Nach wie vor herrscht helle Aufregung über die plötzliche Schließung des AUVA-Traumazentrums Brigittenau – besser bekannt als Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus. Zahlreiche Fragen für das überhastete Vorgehen sind noch nicht geklärt, von absolut chaotischen Zuständen berichten Ärzte und Patienten.

Nicht allzu viel zu hören ist unterdessen von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Während sich Ärzte und Ärztekammer einen Stopp der überhasteten Schließung fordern, sprach der Minister am Rande einer Pressekonferenz lediglich von einer „suboptimalen Kommunikation, um es vorsichtig zu formulieren“. Sein Ministerium hätte den Beschluss aber nicht verhindern können, da es als Aufsichtsratsbehörde lediglich überprüfen kann, ob ein Beschluss etwa der Rechts- oder Zweckmäßigkeit entspricht.

„Einzige Person, die eine Schließung verhindert könnte, ist Rauch“

Anderer Meinung ist da der Sprecher der Unfallchirurgen in der Wiener Ärztekammer, Heinz Brenner. Er ist selbst Oberarzt und Chirurg am Lorenz-Böhler-Spital, und bekräftigt gegenüber dem eXXpress: „Die einzige Persönlichkeit, die jetzt noch eine Schließung verhindert könnte, ist Gesundheitsminister Johannes Rauch.“ Die Ärztekammer für Wien und Österreich sieht zahlreiche offene Fragen rund um die Schließung, die zuerst geklärt werden müssten, bevor die AUVA als Trägerin des Spitals dessen Pforten tatsächlich schließen sollte. Doch Johannes Rauch sieht sich selbst anscheinend nicht am Zug.

Heinz Brenner bestätigt ebenso jahrelange Versäumnisse: „Das Problem der Brandgefahr war seit zehn Jahren bekannt“, berichtet er. Er hätte in der jetzigen Notlage überdies einen Lösungsvorschlag: Man sollte ein neues Spitalsgebäude am zwei Minuten entfernten Nordbahn-Gelände errichten.

Ärztekammer kritisiert das Vorgehen der AUVA scharf

Johannes Steinhart, Präsident der Wiener und Österreichischen Ärztekammer, ortet ein Missmanagement der AUVA: „Das Lorenz-Böhler-Krankenhaus ist im Bereich der unfallchirurgischen Versorgung ein zentrales Haus. Eine Schließung desselben muss wohlüberlegt und strategisch vorbereitet sein.“

Die erste Vizepräsidentin und Kurienobfrau der angestellten Ärzte der Ärztekammer für Wien, Natalja Haninger-Vacariu, warnt davor, die Schließung des Spitals ohne Klärung aller offener Fragen durchzuziehen: „Neben der Stadtpolitik war auch die Spitalsleitung nicht in die Planungen der Trägerorganisation eingeweiht. So kann man das nicht machen. Die Gefahr, dass das im Chaos endet und die Wiener Patientenversorgung gefährdet wird, ist groß.“

Für Haninger-Vacariu und Steinhart steht fest: „Man kann solche weitreichenden Vorhaben nicht an der Politik und an der Ärzteschaft vorbei umsetzen. Es ist völlig unklar, warum seit langem bekannte Brandschutzmängel zu einer viel zu kurzfristig kommunizierten Schließung des gesamten stationären Betriebs des Spitals führen sollen.“