Kann das Zufall sein? Seit vielen Jahren gehört Alice Weidel zu den bekanntesten, aber auch umstrittensten Politikerinnen Deutschlands. Die Co-Vorsitzende der AfD und Co-Fraktionschefin (Klub-Obfrau) ihrer Partei im Parlament polarisiert regelmäßig. Doch selbst Kritiker gestehen ihr bei allen unterschiedlichen Auffassungen zu: Die Frau ist blitzgescheit, hat einen messerscharfen Verstand.

Weidel hat Betriebs- und Volkswirtschaft studiert, wurde über “das künftige Pensionssystem Chinas” promoviert. Mit “Summa cum laude”, der Bestnote. Man muss kein Prophet sein: Aber die wissenschaftliche Arbeit der AfD-Chefin ist im Verborgenen längst mehrfach unter die Lupe genommen worden, um ihr und ihrer aufstrebenden Partei zu schaden.

Bislang allerdings ohne Erfolg. Erst jetzt trauern sich zwei Plagiats-Jäger an die Öffentlichkeit. Wenn auch nur anonym, weil sie angeblich Nachteile für sich und ihre Familien befürchten. Die beiden haben sich mit einem Gutachten an die Universität Bayreuth gewandt, weil sich in Weidels Doktorarbeit von 2011 angeblich 32 Plagiatsfragmente und 18 falsch gekennzeichnete Zitate finden. “Wir sehen in der Dissertation von Frau Weidel zwar keine großflächigen Plagiate, aber viele kleine Plagiatsfragmente”, schränkte selbst der federführende Autor des Gutachtens der “Süddeutschen Zeitung” gegenüber ein.

Alice Weidel. "Sehe dem gelassen entgegen"

Die “Kommission für wissenschaftliche Integrität” der Uni Bayreuth hat eine Vorprüfung der Doktorarbeit von Weidel durchgeführt und kam zu dem Ergebnis, dass die Dissertation näher untersucht werden solle.

Alice Weidel ht die Vorwürfe auf X (Twitter) zurück gewiesen und sprach von einer “Kampagne gegen sie persönlich angesichts relativ hoher Umfragewerte für die AfD”. Für die sei die “politische Motivation” ersichtlich. “Meine Doktorarbeit dürfte schon von Dutzenden Plagiatsprüfern ebenso aufmerksam wie ergebnislos untersucht worden sein”, sagte Weidel in einer Stellungnahme. Ein unabhängiger Wissenschaftler habe die Vorwürfe als haltlos bezeichnet, daher sehe sie den weiteren Entwicklungen gelassen entgegen.

In bundesweiten Umfragen steht die AfD derzeit bei 20 bis 23 Prozent und damit an zweiter Stelle nach der Union (CDU/CSU) und vor der SPD und den Grünen. Weidel werden gute Chancen nachgesagt, bei der kommenden Bundestagswahl als Kanzlerkandidatin der AfD anzutreten.

Der Fall erinnert an die Plagiatsvorwürfe gegen die grüne Justizministerin Alma Zadic. Auch sie soll laut Gutachten abgeschrieben, ohne ihre Quellen zu kennzeichnen. Die Uni Wien aberkannte Zadic den Doktor dennoch nicht.