
Die EU-Kommission will eine Bargeldobergrenze einführen, Finanzminister Blümel spricht sich klar dagegen aus
Brüssel will Barzahlungen mit 10.000 Euro begrenzen. Dadurch soll Terrorismusfinanzierung und Geldwäsche bekämpft werden. Die heimische Politik ist klar dagegen. Finanzminister Gernot Blümel kritisiert: “Bargeld gibt Menschen Gefühl von Unabhängigkeit und Freiheit”.
Mit einem Maßnahmen-Paket will die EU-Kommission Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung bekämpfen. Dazu zählen neben Beschränkungen für Kryptowährungen, einer neuen Überwachungsbehörde auch eine Grenze für Bargeldzahlungen. Rechnungen sollen künftig grundsätzlich nur mehr bis zu 10.000 Euro bar bezahlt werden dürfen, wie die Brüsseler Behörde am Dienstag mitteilte. Es seien aber Ausnahmen für Geschäfte zwischen Privatpersonen oder Menschen ohne Konto vorgesehen.
Deutschland und Österreich haben bisher keinerlei Obergrenzen für Bargeldzahlungen, und in Österreich lehnt die Mehrheit der Menschen solche Beschränkungen auch strikt ab. Zwei diesbezügliche Umfragen unter eXXpress-Lesern waren mehr als eindeutig: 98,4 Prozent sind gegen die Abschaffung des Bargelds, 94,3 Prozent lehnen auch Höchstgrenzen ab. Auch eine aktuelle Studie von Unique Research belegt klar: Die Österreicher lehnen Pläne für eine Zahlungsobergrenze bei Bargeld klar ab. Zurzeit läuft auch ein Volksbegehren gegen jede Bargeldbegrenzung, das starken Zuspruch erntet.
Blümel: "Kriminalisierung von Privatpersonen"
Kritik erntete die Bargeld-Obergrenze von Seiten der heimischen Politik. Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) unterstrich: “Von Österreich gibt es ein klares Ja zum Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung und ein ebenso klares Nein zu Angriffen auf das Bargeld”, unterstrich Blümel. Bargeld gebe den Menschen “ein Gefühl von Sicherheit, Unabhängigkeit und Freiheit”. Der Finanzminister sprach sich gegen eine “Kriminalisierung von Privatpersonen, die Bargeld verwenden” aus. Wichtiger als “willkürliche Bargeld-Grenzen” wäre eine Regulierung von Kryptowährungen, sagte er Blümel.
Ebenso ablehnend äußerte sich FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl. “Von wegen Geldwäschebekämpfung: Das ist die Vorstufe zur Abschaffung des Bargelds und damit ein weiterer Schritt zum gläsernen Bürger”, kritisierte Kickl bereits im Mai. Das organisierte Verbrechen werde diese Beschränkung wenig beeindrucken – das Recht auf Barzahlung gehöre in der Verfassung verankert. Zudem läuft in Österreich aktuell ein Volksbegehren “Für uneingeschränkte Bargeldzahlung”.
Korosec: Es drohen Negativzinsen
Scharfe Kritik erntete die geplante Obergrenze auch bei Seniorenbund-Präsidentin Ingrid Korosec: “Es besteht die große Gefahr, dass eine derartige Regelung zum Einfallstor für die schleichende Abschaffung des Bargeldes wird. Bargeld gibt Selbstbestimmung, Privatsphäre und Sicherheit. Gerade Letzteres sehen wir in Krisenzeiten immer wieder, wenn die Menschen verstärkt Geld von ihren Konten abheben. Auch die Gefahr von Negativzinsen, welche vor allem kleine Sparer treffen, droht bei der Abschaffung von Bargeld“, erklärt sie. Außerdem brauche Bargeld keine technische Infrastruktur. „Bargeld funktioniert immer – vom Dorfgreißler bis zum Einkaufszentrum. Bei einem Stromausfall oder Serverfehler hingegen ist eine Bankkarte auf einen Schlag nutzlos“, so Korosec.
In Deutschland hat der Bundesverband deutscher Banken Bedenken mit Blick auf die geplante Bargeldobergrenze von 10.000 Euro. Jede Einzahlung über diesem Betrag müssten Banken künftig bei der Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen (FIU) melden. Dies sei “oldschool” und der Nutzen sei fraglich, da ohnehin kaum noch mit Bargeld bezahlt werde und die Debatte darum den Blick auf wichtigere Änderungen trübe, hieß es bei dem Verband.
