Es war ein scheinbar unbedeutender Nebensatz in der kurzen Erklärung zum Thema Budgetsanierung, die FPÖ-Chef Herbert Kickl am vergangenen Montag abgab und eigentlich nichts mit dem Thema zu tun haben schien, denn Kickl kündigte „ein Zurück zur Normalität in allen Lebensbereichen” an.

Eine verschlüsselte Botschaft

Nun kann man über Herrn Kickl aus gutem Grund dieser oder jener Meinung sein, aber dass er über ein hohes Maß an Intelligenz verfügt, bestreiten nicht einmal seine schärfsten Kritiker.

Ich glaube deshalb nicht, dass er dies einfach so dahingesagt hat, sondern, dass er damit unterschwellig eine ganz besondere Botschaft kommunizieren wollte.

Mehr noch: Kickl zeigt damit, dass er, anders als der unglückliche Karl Nehammer, sehr präzise eine Änderung der grundlegenden politischen Befindlichkeiten, Stimmungen und Sehnsüchte der großen Mehrheit der Menschen erfasst hat, also des »Zeitgeistes«, wenn man so will.

Es ist natürlich ein Zufall, aber ein in mehrerer Hinsicht aussagekräftiger, dass die Grundzüge einer möglichen Regierung von FPÖ und ÖVP rund um den heutigen Tag der Angelobung von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten Gestalt angenommen haben.

Gründen statt Gendern

Denn sowohl Trump als auch Kickl symbolisieren ein nahezu weltweites Phänomen, das der renommierte Historiker Niall Ferguson jüngst in einem Essay als „Vibe Shift” definiert hat. Diese Bezeichnung ist im Deutschen nicht ganz einfach zu übersetzen, am besten trifft es wohl „atmosphärischer Umbruch”, „Stimmungswandel” oder „eine tektonische Verschiebung des politischen Klimas”.

Das Bedürfnis nach einer Rückkehr zu einer Art von jener „Normalität” – was auch immer das im Detail sein mag –, wie Kickl sie adressiert hat, ist zweifellos ein ganz zentraler Teil jenes Stimmungswandels, der im Moment zahllose Nationen und Gesellschaften erfasst und weiter erfassen wird.

Der Historiker Ferguson tastet sich an diese „neue Normalität” demgemäß heran: „Wenn es beim kulturellen Stimmungswandel um den Kontrast zwischen ‘Gründer-Mentalität’ und ‘Diversitäts-, Gleichheits- und Inklusions-Regeln’ geht, dann dreht sich der globale politische Stimmungswandel um den Gegensatz zwischen ‘Frieden durch Stärke’ und ‘Chaos durch Deeskalation’. Es ist die Rückkehr der starken Hand und nicht mehr die zerfallende liberale Weltordnung.”

Die Rückkehr der Wirklichkeit

Zu einem ganz ähnlichen Befund kommt auch der konservative amerikanische Investor und Publizist Santiago Pliego, der ebenfalls einen „Vibe Shift” ortet und diesen so beschreibt:

„Im Grunde ist der Vibe Shift eine Rückkehr zur Realität, eine Ablehnung des Bürokratischen, des Feigen, des von Schuldgefühlen Getriebenen; eine Rückkehr zu Größe, Mut und freudiger Ambition. Der Vibe Shift bedeutet, das Falsche und Therapeutische zurückzuweisen und das Authentische und Konkrete zurückzugewinnen. Der Vibe Shift ist eine gesunde Skepsis gegenüber Überregulierung und eine Rückkehr zum menschlichen Urteilsvermögen. Der Vibe Shift bedeutet, nicht in Lügen zu leben, sondern stattdessen die Wahrheit auszusprechen – koste es, was es wolle. Der Vibe Shift bedeutet, sich unseren turbulenten Zeiten direkt zu stellen, sich der Schwarzmalerei zu verweigern und stattdessen aufzubauen.”

Da ist natürlich eine ordentliche Portion des für den amerikanischen Diskurs nicht ungewöhnlichen Pathos dabei, aber im Kern gibt es diesen Vibe Shift bei uns genauso.

Zwei Geschlechter reichen völlig

Es ist, stark vereinfacht gesagt, das Bedürfnis nach einer neuen, alten Normalität, in der es im Wesentlichen zwei Geschlechter gibt, aber dafür keinen Genderstern; Einfamilienhäuser und Urlaubsflüge erstrebenswert anstatt schambehaftet sind; dem notwendigen Umweltschutz nicht alles andere geopfert werden muss, schon gar nicht unser redlich erarbeiteter Wohlstand; in der illegale Migration unsere Lebensart und unseren Lebensstil nicht bis zur Unkenntlichkeit verändern, also vor allem verschlechtern – und in der ganz allgemein eine gesellschaftliche, soziale und finanzielle Stabilität herrscht, wie sie für Westeuropa über viele Jahrzehnte selbstverständlich war.

