Olga Charlan hat sich nach ihrer Disqualifikation von den Weltmeisterschaften im Fechten in einer emotionalen Videobotschaft zu Wort gemeldet. Sie lehnte nach ihrem Sieg über die Russin Anna Smirnova den Handschlag ab – mit fatalen Folgen für die Ukrainerin. “Was heute passiert ist, wirft viele Fragen auf, aber es beantwortet auch viele Fragen. Wir haben jetzt gesehen, dass das Land, das unseren Staat, unser Volk, unsere Familien terrorisiert, auch unseren Sport terrorisiert. Deshalb musste das, was heute geschehen ist, geschehen,” meinte Olga Charlan.

Sie wollte “dieser Athletin nicht die Hand schütteln, habe mich von meinem Herzen leiten lassen” stellte die Olympiasiegerin klar. “Als ich erfuhr, dass ich disqualifiziert werden sollte, war ich am Boden zerstört,” fügte Charlan hinzu.

Olga Charlan hat nach ihrem Sieg bei den Fecht-Weltmeisterschaften in Mailand gegen die Russin Anna Smirnova den Handschlag verweigert. Daraufhin wurde sie disqualifiziert. Denn wer im Fechten diesen verweigert, wird wegen “unsportlichem Verhalten” für den weiteren Turnierverlauf ausgeschlossen. Deshalb war Kharlan im Sechzehntelfinale nicht mit dabei. Die vierfache Säbel-Weltmeisterin aus der Ukraine hatte am Donnerstag in der Runde der letzten 64 die Russin Anna Smirnowa klar mit 15:7 besiegt.

Kritik an der Disqualifikation gab es unter anderem vom deutschen Verband. “Wir hätten mehr Feingefühl bei Entscheidungen von solcher Tragweite wie einer Disqualifikation erwartet. Olga Charlan hatte ihre Bereitschaft zum Abgrüßen mit dem Säbel deutlich signalisiert”, hieß es in einer Mitteilung des deutschen Verbandes. Dass Charlan trotz des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands angetreten sei und der Verband ihr dies gestattet habe, sehe man “als große menschliche und sportliche Geste, die durch die Entscheidung des Weltverbandes FIE schwer beschädigt wurde”, hieß es weiter.

IOC fordert "notwendiges Maß an Sensibilität"

Das ukrainische Sportministerium hatte erst am Tag vor dem Charlan-Duell entschieden, dass Athleten aus der Ukraine wieder an Wettbewerben mit Russen und Weißrussen teilnehmen dürfen. “Durch die sehr strikte Auslegung der Regeln wurde ein fatales Signal weit über die Fechtwelt hinaus gesetzt. In Zeiten wie diesen darf das wortwörtliche Auslegen und Anwenden von Regeln kein Maßstab sein und wir erwarten hier eine Veränderung für die zukünftigen Wettkämpfe”, hieß es in der DFB-Mitteilung.

Der ukrainische Sportminister hat sich hinter seine Athletin gestellt. So wird kein ukrainischer Fechter einem russischen Gegner die Hand in einem Duell geben, hieß es. Das IOC hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet und die internationalen Sportverbände dazu aufgefordert, Situationen mit Ukrainern und neutralen Sportlern aus Russland und Weißrussland “mit dem notwendigen Maß an Sensibilität” zu behandeln.