
ZIB 2: Bundeskanzler Kurz stellt sich den Fragen von Armin Wolf und betont: "Sowas darf man sich nicht gefallen lassen!"
Nachdem am Mittwoch bekannt wurde, dass nach einer Anzeige der NEOS und der SPÖ die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen den Bundeskanzler ermittelt, gingen die Wogen hoch. Im ZIB2-Interview steht Kurz Armin Wolf dazu Rede und Antwort.

Der Bundeskanzler bekräftigte, mit bestem Wissen und Gewissen im Untersuchungsausschuss ausgesagt zu haben. Er hätte sich der Wahrheitspflicht zu keiner Zeit entzogen. Auf die Frage, ob er mit Schmid in Kontakt gewesen wäre, wäre er, Kurz, lediglich mit einem Halbsatz wieder gegeben worden. Das würde zu falschen Darstellungen führen.
Auch bekräftigt Kurz, dass Bestellungen mit dem Kanzler immer besprochen werden würden, die Bestellung und Unterzeichnung obliegt aber am Ende immer dem jeweiligen Minister, in diesem Fall dem Finanzminister.
Betreffend der Einbindung bei der Bestellung von Aufsichtsräten hält Kurz fest, dass er informiert worden wäre, dies auch mit “Ja” im Ausschuss beantwortet hätte, aber bei der Bestellung eben nicht die notwendige Unterschrift getätigt hätte. Er bekräftigte immer eingebunden worden zu sein, aber die Entscheidung nie getroffen zu haben – das wäre der Finanzminister gewesen.
Zudem hielt Kurz fest, dass eine Befragung im U-Ausschuss keine Zeit lassen würde, über die Antworten auf gestellte Fragen nachzudenken. Er habe – wiederholte er – alle mit bestem Wissen und Gewissen beantwortet. Ob der Intensität, er wäre vier Stunden befragt worden, und der Schnelligkeit könne es zu Unschärfen kommen, die einem dann negativ ausgelegt werden können.
Rücktritt im Falle einer Verurteilung?
Der Bundeskanzler stellte fest, dass für ihn Falschaussagen vor dem U-Ausschuss ebenfalls kein Kavaliersdelikt seien, weshalb er sich stets bemüht habe, korrekte, der Wahrheit entsprechende Antworten zu geben.
Sebastian Kurz ist überzeugt davon, dass der Hintergrund dieser Anpatzerei allein dem Ziel “Kurz muss weg” geschuldet ist.
Sollte es zu einer gerichtlichen Verhandlung kommen, ist Kurz sicher, dass sich alle Vorwürfe aufklären lassen würden, sobald diese nicht länger durch verkürzte Aussagen dargestellt werden.
Auf die Frage, ob Kurz im Falle einer Verurteilung zurücktreten würde, antwortete der Kanzler nicht, um Medienspekulationen und Schlagzeilen keinen Nährboden zu geben.
Verlängerung des U-Ausschusses nicht sinnvoll
Nichts zu verstecken hat Sebastian Kurz bei den angeforderten Akten, von denen er sagt, dass ein Teil bereits geliefert sei, der restliche Teil folgen würde. Selbstverständlich seien die Feststellungen des Verfassungsgerichtshofes zu respektieren.
Nichts desto trotz hält Kurz eine Verlängerung des U-Ausschusses für nicht sinnvoll. Auch kritisierte er das Vorgehen bei Befragungen im U-Ausschuss. Fragesteller, die gleichzeitig politisch motiviert vorgehen, sollten eben nicht Fragesteller sein. Eine öffentliche Debatte über die Befragungen und die Usancen in den Untersuchungsausschüssen sollte durchaus angedacht werden.
Zu den Regeln und der Wahrheitspflicht im Ausschuss sagt er deutlich, dass es daran nichts zu rütteln gäbe und diese “sind wie sie sind”.
