Fans der italienischen Oper dürfen sich auf musikalische Leckerbissen einstellen: Das neue Album von Hila Fahima ist ein Juwel, dank wunderschöner Arien von Donizetti und Verdi, die von der Sopran ebenso feinfühlig wie herzergreifend interpretiert werden. Vielen Opernliebhabern und ganz besonders Besuchern der Wiener Staatsoper ist Fahima ohnehin schon ein Begriff: Jahrelang gehörte sie in Wien zum Ensemble. Nach dem Erscheinen ihres neuen Albums – pünktlich zum Ende des Lockdowns – dürften weitere Angebote anderer Opernhäuser nicht lange auf sich warten lassen.

Gegenüber dem eXXpress spricht die 1987 in Israel geborene Opernsängerin über ihr neues Album, ihre Liebe zur Musik und zu Wien, wo sie mittlerweile ihre zweite Heimat und ihre Liebe fürs Leben gefunden hat.

„Ein reines Vergnügen“ – euphorische Album-Kritiken

„Hila Fahima ist heute eine gefragte Koloratursopranistin“, schreibt das Online-Magazin Pizzicato in einer Album-Kritik. „Mit leuchtenden und sehr sicheren Spitzentönen, einer warmen Mittellage, beeindruckenden leisen Tönen und einer in allen Fällen perfekten Agilität in den Koloraturen dürfte sie auch Opernfreunde begeistern, die hohe Ansprüche stellen.“ Die österreichische Opernzeitschrift „Der Neue Merker“ schwärmt: „Ein reines Vergnügen!“

Fahima erzählt: „Ich liebe es Belcanto zu singen, in diese Richtung geht meine Stimme.“ Neben der italienischen Oper liebt sie besonders Mozart und Richard Strauss. In der Wiener Staatsoper war sie über mehrere Spielsaisonen hinweg als Königin der Nacht in der „Zauberflöte“ oder als Zerbinetta in der „Ariadne auf Naxos“ zu bewundern – und in vielen, vielen weiteren Rollen.

Nach der einjährigen Corona-Pause freut sich Hila Fahima nun auf die Bregenzer Festspiele, wo sie Gilda in Verdis „Rigoletta“ verkörpern wird. „Das vergangene Jahr war sehr herausfordernd. Die Künstler blieben zu Hause, viele Projekte wurden abgesagt. Aber ich denke: Nun warten die Leute wieder auf Kultur.“

Ein weiterer Karrieresprung dürfte im Herbst bevorstehen. Da noch nichts offiziell ist, hält sich Fahima zurück. Dem eXXpress verrät sie nur so viel: „Ich habe bald mein Rollendebut als Lucia de Lammermoor in Donizettis gleichnamiger Oper. Das ist meine Traumrolle!“ Auf dem Album ist ebenfalls eine Arie zu hören.

„In Wien fühle ich mich Zuhause“

Seit September 2020 ist Fahima freischaffende Künstlerin. In Wien, wo sie sieben Spielzeiten lang, ab 2013, zum Ensemble der Wiener Staatsoper gehört hat, ist sie mittlerweile heimisch geworden. „Das Leben hier passt zu mir besser“, erzählt sie. „Hier ist es sehr, sehr schön – die Atmosphäre, die Kultur, das alles ist von sehr hoher Qualität. In Wien fühle ich mich Zuhause. Ich habe mich an das Leben hier außerhalb Israels gewöhnt.“

Mit 25 Jahren kam Fahima an die Wiener Staatsoper. „Hier erhielt ich große Partien. Ich habe mein Repertoire erweitert. Abes es war sehr herausfordernd.“ An der Wiener Staatsoper gilt ein sogenanntes Cover-System, bei dem alle Ensemblemitglieder nicht nur jene Partien erlernen haben, die sie auf der Bühne auf jeden Fall auch verkörpern werden, sondern auch solche, die sie nur auf Abruf, für den Fall einer unerwarteten Absage, beherrschen müssen. Sie müssen also einspringen, wenn ein Sänger ausfällt.

