Alarmierende Worte fand Diözesanbischof Glettler anlässlich des österreichweiten Klima-Streiks: „Morgen ist es zu spät!“, warnte er auf seinem Instagram-Profil. Lobende Worte fand der Bischof hingegen für die Innsbrucker Demo der „Fridays for Future“, an der auch Bürgermeister Georg Willi (Grüne) und Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ) teilnahmen. „Es war eine laute, energische Kundgebung, die trotz der bedrohlichen Klimasituation den ‚Geschmack nach einer besseren Zukunft‘ vermittelt hat“.

Glettler sprach von 1000 Personen, die am Klimastreik in Innsbruck teilgenommen hätten, der Polizei zufolge waren es zwischen 150 und 200 Menschen.

Seite an Seite mit „Omas gegen Rechts“

In ganz Österreich wurden am Freitag Klima-Streiks organisiert. Zahlreiche Initiativen und NGOs nahmen teil, darunter auch die „Omas gegen Rechts“ mit dem Transparent „Klima in Gefahr – Demokratie in Gefahr“.

„Omas Gegen Rechts“ waren in mehreren Bundesländern ebenfalls mit dabei.APA/GEORG HOCHMUTH

Hermann Glettler trat nicht zum ersten Mal bei einer Klima-Demo von „Fridays for Future“ auf. Im November 2019 hatte er etwa eine Klimaschutz-Demo in Lienz eröffnet. Gewandt an die anwesenden Kinder und Jugendlichen erklärte er damals: „Ihr seid Aufwecker, die wir brauchen.“

Auch im Vorfeld der Klima-Proteste am Freitag in Innsbruck rief er zu einer breiten Teilnahmen auf. Dabei forderte er, die Zukunftsängste der jungen Menschen ernst zu nehmen und „am Thema klebenzubleiben“.

Bischof Hermann Glettler tritt nicht nur vor dem Altar, sondern immer öfter auch bei Kundgebungen in Erscheinung.APA/EXPA/JOHANN GRODER

Klimakleber für Gletter wichtig: „Sie müssen uns auf die Nerven gehen“

Bei einem Pressegespräch am Freitag äußerte der Innsbrucker Diözesanbischof überdies Verständnis für die besonders drastischen Formen des Klimaprotestes – Stichwort Straßenblockaden durch Klimakleber. Man sollte in jungen Menschen, die solche Mittel einsetzen, „prophetische Mahner“ sehen. „Sie müssen uns auf die Nerven gehen, solange nämlich, bis wir endlich in die Gänge kommen und eine effektive Gegensteuerung machen.“

Ebenso appellierte der Bischof an die Politik: „Die mahnenden Kräfte mundtot zu machen oder zu kriminalisieren, verschlimmert die Lage“.

Turnovszky und andere Bischöfe rufen zur Teilnahme am Klimastreik auf

Bischof Turnovszky, der in der Bischofskonferenz das Referat für Kinder- und Jugendseelsorge leitet, erklärte auf Instagram: Christen hätten eine Verantwortung „für die uns von Gott anvertraute Schöpfung“.

In einer gemeinsamen Erklärung hatten bereits im Vorfeld des Klimastreiks Vertreter der heimischen Kirchen und der „Religions for Future Vienna“ zur Teilnahme am Streik aufgerufen. „Als religiöse Führungspersönlichkeiten rufen wir dazu auf, am weltweiten Klimastreik mitzuwirken und gemeinsam, Seite an Seite mit der jungen Generation, ein deutliches öffentliches Zeichen für den Klimaschutz zu setzen“, hieß es in einer Erklärung wörtlich, die u.a. von Bischof Turnovszky, dem serbisch-orthodoxen Bischof Andrej (Cilerdzic) und dem armenisch-apostolischen Bischof Tiran Petrosyan unterzeichnet wurde.

Regierungen sollten mit Klimaschutz die Erderwärmung eindämmen

Die gefährliche globale Erderhitzung sei kein Schicksal, heißt es in der Erklärung. Wenn die Regierungen mit entschlossenem, raschem Klimaschutz beginnen, könne die Erwärmung eingedämmt werden. Die Klimastreiks würden zeigen, „dass das Erreichen der Pariser Klimaziele absolut dringend ist“.

Der zu Recht besorgten Jugend wolle man zeigen: „Wir unterstützen Eure Forderung nach einer klimagerechten Zukunft! Ihr seid uns nicht egal!“

Austritte aus Kirche so hoch wie noch nie

Weniger erfolgreich als die Klimastreiks verlief das vergangene Jahr für Österreichs Kirche: 90.975 Katholiken kehrten ihr im Jahr 2022 den Rücken. Trotz deutlichem Bevölkerungswachstum ist das ein Minus von 1,96 Prozent. Angesichts dieses Negativ-Rekords fragen sich immer mehr Persönlichkeiten: Was macht die Kirche falsch?