Allein im August, dem Monat mit den meisten Ankünften, trafen im vergangenen Jahr 25.673 Migranten in Italien ein. Mit den lebensgefährlichen Bootsfahrten über das Mittelmeer verdienen Schlepper ein Vermögen – und der Zustrom nimmt kein Ende. Unterstützung kommt von NGOs. Am Samstag traf das NGO-Schiff „Ocean Viking“ mit 244 Menschen im süditalienischen Adria-Hafen Bari ein. Das berichtete die Organisation „SOS Mediterranee Italy“ auf Facebook. Die Menschen seien im Rahmen von drei Rettungsaktionen in Sicherheit gebracht worden.

Auf die Schlepper folgen die NGOs: Eine Gruppe von 40 Migranten wartet darauf, dass das Team des Schiffes Aita Mari ihnen Rettungswesten übergibt.Ximena Borrazas/SOPA Images/LightRocket via Getty Images

Ein Patrouillenschiff der EU-Grenzschutzbehörde Frontex hat am Samstag drei Boote mit 79 Menschen vor Lampedusa in Sicherheit gebracht. Die drei verschiedenen Gruppen von Migranten, die aus Libyen und Tunesien abgefahren waren, wurden im Flüchtlingslager der Insel untergebracht, teilten die Behörden auf Lampedusa mit.

Deutlicher Anstieg über den Sommer

Bereits bis September waren fast 130.000 Migranten in Italien angekommen, fast doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum 2022. Die meisten stammen aus Guinea, der Elfenbeinküste, Tunesien, Ägypten, Burkina Faso, Bangladesch und Pakistan. Offiziellen Angaben zufolge kommen die meisten Migranten aus wirtschaftlichen Gründen nach Italien und haben daher keinen Anspruch auf Asyl.

Den Einwohner von Lampedusa reicht es: Mitte September protestierten sie, angeführt von Vizebürgermeister Attilio Lucia von der Lega-Partei gegen die Eröffnung eines weiteren Zeltlagers für Migranten.Valeria Ferraro/Anadolu Agency via Getty Images

Angesichts dieser Flut an ankommenden Migranten verabschiedete die italienische Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni Mitte September neue Maßnahmen. Sie ermöglichen es Italien seither, Migranten länger festzuhalten. Das soll sicherstellen, dass mehr Menschen, die kein legales Bleiberecht haben, auch tatsächlich zurückgeführt werden.

Nach Gesetzesänderung kann Italien Migranten länger festhalten

Migranten, die auf ihre Rückführung warten, sollen für zunächst sechs Monate inhaftiert werden. Bisher konnte dieser Zeitraum auf drei Monate verlängert werden. Nun, aufgrund der Gesetzesänderung, kann die Dauer auf bis zu 18 Monate verlängert werden. „Das ist die Zeit, die nicht nur für die notwendigen Beurteilungen, sondern auch für die Rückführung derjenigen, die keinen Anspruch auf internationalen Schutz haben, benötigt wird“, sagte Meloni. Überdies wurde die Einrichtung weiterer Haftzentren in entlegenen Gebieten gebilligt.

Migranten vor der Einschiffung auf die Lampedusa-Fähre: Migranten werden von Lampedusa auf das italienische Festland gebracht, um die Notlage auf der Insel nach der Massenankunft zu lindern.Valeria Ferraro/Anadolu Agency via Getty Images

Nach italienischem Recht können Migranten, denen die Rückführung droht, festgehalten werden, wenn sie nicht sofort abgeschoben werden können. In der Vergangenheit sind die Bemühungen, Migranten festzuhalten, weitgehend gescheitert, weil die inhaftierten Migranten immer wieder aus den Zentren ausbrachen und meist in reichere nordeuropäische Länder weitergereist sind.