Der Migrationsdruck auf Europa steigt und steigt. Doch einzelne Länder schaffen es dank restriktiver Asylpolitik, den Zuzug einzubremsen oder fast gänzlich zu stoppen. Österreich gehört nicht dazu.

1,13 Millionen Menschen haben im Jahr 2023 in der Europäischen Union, sowie in Norwegen und Schweden einen Antrag auf Asyl gestellt. Das ist ein europaweiter Anstieg um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr (966.000 Anträge). In absoluten Zahlen reisen am meisten nach Deutschland. Aber: Gemessen an der Bevölkerungsgröße liegt Österreich im Spitzenfeld. Auffallend ist die geringe Zahl von Anträgen in Dänemark. Die dortige sozialdemokratische Regierung fährt seit Jahren einen harten Anti-Asyl-Kurs, der parteiübergreifend unterstützt wird.

Innerhalb der europäischen Sozialdemokratie ist Mette Frederiksen (Bild) umstritten. Doch in Dänemark erntet ihr restriktiver Asyl- und Migrationskurs breite Unterstützung.APA/AFP/Ritzau Scanpix/lafur Steinar Rye Gestsson /

Fast ein Drittel der Anträge in Deutschland

Die Asylzahlen für das vergangene Jahr stammen von der Asylagentur der Europäischen Union (EUAA) und wurden bisher noch nicht veröffentlicht. Sie liegen aber der „Welt am Sonntag“ vor. 329.000 Asylanträge – fast ein Drittel alle Anträge in Europa – wurden in Deutschland gestellt, um 51 Prozent mehr als im Jahr 2022. 58.610 Asylanträge wurden in Österreich gestellt. Mit Blick auf die Bevölkerungsgröße ist Österreich damit allerdings deutlich stärker belastet.

Pro-Kopf-Belastung in Österreich fast doppelt so hoch wie in Deutschland

In Österreich kommen auf 100.000 Einwohner somit 642 Asylanträge. In Deutschland sind es 388. Die Belastung ist damit beinahe nur halb so groß.

Fazit: In keinem einzigen EU-Land ist die Pro-Kopf-Belastung so hoch, wie in Österreich – mit der Ausnahme von Zypern. Österreich ist neun Jahre nach dem „Flüchtlingsjahr“ 2015 Spitzenreiter. Sollte dieser Trend anhalten, kann sich Österreich auf gut und gerne 300.000 Asylanträge in den kommenden fünf Jahren einstellen. Das entspricht der Größe von Graz, der zweitgrößten Stadt Österreichs.

Dänemarks Anti-Asyl-Haltung zeigt Wirkung: kaum noch Zuzug

Meilenwert entfernt von diesen hohen Zahlen ist mittlerweile Dänemark, das neben Deutschland und Österreich früher ebenfalls zu den bevorzugten Sehnsuchtsdestinationen der Migranten gehörte. Dort wurden im vergangenen Jahr nur 2383 Anträge registriert. Das sind 24,6 Mal weniger als bei uns. Die Pro-Kopf-Belastung ist vergleichsweise gering. Dänemark gelangt auf 40 Asylwerber pro 100.000 Einwohner. Die dortige sozialdemokratische Regierung erschwert Migranten die Einreise ins Land mittlerweile massiv und kann so viele bereits im Vorfeld abschrecken.

Mette Frederiksen (Bild) ist seit 2019 Ministerpräsidentin.APA/GETTY

In Kopenhagen lautet die Devise: „Null Asyl“. Überdies geht sie gezielt gegen die Entstehung von Parallelgesellschaften vor, was bedeutet, dass zur Not sogar ganze Wohnblocks in migrantisch geprägten Nachbarschaften verhindert werden.