Erfolgreiche Politiker wie Donald Trump oder Herbert Kickl haben das verstanden und bauen auf dieser Erkenntnis ihre Politik auf.

Vollstrecker, nicht Gestalter

Es ist deshalb vermutlich ein großes intellektuelles Missverständnis, diesen und all den anderen sogenannten „populistischen” Politikern den Vorwurf zu machen, eine Politik zu betreiben, die mehr auf Disruption setzt als auf kuscheligen Konsens, die scheinbar „wohlerworbene Rechte” mit der Abrissbirne bedrohen und deshalb von den etablierten Eliten wenig geliebt wird. Vielmehr setzen derartige Politiker um, was der Zeitgeist erzwingt – und sind dadurch viel mehr Vollstrecker als Gestalter.

Man kann das bedauern oder begrüßen, nur eines kann man sicherlich nicht, nämlich so tun, als gäbe es diesen gewaltigen Vibe Shift nicht. Oder, wie es die libertäre Schriftstellerin und Denkerin Ayn Rand formuliert hat: „Man kann die Realität vermeiden, aber man kann die Konsequenzen des Vermeidens der Realität nicht vermeiden.”

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Kommentare

  • MarantJosef sagt:

    Der Shift geht vor allem von Ideologie zu Realität. Es tut sooo gut zu lesen: „Im Grunde ist der Vibe Shift eine Rückkehr zur Realität, eine Ablehnung des Bürokratischen, des Feigen, des von Schuldgefühlen Getriebenen; eine Rückkehr zu Größe, Mut und freudiger Ambition.”. Bei uns haben v die Schuldgefühle jahrzehntelang eine Entfaltung verhindert.

  • Herbert K. sagt:

    Herzlichen Dank Herr Ortner, Sie sprechen mit aus der Seele. Seit Ende September, nach dem Wahlsieg der FPÖ, sehne ich mich nach einer FPÖ-geführten Kanzlerschaft, natürlich mit Herbert Kickl. So wie mehrere Millionen Mitbürgern freue ich mich darauf, wenn endlich Schritt für Schritt eine gewisse Normalität zurückkehrt. Es ist eigentlich der pure Wahnsinn wie sehr es den Linken gelungen ist, über Jahre und Jahrzehnte hinweg die Deutungshoheit zu erlangen und es ist erschreckend, wie willfährig sich große Teile der Bevölkerung von ORF und Co. manipulieren ließen. Ein Großteil unserer Landsleute beschäftigt sich leider gar nicht oder nur sehr unzureichend mit Politik, und dies ist auch der wahre Grund warum die Linken so leichtes Spiel hatten und haben, ihre hinterlistige Agenda umzusetzen. Die Linken haben sich leider in allen Institutionen festgekrallt, in den Medien, in den Universitäten, in den NGO’s, in beinahe allen anderen Institutionen und sonstwo dominieren die Linken den Diskurs. Es wird ein hartes und schmerzhaftes Stück Arbeit, die Uhren auf Normalzeit zurückzudrehen. Aber der Anfang ist nun gemacht, und ich bin endlich wieder hoffnungsfroh.

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  • Meyer sagt:

    Langsam, aber sicher setzt sich der gesunde Menschenverstand wieder durch! Bravo Herr Ortner!

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  • Dr.P sagt:

    Ich habe schon einmal darauf hingewiesen. Daher nochmals. Unbestritten befindet sich die derzeit herrschende Kaste in der modernen westlichen Welt im Zusammenbruch wie das römische Reich beginnend 1.Jht. oder Chinesisches Kaiserreich Ende des 19 Jht. Allerdings als mit Hegel und seiner Dialektik und Karl Marx und seinem historischen Materialismus vertrauter Mensch wundert mich, warum niemand auf die Idee kommt, dass das ja Ursachen im materiellen Unterbau haben muss. Ein herrschendes System bricht nicht rein zufällig zusammen. Diese Ursache sehe ich darin, dass durch die sogenannten Social Medias nunmehr dem Volk erstmals eine Stimme verliehen wurde, die so mächtig ist (Shit Storms), dass einem die herrschende Kaste schon leid tun kann. Zusammengefasst, der “Neue Zeitgeist”, von dem Herr Ortner spricht, ist nichts anderes wie die vernünftige Stimme des Volkes, die erstmals seit Perikles 450 v Chr. im antiken Griechenland wieder sich Gehör verschaffen kann.

