Sie versorgen verwundete russische Truppen an der Grenze und liefern Nachschub und Hilfe. In Kiew sieht man Minsk als “Co-Aggressor”. Weißrussisches Vermögen wird eingefroren, Diplomaten fühlen sich schlecht behandelt, sogar weißrussische Bürger werden körperlich attackiert, heißt es. Für Weißrussland ist klar: Das will man sich nicht länger bieten lassen.

Spionage-Abwehr im "Sowjetstyle"

Im Verteidigungsministerium von Weißrussland bereitet man sich offen auf einen Wechsel von Frieden zu Krieg vor. Laut dem Regime von Machthaber Alexander Lukaschenko hat man vor einigen Tagen bereits eine ukrainische Drohne auf eigenem Hoheitsgebiet abgeschossen.

Lukaschenko selbst kündigte Anfang Juni an, eine eigene Einheit ins Leben zu rufen, die feindliche Spionage-Attacken abwehren soll. “Es wird so etwas wie das Sowjetische Informationsbüro”, heißt es aus Minsk.

Weißrusslands Machthaber gilt als großer Unterstützer Putins

Schutz vor "ukrainischen Nazis"

Aber auch Soldaten formieren sich bereits an der Grenze zur Ukraine. Unmittelbar nach Beginn Russlands “Spezial-Operation” in der Ukraine veranlasste Lukaschenko die Stationierung von 4000 Truppen und schweren Waffen in Grenznähe. So wollte man das Eindringen “diverser ukrainischer Nazis” in das Land verhindern.

Und auch die Bevölkerung habe man vorbereitet und eingeschworen. Denn, so heißt es aus dem Ministerium in Weißrussland, Armeen gewinnen Schlachten, die Bevölkerung gewinnt Kriege. Und so werden die Bürger derzeit bewaffnet und ausgebildet.

Weißrussische Truppen bei Übungen Anfang Februar.APA/AFP/MINISTRY OF DEFENCE REPUBLIC OF BELARUS/Handout

Lukaschenko will Luftabwehrsystem aus Moskau

Dem ukrainischen Geheimdienst zufolge bereitet Russland zudem eine Provokation vor, um so eine Beteiligung von weißrussischen Truppen am Krieg in der Ukraine zu rechtfertigen. Etwa 300 Panzer aus Weißrussland seien zusammengezogen. Das teilte der Geheimdienst in den sozialen Medien mit. Lukaschenko will Abwehrsystem westlich von Minsk

Lukaschenko will zudem von Russland ein zusätzliches Luftabwehrsystem vom Typ S-400 haben. Deshalb hat er sich am heutigen Dienstag laut der Staatsagentur Belta auch an Präsident Wladimir Putin gewandt. Das Abwehrsystem soll westlich der Hauptstadt Minsk aufgestellt werden. Bisher gebe es ein solches System im Südosten des Landes an der Grenze zur Ukraine.

Für Lukaschenko wäre ein Kriegseintritt zu diesem Zeitpunkt kein allzu großes Risiko: Die Ukraine ist geschwächt, 80 Prozent der Armee sind im Osten und Südosten des Landes gebunden. Und der weißrussische Machthaber könnte eine Invasion damit begründen, dass er mit einer Invasion eine weitere Ausdehnung des polnischen Einflussbereichs in der Ukraine verhindern will.

Selenskyj verspricht unterdessen: "Werden Krim zurückerobern"

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seinen Landsleuten eine Rückeroberung der von Russland annektierten Halbinsel Krim versprochen. „Die ukrainische Flagge wird wieder über Jalta und Sudak, über Dschankoj und Jewpatorija wehen“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft gestern in Kiew. „Natürlich werden wir auch unsere Krim befreien.“