Wer es an der Staatsoper schafft, der kann danach alles

„Dieses System war extrem lehrreich für mich. Ich musste verschiedene Rollen erlernen – und plötzlich, weil eine Sängerin erkrankt war, wurde mir gesagt: ‚Morgen stehst du auf der Bühne in einer neuen Rolle (Zerbinetta), zum ersten Mal mit Publikum und Orchester. Vorher gibt es noch zwei Proben.’ Das war Am Anfang wirklich ein Stress. Wie ein Profi durfte ich gleich bei meinem ersten Auftritt keine Fehler machen. Doch dann hat es viel Spaß gemacht.“ Fahima ist überzeugt: „Wenn man das als Sänger schafft, dann kann man danach alles. Man braucht aber gute Nerven. Dieses System in Wien ist sehr lehrreich für Sänger.“

Wien erhielt noch eine weitere Bedeutung für Fahima: „Die besten Dinge passieren, ohne als dass man sie erwartet“, sagt sie. „Das war für mich, dass ich meinen Ehemann in Wien kennengelernt habe“. Der Ehemann ist kein geringerer als der Unternehmer und Startup-Experte Benjamin Ruschin – der eXXpress berichtete bereits über ihn. Seit bald drei Jahren sind beide verheiratet.

Aufgewachsen ist Fahima in Karmi’el, einer rund 50.000 Einwohner zählenden Stadt in Galiläa im Nordbezirk Israels. Ihre Vorfahren sind auf verschiedene Länder verstreut: Väterlicherseits stammen sie aus Portugal und Marokko, die Großeltern mütterlicherseits hingegen aus dem Jemen. Die Liebe zur Musik war ihr nicht in die Wiege gelegt, denn beide Eltern sind keine Musiker. „Für meine Eltern war es sehr überraschend, dass ich Musik-Karriere eingeschlagen haben, aber sie waren immer sehr unterstützend. Auch meine ältere Schwester wurde Sängerin und meine jüngere Schwester musiziert  ebenfalls sehr viel“.

In Wien durfte Hila Fahima in besonders viele Rollen schlüpfenMichael Pöhn

Weil die ältere Schwester schon im Kindesalter im Chor sang „wollte ich auch im Chor singen“. Daneben besuchte Fahima die Musikschule. Als sie zwölf wurde sagte ihre Lehrerin zu den Eltern: „Ihre Tochter ist sehr musikalisch und talentiert. Man könnten sie noch ernsthafter fördern.“ Das geschah in der Folge auch bis zu Fahims 18. Lebensjahr dank Stipendien der „America-Israel Cultural Foundation“ (AICF).

In Tel Aviv startet die Opernkarriere

„Es folgten zwei Jahre beim Militär, die ich sehr genossen habe“, erzählt Hila Fahima. „Damit talentierte junge Künstler und Sportler während des Militärdiensts nicht ihre Karriere unterbrechen müssen, erhalten sie in Israel die Möglichkeit, gleichzeitig auch zu studieren. Also habe ich in Jerusalem studiert und bin gleichzeitig bei vielen Events aufgetreten.“ Nach zwei weiteren Studienjahren trat Fahima ein Jahr lang erstmals an der New Israeli Opera in Tel Aviv auf. „Das war damals meine Heimat. Ich war noch sehr jung und mir wurde meine erste Chance gegeben. Für mich war das ein Zeichen des Vertrauens in mich.“

Über ein Stipendium kam Hila Fahima mit 22 Jahren gemeinsam mit einer Gruppe internationaler Sänger an die Deutsche Oper Berlin, so sie drei Jahre lang blieb. „Das war eine gute Erfahrung und eine wichtige Schule. Die Stadt war für mich damals aber zu groß. Es war etwas zu viel. Aufgewachsen bin ich schließlich in einem Dorf.“

Heute ist Fahima viel unterwegs: „Der Beruf des Sängers ist ein internationaler Beruf. Man muss natürlich viele Sprachen beherrschen: Italienisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch, Tschechisch – und ich reise auch sehr viel. Ich lebe sehr gerne in Europa.“