Stärkere Regulierung von Kryptowährungen geplant
Auch die österreichische Nationalbank hält am Bargeld fest. Barbara Kolm, die Vizepräsidentin des Generalrates der Österreichischen Nationalbank, unterstrich gegenüber dem eXXpress: “Es ist eben eine Vertrauensfrage: Wie weit vertrauen die Staaten ihren Bürgern? Gesteht man Individuen zu, mit ihrem Vermögen zu machen, was sie wollen und auch höhere Summen zu überweisen? Es ist eine Frage des Respekts vor den Bürgern und ihrem Recht auf Privateigentum.”
Doch auch Kryptowährungen wie Bitcoin sollen aus Sicht der EU-Kommission stärker reglementiert werden. Die Vorschläge stellten sicher, dass Transaktionen mit diesen Währungen vollständig verfolgbar seien, hieß es am Dienstag in Brüssel. Anonyme digitale Geldbörsen – sogenannte Wallets – sollen verboten werden. Als Herzstück des vorgeschlagenen Gesetzespakets nannte die EU-Kommission die neue Anti-Geldwäsche-Behörde Alma (Anti-Money Laundering Authority). Sie soll die Aufsicht über bestimmte Finanzunternehmen übernehmen können, wenn ein erhöhtes Risiko für Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung besteht.
Kommentare
Man sieht in den Kommentaren, dass Blümel und Co hier einen guten Riecher haben, um Wählerstimmen zu fangen. Letztlich können dann weder die Parteikassen mit Schwarzgeld gefüllt werden noch sich einige Korumpel an Freundschaftszuwemdungen erfreuen (sorry, Lobbying nennt man das ketzt). Nicht verwunderlich, dass niemand über den wahren Sinn nachdenkt. Nämlich die Legalisierung jeder Transaktion. Die Mehrheit der Arbeitnehmer und Selbständigen müssen pünktlich ihren Obulus an Steuern leisten und finanziieren damit alleine den Fiskus. Wird Zeit, dass alle dazu ihr Schärflein beitragen, auch jene die die Möglichkeit hatten, ihr Schwarzgeld ungehindert zu investieren. Ganz abgesehen von krimineller Geldwäsche. Die Transaktionssteuer und Gewinnbesteuerung internationaler Konzerne im Land der Dienstleistungserbringung wäre dann noch das Tüpfelchen auf dem i
Ein weiterer Beweis für die antidemokratische Gesinnung der EU. Ganz egal, ob das von den Bürgern gewünscht wird oder nicht, da wird einfach drübergefahren. Die sich im Besitz der absoluten Wahrheit wähnenden Damen und Herren (neuerdings auch die Diversen oder Zwitter, falls vorhanden) der Kommission wissen ja, was gut für die blöde Masse ist, und daher wird das auch konsequent durchgezogen.
Eine Abschaffung des Bargeldes ist tatsächlich inakzeptabel da dann Negativzinsen Tür und Tor geöffnet würden. Allerdings sehe ich die Gefahr, dass die Finanzbranche umgekehrtes Lobbying betreibt, indem man argumentieren kann, Negativzinsen seien ohnehin kein Problem, da Jeder die Möglichkeit hätte Bargeld in der Matratze zu horten. Eine Obergrenze für Barzahlungen würde meiner Meinung nach doch einige Probleme lösen. Unter anderem müssten Banken oder Wirtschaft nicht mit so viel Bargeld umgehen, was Überfälle unattraktiver macht. Und 10.000 Euro muss man nicht unbedingt in der Hosentasche herumtragen. Diese Obergrenze müsste dann natürlich, so wie auch Mieten, automatisch mit der Inflationsrate angehoben werden.
Falls jemand nicht weiß, was Populismus ist. Was Herr Blümel da macht ist Populismus!
