Zu viel Optimismus zu Beginn, zu wenig Waffen für die Ukraine: Fast zwei Jahre nach Putins Invasion in der Ukraine macht man sich in Europa zunehmend Sorgen. Das zeigte sich jüngst vor allem auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Der niederländische Admiral Rob Bauer, Vorsitzender des Nato-Militärausschusses, gab offen Fehler zu. Der Westen habe den Krieg im Jahr 2023 „zu optimistisch eingeschätzt“, erklärte er gegenüber der Financial Times. Er habe geglaubt, „wenn wir den Ukrainern die Munition und die Ausbildung geben, die sie brauchen, werden sie gewinnen“. Das sei ein Fehler gewesen.

„Russland produziert mehr Munition und Ausrüstung, als wir gemeinsam bereitstellen können“

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg begrüßte Europas Bemühungen der Europäer, die durch die Verzögerung der US-Hilfe entstandene Lücke zu schließen. Gleichzeitig warnte er: Aufgrund des Umfangs und der militärischen Fähigkeiten der USA sei es unmöglich, die Lücke vollständig zu schließen.

Der tschechische Präsident und ehemalige General Petr Pavel sprach offen aus, was im vergangenen Jahr bereits kaum zu leugnen war: „Russland hat viele Lektionen gelernt [und] produziert auch mehr Munition und Ausrüstung, als wir gemeinsam bereitstellen können.“ Hier hackte JD Vance, ein republikanischer US-Senator und Trump-Unterstützer, nach: „Das Problem ist, dass Amerika nicht genug Waffen produziert, dass Europa nicht genug Waffen herstellt, und das ist viel wichtiger als der politische Wille der USA oder wie viel Geld wir drucken und nach Europa schicken“.

Der tschechische Präsident Petr Pavel ist besorgt angesichts der zu geringen Mengen an Rüstung und Munition.APA/AFP/POOL/Christophe Ena

Wachsende Frustration in der Ukraine, Warnung vor zu viel Pessimismus

Michael McFaul, Direktor des Freeman Spogli Institute for International Studies an der Stanford University und ehemaliger US-Botschafter in Moskau, sagte, unter seinen ukrainischen Freunden herrsche ein „echtes Gefühl der Frustration“: „Wir hören immer wieder ‚so lange es dauert‘“, sagte er. „Aber wo sind die Taten? Wo sind die Taurus-Raketen?“ Fazit: „Die Lage ist ernst.“

Rob Bauer warnte gleichzeitig vor zu viel Pessimismus im Jahr 2024. „Allein die Tatsache, dass die Ukraine immer noch ein souveräner Staat ist und dass die Ukrainer 50 Prozent dessen zurückerobert haben, was die Russen 2022 einnahmen, ist bemerkenswert.“