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    1. sensortimecom sagt:

      Der Zusammenbruch beschränkt sich nicht nur auf die “herrschende Kaste”. Es geht viel tiefer. Erstmals in der Geschichte der Menschheit betrifft er das DENKEN an sich. Es hat sich ergeben, dass der Mensch nicht fähig ist, ein “Betriebsprogramn” für sich selbst zu erarbeiten, zu generieren (Turing oder Gödel hätte ihre Freude damit gehabt). Alle philosophischen und politischen Strömungen haben darin versagt. Der neuerdings in die Krise geratene “Wokismus”, dem die westliche Politik gefolgt ist, basiert zb. nicht auf einem Programm oder Manifest. Er entstand in den Universitäten beim Versuch, Wahrheiten auf Basis von Analyse unzähliger Daten zu finden. AUCH DER HAT VERSAGT. Er ist UNBRAUCHBAR.

  • Johannes Severin sagt:

    Vibe Shift bedeuted Wirklichkeit gewinnt über Idee.

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  • Kaffee sagt:

    Eigentlich, Herr Ortner, wollte ich Ihre Kolumne loben. Leider hat die Zensur zugeschlagen. Also gelegentlich frag ich mich echt, ob die noch di..t ist (die Zensur).

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  • Kaffee sagt:

    Eigentlich, Herr Ortner, wollte ich Ihre Kolumne loben. Leider hat die Zensur zugeschlagen. Also gelegentlich frag ich mich echt, ob die noch di..t ist.

  • Oliver Benz sagt:

    Voll d’accord mit Ortners Analyse. Der letzte Satz von Any Rand spricht Bände! Daher frage ich mich wovor sich denn all die Kickl-basher und Blau/Schwarz Koalitions-Angsthasen fürchten? Angst aus dem weichen Federbett zu fallen, welches in den letzten Jahrzehnten synthetisch und auf Kosten jener, die produktiv sind erschaffen wurde? Davor hätte ich weniger Angst als davor was kommt, wenn wir jetzt nichts daran ändern und diese kleinen Schritte zurück machen um tatsächlich einen verdienten Wohlstand halten zu können.. Man sollte Chancen zulassen und beobachten aber nicht sofort Zeter und Mordio brüllen….

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  • I9 sagt:

    Ich bin gespannt, was in Davos nun besprochen wird und welche Pläne nun Gestalt annehmen werden und ob der Deep State nicht einfach nur die Schauspieler austauschen wird.

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  • mike sagt:

    ausgezeichneter Kommentar – man kann hoffen, dass doch wieder Normalität herrschen könnte und nicht mehr dieser linksrotgrüne Wokismus !

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  • GeBa sagt:

    Ich habe Kickl am 18.1. in der Pyramide sprechen gehört und er hat mir wieder Mut gemacht, es war auch berührend, die Bundeshymne wieder einmal nicht gegendert gesungen zu hören und ja, sogar mitzusingen.
    Mit Trump und Kickl kann man wirklich auf Normalität hoffen und alle die sich nach 5 Tagen Koalitionsverhandlungen schoin echaffierten, dass das und das nicht pronto durchgesetzt wird, dürften so viel im Hirn haben wie die, die sich zu den gentechnischen Injektionen drängten und dann frustriert waren, wenn sie krank wurden und die anderen gesund blieben.

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    1. Mike sagt:

      Stimmt, es ist endlich genug mit linksverdrehter, klimahysterischer und gendervertro…..er Politik. Es muss wieder für “normale” Menschen Politik gemacht werden!

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  • Menschmaschine sagt:

    Ich hoffe, es kommt wirklich so wie Maitre Ortner es hier skizziert. Nach – seit Kreiskys Machtübernahme – 55 Jahren linker Dominanz (mit unwesentlichen Unterbrechungen) wäre das eine Wohltat.

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  • MeinungsFreiheit sagt:

    Guter Artikel!
    Und genau deshalb sollte auch im Burgenland eine Koalition aus BLAU SCHWARZ GRÜN regieren!
    Sie hätten eine satte Mehrheit und wären die dringend nötige Brandmauer gegen die jahrelange Rote Misswirtschaft!

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    1. Arminius sagt:

      Das ist ein frommer, aber unrealistischer Wunsch! Die Grünen werden sich dem Dosko anbiedern, um mitregieren zu können und Dosko wählt sie aus, weil sie der schwächste Partner sind. Das gleiche Spiel treibt Ludwig in Wien mit den NEOS, mit großem Erfolg.

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      1. Weilswahrist sagt:

        Also was ich bis jetzt mitbekommen habe, biedern sich gerade die Blauen extrem bei Doskozil an.