Ich verstehe noch immer nicht genau, wie man sich diese ominöse Bargeldabschaffung vorstellen kann, die in manchen Kreisen immer wieder thematisiert wird.
a) Andere Bezahlmethoden werden so attraktiv, dass die Nutzung marginalisiert wird? (Abschaffung = Marginalisierung)
b) Das Bargeld wird gesetzlich verboten (Abschaffung = Verbot)
Wenn man berücksichtigt, dass der Begriff “Zahlungsmittel” mit Bedacht gewählt wurde und im Vertrag über die Arbeitsweise der EU in Absatz 128 deutlich festgesetzt ist, und wenn man weiter berücksichtigt, dass das auf Euro lautende Bargeld im Eurosystemraum das einzige gesetzliche Zahlungsmittel ist: Welches Zahlungsmittel soll nach der Bargeldabschaffung als gesetzliches Zahlungsmittel fungieren?
Kontoguthaben sind keine Zahlungsmittel, Kreditkarten ebensowenig. Gutschriften ebensowenig.
Gegen die Abschaffung des Bargeldes zu sein, ist aus dieser Sicht irgendwie niedlich. Wie kann man gegen etwas sein, dessen Umsetzung schon rein völkerrechtlich nicht möglich ist? Die beiden EU Gründungsverträge sind völkerrechtliche Verträge. An ihnen hängen alle anderen EU-relevanten Veträge und Bestimmungen.
Also, nur mal so: Wie soll die Bargeldabschaffung umgesetzt werden, ohne die EU zu zerstören?
Man kann es quasi abschaffen, indem allgemein Bargeld ungern oder überhaupt nicht angenommen wird. Begründung: Sicherheit, weil Bargeld gestohlen werden könnte und daher dann Überfälle verehindert werden. Beispielsweise.
In Dänemark ist das praktisch schon realisiert. Dort kann man mit Bargeld kaum noch einkaufen gehen. Die Währung gibt es zwar, aber es wird eben nur über Konto oder Kreditkarte bezahlt.
Bargeldgrenzen gibt es schon in mehreren Ländern. Die sind also offenbar legal möglich.
Ich weiß es nicht – aber ich stelle mir vor -, dass die Annahme von Banknoten nicht abgelehnt werden darf rein rechtlich. Das kann man so belassen mit einem Zusatz, dass das Delikt nicht verfolgt wird beispielsweise in Fällen, wo dadurch Überfälle vermieden werden können (was praktisch immer passt).
Dann ist die Währung zwar nicht digital, aber quasi schon, weil sie eben nur über Konten genutzt werden kann.
Eine vollkommene Abschaffung von Bargeld ist vielleicht aus Sicht des Staates garnicht so sinnvoll, weil die Leute für Geldvorräte mit Banknoten auf eine Währung ausweichen, in der es Banknoten gibt. Das ist ja grundsätzlich nciht verboten. Wenn die Leute Bargeldvorräte in Landeswährung haben bleibt immerhin noch der “Vorteil”, dass man die Währung einfach entwerten kann. Was keinen Sinn hat, wenn jemand beispielsweise Schweizer Franken im Keller hat.
Die sollen für sich eine Gagen und Spesen Obergrenze so um die Hälfte von den aktuellen einführen und die wird auch nur ausbezahlt wenn sie eine Leistung dafür nachweisen können. Diese wird dann zu überprüfen sein von den Nationalparlamenten.
Geldwäsche funktioniert eben nicht mit Bargeld. Das ist ja der Witz daran, dass da kein Bargeld bewegt wird sondern über Konten und offiziell in der Buchhaltung.
Geldwäsche ist, wenn man Einnahmen angibt, die man tatsächlich nicht gemacht hat, diese versteuert und dann ist das Geld offiziell vorhanden.
Das passiert typischerweise über Geschäfte mit relativ kleinen Einzelumsätzen. Eben beispielsweise Waschsalon – deswegen der Begriff – oder Restaruants etc., wo viele kleinere Beträge hereinkommen und es von außen schwierig zu kontrollieren ist, ob die Umsätze tatsächlich gemahct worden sind.
Also genau Geldwäsche kann man mit einer Obergrenze niemals unterbinden. So ein Blödsinn.
völlig richtig! ist ja nur der Überschmäh, dass die Leute das Geld in der Bank lassen und so dann die Negativsteuer blechen müssen, die sich dann sehr leicht administriern lassen würde. Nur so dumm sind halt nicht alle.
Da geht es wieder nur um die Kleinen. Den Pfusch will man abschaffen…