die Edertalsperre in Hessen. Dort ließt der Betreiber 800 Badewannen Wasser pro Sekunde aus dem zweitgrößten Stausee Deutschlands, obwohl die Weser bereits überlief.

Die Edertalsperre war dieses Jahr jedoch voller als in den vergangenen Jahren. Die Betreiber hielten sich an ein Fünf-Jahres-Programm zum Wintersparbetrieb, berichtet die „Bild“. Das Programm sollte Wasser bereits im Winter gegen die drohende Sommer-Trockenheit sammeln. Diese Strategie rächte sich nun.

Blick auf die Edertalsperre bei Hemfurth (Hessen): Die Talsperre war nach sechsjährigem Bau 1914 eröffnet worden.APA/DPA/Uwe Zucchi

Auch in Harz waren Talsperren stärker gefüllt als sonst

Das Wassersparen im Wintersparbetrieb hat in den Jahren 2022 und 2023 zwölf Millionen Kubikmeter Wasser zusätzlich eingebracht. Aktuell waren 137 Millionen Kubikmeter in der Talsperre. Die Folge: In den vergangenen Tage mussten sekündlich 120 Kubikmeter Wasser abgelassen werden, um die enormen Zuflüssen durch Dauerregen in den Griff zu bekommen.

Die Situation in der Edertalsperre ist kein Einzelfall. Auch im Harz waren die Talsperren vor dem Hochwasser zu voll. Laut NDR waren die Sperren am 22. Dezember zu 88 Prozent gefüllt, im Vorjahr waren es nur 42 Prozent gewesen.