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  • Kaffee sagt:

    Herr Ortner, Sie haben diesmal den Nagel aber sowas von präzise auf den Kopf getroffen, daß ich Ihnen einfach gratulieren muß für Ihr ausgezeichnetes Gespür.

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  • Knuffi sagt:

    All das wurde sehr geschickt und zumeist unterhalb des Radars durch “Special Agent IM Erika” eingefädelt – mit diversen Helferleins. Man darf daher schon gespannt sein, wie die woke-linke Community reagiert – kampflos wird sie sich sicher nicht ergeben. Soviel steht fest.

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  • Christa Wondrak sagt:

    gutes Statement und ein superstarker Abschlusssatz……alles auf den Punkt gebracht….danke

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  • Rudolf sagt:

    Ein 3-faches Hoch dem Christian Ortner, der es wagt, wahre Worte gelassen zu äußern! Das ist in einer Zeit des Duckmäusertums nicht selbstverständlich.
    Bravo!

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  • Terpetschnig sagt:

    Kickl – Kanzler, Trump for Präsident! 👍

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  • GF 99 sagt:

    Kickl schwimmt nicht mit den Strom und lässt sich auch nicht verbiegen. Deshalb ist er in den Mainstream Medien vornehmlich in den Linken, regelrecht verhasst.

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    1. Erinnerung sagt:

      Am Anfang ist Kickl aber sehr wohl mit dem Lockdown-Strom geschwommen, hat ihn sogar einfordert.

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  • hödlmoser sagt:

    Die Linken hatten weltweit ihren Spaß auf nicht zu knappen Kosten der Allgemeinheit! Jetzt ist es wieder einmal Zeit aufzuräumen und Ordnung in den Sauhaufen zu bringen. Die Zügel werden stramm gezogen, was der Masse ja gefallen müsste, waren sie doch vor nicht allzulanger Zeit en gros dafür! Die Traumtänzer haben ausgetanzt! Die Rechnung werden alle begleich, auch jene, die schon seit Jahren davor warnen. Und so sicher wie das Amen im Gebet, geht die Kuh wieder auf’s Glatteis, wenn alles im Lot ist.

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  • Dagobert sagt:

    Die Linksgrünen haben sich in 50 Jahren die Dominanz erarbeitet, zementiert und begonnen ein sozialistisches Imperium namens EU zu errichten.

    Jetzt, wo sie erkennen, dass das nicht immer so bleiben und weitergehen muss, beginnen sie sich auf allen Ebenen zu wehren.

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    1. Definition sagt:

      Zu 100% meine Meinung ! Wir dürfen nur nicht den Fehler machen, jetzt den Beteuerungen, den schleimspurigen Medienberichten, der immer noch lügenden Politik einfach zu glauben , geschweige denn ihnen die Hand zur “Versöhnung” zu reichen. Großer Fehler.
      Man erkennt diese Spurder Verführung am ORF : plötzlich geistert der Begrif “Heimat” durch alle Sendungen .Vorsicht, allerhöchste Vorsicht ! Vor 2 Jahren noch hätte man den Staatsschutz im Hause gehabt, hätte man dies goutiert ! Vorsicht !!

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  • Franz Zotter sagt:

    Eine sehr gute Beschreibung – mit einem wichtigen Schlussgedanken!

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  • Ramdas Gupta sagt:

    In Wahrheit schlägt nur wieder das Pendel in die andere Richtung aus.
    Phasen in denen das “Verrückt das neue Normal” ist, die dann wieder von Phasen gefolgt waren, in denen die Leute wieder den Boden unter den Füßen gefunden haben, hat es is immer schon gegeben.
    Im 20. Jhdt waren es die goldenen Zwanziger in denen sogar so etwas Irres wie der Nationalsozialismus entstehen konnte, gefolgt von der spießigen Zeit bis zum Ende der 1950er, dann die durchgeknallten 60er und 70er Jahre, gefolgt von der Kohl-, Thatcher- und Reagan- Zeit, dann die Jahre mehr oder weniger seit Obama und Merkel, deren Zeitgeist nun wieder abgelöst wird.

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    1. Kevin Ulusoy sagt:

      Ganz richtig.
      Und zu hoffen ist, dass das Pendel mit Maß und Ziel umschwingt.

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  • 🧐 sagt:

    Österreich ist mit Herbert Kickl auf einen guten Weg.

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  • 🧐 sagt:

    Österreich ist mit Kickl auf einen guten Weg.

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  • Ja, endlich !!! sagt:

    Hat viel zu lange gedauert, der bisher angerichtete Schaden ist riesig.

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