Vom Bundesheer haben die Österreicher eine hohe Meinung: Es gilt als besonders ehrlich, vertrauenswürdig und unbestechlich. Nur 21 % halten es für korrupt (davon 7 % für sehr korrupt), gegenüber 62 %, denen zufolge das Heer wenig oder gar nicht korrupt ist. Keine andere Institution des Staates schneidet in einer neuen Umfrage des Linzer Market-Instituts im Auftrag des “Standard” so gut ab. Ganz anders sieht es beim ORF aus.

Die politische Schlagseite des ORF gefällt vielen nicht

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk liegt im Korruptionsindex auf Platz drei: 56 % der Befragten – mehr als doppelt so viele wie beim Bundesheer – halten den ORF für korrupt bzw. sehr korrupt (je 28 %). Nur 22 % denken, er sei “gar nicht” oder “wenig korrupt”.

Die politische Berichterstattung dürfte ein Hauptgrund für das schlechte Abschneiden sein. Im Bild: ORF-Moderator Armin Wolf.

Laut Market-Institutsleiter David Pfarrhof dürfte der eigentliche Grund dafür gar nicht so sehr in der tatsächlichen oder vermuteten Korruption innerhalb des ORF liegen. Seine Begründung ist allerdings ebenfalls wenig schmeichelhaft. Sie bestätigt nämlich indirekt, dass einem Großteil der Österreicher die politische Linie des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht gefällt. “Wer sich und seine Weltsicht im ORF nicht wiederfindet, neigt dazu, das für eine korruptionsbedingte Übervorteilung zu halten”, meint Pfarrhof gegenüber dem “Standard”: “Das wäre eine Erklärung dafür, dass überdurchschnittlich viele Anhänger der FPÖ den ORF für korrupt halten.”

Brisant angesichts der geplanten ORF-Steuer

Jüngst entschied der Österreichische Rundfunk, ausgerechnet ZDF-Mitarbeiter Jan Böhmermann das Finale des Eurovision Song Contest 2023 moderieren zu lassen. Damit dürfte sich die Entfremdung zahlreicher Österreicher gegenüber dem Haus am Küniglberg weiter verfestigt haben, wie zahlreiche Reaktionen beweisen – der eXXpress berichtete.

Böhmermann nannte Sebastian Kurz einen “Erdäpfel-Erdogan”, “Playmobil-Putin” und wollte ganz Österreich als Nazi-Land diffamieren. Dass ihn der ORF mit einem fetten Auftrag belohnt, kommt gar nicht gut an.

Passend dazu ermittelte kürzlich eine Umfrage von tfactory: 55,7 % halten den ORF für unsympathisch.

Umso brisanter ist die jüngste Entscheidung, eine ORF-Steuer einzuführen. Nicht-Zahlern, die kein Interesse am ORF-Angebot haben, drohen künftig Haft und eine Inkasso-Truppe, sprich: Man wird gepfändet oder muss eine Ersatzhaftstrafe absitzen. Kein Wunder, dass die Maßnahme die Wogen hochgehen lässt.

Auch politische Parteien und Baubehörden besonders korrupt

Wenig schmeichelhaft ist auch die Platzierung der Tageszeitungen auf Platz 6 (für 50 % korrupt, für 38 % wenig bis nicht). Bedeutend besser schneiden dafür Privatradio und Privatfernsehen ab: Nur 37 der Befragten bringen beides mit Korruption in Verbindung, der größere Teil (45 %) wenig oder gar nicht.

Der Ruf der Tageszeitungen ist ebenfalls schlecht.

Auf den Plätzen eins, zwei und vier befinden sich Österreichs drei größte Parteien, angeführt von der ÖVP (74 % korrupt), gefolgt von der FPÖ (67 % korrupt) und dahinter SPÖ (55 % korrupt). Die parlamentarischen Untersuchungsausschüsse haben offensichtlich Wirkung gezeigt. Schlecht ist auch das Ranking der Baubehörden: Sie liegen auf Platz fünf (für 57 % korrupt, für 30 % eher nicht).

Die Älteren sind kritischer als die Jüngeren

Als Korruption gelten grundsätzlich Geldzahlungen, um politische oder behördliche Entscheidungen zu beeinflussen (90 und 88 %), und ebenso der Missbrauch von politischer Macht zwecks privaten Vorteils (86 %). Beim dritten Punkt sind die jüngeren Befragten unter 50 interessanterweise weit weniger kritisch als die älteren. “Ältere Befragte sind generell strenger, was Korruption betrifft”, sagt Pfarrhofer. Zwischen Männern und Frauen und auch zwischen den Bildungsschichten gebe es hingegen “kaum Unterschiede”.

An der Online-Befragung haben 800 Personen, die repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung sind, teilgenommen. Die Umfrage wurde von 17. bis 21. Februar 2023 durchgeführt.

Hier wird Korruption vermutet

Unten die Top 10 bei Korruption. (Die Prozentzahlen wurden gerundet, die fehlenden Prozentpunkte auf 100 sind “weiß nicht” oder “keine Antwort”):

ÖVP: 74 % korrupt, 16 % wenig oder nicht korrupt

FPÖ: 67 % korrupt,  22 % wenig oder nicht korrupt

ORF: 56 % korrupt, 31 % wenig oder nicht korrupt

SPÖ: 55 % korrupt, 32 % wenig oder nicht korrupt

Baubehörden: 57 % korrupt, 30 % wenig oder nicht korrupt

Tageszeitungen: 50 % korrupt, 38 % wenig oder nicht korrupt

Grüne: 45 % korrupt, 42 % wenig oder nicht korrupt

Landwirtschaftskammer: 39 % korrupt, 38 % wenig oder nicht korrupt

Bundesland, in dem ich lebe: 31 % korrupt, 44 % wenig oder nicht korrupt

Wirtschaftskammer: 39 % korrupt, 39 wenig oder nicht korrupt