Abschließend hält Kurz fest, dass er davon überzeugt sei, dass von all den Anschuldigungen in einem Jahr nichts mehr über sein werde und jeder der Beteiligten schadlos aus dem ganzen herauskomme. Dementsprechend ging er nicht auf die Frage ein, ob er im Falle einer Verurteilung zurücktreten werde. Dies würde zum aktuellen Zeitpunkt nur der Schlagzeile dienen.
Kommentare
Es ist immer wieder traurig, wenn Kurz Fans die offensichtliche Korruption und Freunderlwirtschaft ihres Helden nicht sehen wollen! Shreddergate, Schmid, Novomatic, Sobotka im U-Ausschuss… Das ist nicht mehr normal!
Wenn Sebastian Kurz Anstand hätte, würde er zurücktreten.
Natürlich war es seine Entscheidung, wer ÖBAG-Aufsichtsrat (“Du Aufsichtsratssammler”) und ergo ÖBAG-Vorstand wird. Löger war nur ein Hampelmann.
Beim Lügen überführt, zu dumm auch.
Wollen wir von solchen Leuten geführt werden? Was soll als Nächstes kommen? Politische Kontrolle über die Medien? Langfristig kann unser Land damit nur verlieren.
Es ist tragisch, wie ein früher wichtiges und richtiges Instrument, nämlich der parlamentarische U-Ausschuss, zerstört wird, indem er zur peinlichen Farce verkommt und nur noch als Waffe gegen einen auf eine demokratische Mehrheit gestützten sowie vom Bundespräsidenten ernannten Bundeskanzler missbraucht wird. Und ein paar nach Aufmerksamkeit und Applaus gierende Oppositionsabgeordnete stellen das eigene Ego völlig über jenes Wohl der Republik, auf das sie eigentlich angelobt sind.
Da gerieren sich einige als Ermittler, Ankläger und Richter in Personalunion (in der Justiz kennt man dergleichen nur von Unrechtsstaaten). Leider haben sie vom entsprechenden Handwerk keine Ahnung und wirken wie überforderte Hobby-Kottans. Wettgemacht wird die mangelnde Professionalität von haltlosen Verdächtigungen und aggressiven Unterstellungen. Gutes Benehmen und Würde sind oft Fremdworte, da werden Fragen permanent wiederholt wie bei Verhören in schlechten Krimis, Wurstsemmeln werden verspeist, ordinäre Bemerkungen gegen unliebsame Personen fallen. An Ausschüsse in Deutschland oder den USA mit korrektem Benehmen und sachlichen Fragen darf man bei diesem Festival plumper Polemik nicht denken.
Und wie Abhängige, die ohne ihre Substanz nicht auskommen, können manche nicht mehr ohne das Ausschuss-Spektakel leben. Also wollen sie verlängern oder einen neuen Ausschuss beschließen, und die Steuerzahler dürfen dieses Laientheater mit ihrem Steuergeld finanzieren.
Politikverdrossenheit wird damit ebenso gefördert wie Polarisierung und gegenseitiger Hass. Und wie hier einige – Politiker ebenso wie Journalisten – bewusst oder unbewusst daran mitwirken, auf diversen Kanälen das Renommee dieses Landes international zu schmälern (zum Teil nur, um den deutschen Wahlkampf zu beeinflussen), ist skandalös und könnte bald auch negative Auswirkungen auf die wirtschaftliche Lage des Landes haben.
“Kriegst eh alles, was du willst, du Aufsichtsratsammler!”
“Ich liebe meinen Kanzler”
@Stepu: das ist aber nicht Ihr Ernst,was Sie da von sich geben? Dieser Wolf ist der verlängerte Arm der Genossen Krainer und Konsorten, die den U Ausschuss zu einer farce machen!Ein trauriges Kasperletheater!
Das Interview ein Höhepunkt öffentlich-rechtlicher Medienkultur. Respekt dem klugen, unnachgiebigen Interviewer, Respekt dem ORF, Respekt einem Land, in dem Journalismus in zahlreichen derartigen Querelen, wohl auch Skandalen, seine unabhängige Kontrollfunktion gegenüber den Mächtigen wahrzunehmen in der Lage und bereit ist.