Seit Sonntagvomittag wird das U-Boot „Titan“ von OceanGate vermisst. Einsatzkräfte suchen fieberhaft nach der fünfköpfigen Mannschaft. Der Sauerstoff im U-Boot dürfte nur noch bis Donnerstagmittag reichen. Konteradmiral John Mauger von der US-Küstenwache meinte um 17 Uhr gegenüber BBC: Dem Suchteam blieben noch geschätzte 20 Stunden Zeit, um das U-Boot rechtzeitig zu finden und zu bergen.

Der Bug der versunkenen TitanicAPA/AFP/Woods Hole Oceanographic Institution

Die Vorhersage sei allerdings schwierig. Sie basiere auf dem Verbrauch der Insassen. „Einer der Faktoren, die eine Vorhersage der verbleibenden Sauerstoffmenge erschweren, ist die Tatsache, dass wir nicht wissen, wie hoch der Sauerstoffverbrauch der einzelnen Insassen des U-Boots ist“, unterstrich der Kommandeur der US-Küstenwache, der die Suche nach dem vermissten Titanic-U-Boot leitet. Es sei eine sehr komplexe und schwierige Mission, bei der rund um die Uhr gearbeitet wird.

Geräusche haben Küstenwache erstmals „einen Fokus“ gegeben

Kleiner Hoffnungsschimmer: Am Mittwoch haben Suchmannschaften Geräusche registriert. Sie klangen wie ein Klopfen und könnten aus dem U-Boot stammen. Doch es braucht Zeit, um Spezialausrüstung und geeignete Einsatzkräfte für eine Rettung unter Wasser an den Einsatzort zu bringen.

Das Geräusch habe der Suche dennoch erstmals „ein Ziel, einen Fokus“ gegeben, sagte die US-Küstenwache. Man arbeite eng mit führenden Akustikexperten zusammen, um das Geräusch richtig zu deuten, erklärte Mauger. Weitere Schiffe werden zum Suchgebiet vor der nordamerikanischen Küste entsandt.

Das Luftbild der US-Küstenwache vom 20. Juni zeigt das Schiff Deep Energy im Suchgebiet für das OceanGate-Tauchboot Titan.APA/AFP/US-Küstenwache/Handout
OceanGate-Gründer Stockton Rush befindet sich ebenfalls an Bord.APA/AFP/OceanGate Expeditions/Handout

Knapp vier Kilometer unter des Meeresoberfläche riss der Kontakt ab

Der Kontakt zu dem 6,5 Meter langen Mini-U-Boot war am Sonntag verloren gegangen, als es 3800 Meter tief zum Wrack des berühmten Luxusdampfers „Titanic“ hinabgetaucht war. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Mutterschiff „Polar Prince“ ab.

Ein undatiertes Bild: Das Titan-Tauchboot wird zu einem Tauchplatz in Everett, Washington, geschleppt.APA/AFP/OceanGate Expeditions/Handout

Experten warnten: Die Suche sei äußerst schwierig. „Selbst, wenn es an der Oberfläche treibt, ragen von einer Gesamthöhe von 2,80 Meter höchstens 80 Zentimeter aus dem Wasser. Das ist je nach Seegang kaum zu entdecken“, sagte der ehemalige U-Boot-Kommandant Jürgen Weber.

Das Titan-Tauchboot beim AbtauchenAPA/AFP/OceanGate Expeditions/Handout
Das Titan-Tauchboot während eines AbstiegsAPA/AFP/OceanGate Expeditions/Foto von Handout

Eine prominente Crew befindet sich im U-Boot

Der Spezialist für Marineeinsätze und Autor, Mike Welham, verglich die Lokalisierung im Sender Sky News mit der Suche nach einem 50-Pence-Geldstück auf einem Fußballfeld. Frank Owen vom Submarine Institute of Australia sagte hingegen der BBC, Signale könnten darauf hinweisen, dass sich das Boot nahe oder an der Oberfläche befinde.

An Bord der “Titan” befindet sich auch der Forscher Paul-Henri Nargeolet (77). Der als “Monsieur Titanic” bekannte Franzose gilt als einer der besten Experten für das Wrack des 1912 gesunkenen Luxusliners. Weitere Insassen sind der britische Abenteurer Hamish Harding (58), der mehrere Guinness-Weltrekorde hält, sowie der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman. Der fünfte Vermisste ist laut Betreiberfirma Oceangate Expeditions der Unternehmenschef Stockton Rush (61) als Kapitän des Bootes.

Vier Passagiere des U-Boots (von links nach rechts, von oben nach unten): Weltrekordhalter Hamish Harding kurz vor dem Start der Expedition; CEO und Gründer Stockton Rush; Paul-Henri Nargeolet in Paris; Suleman Dawood und sein Vater Shahzada Dawood, stellvertretender Vorsitzender des in Karatschi ansässigen Mischkonzerns Engro.APA/AFP/JoÎl SAGET und Handout/verschiedene Quellen

Zweifel an Sicherheit der „Titan“ nicht neu

An der Sicherheit der „Titan“ kamen zunehmend Zweifel auf. Dafür sorgten auch Aussagen von Oceangate-Chef Rush in einem Podcast des CBS-Reporters David Pogue, der 2022 mit der „Titan“ mitgefahren war. „Wissen Sie, irgendwann ist Sicherheit reine Verschwendung“, sagte Rush da. „Ich meine, wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, stehen Sie am besten nicht auf. Steigen Sie nicht in Ihr Auto. Tun Sie gar nichts.“

Die BBC berichtete unter Berufung auf US-Gerichtsdokumente, ein Oceangate-Mitarbeiter habe 2018 vor potenziellen Sicherheitsproblemen gewarnt. Mängel im Karbonrumpf des Boots könnten ohne strengere Tests unentdeckt bleiben, hieß es da.