Vor gut einer Woche landeten zeitgleich mehr als 160 Schiffe vollbeladen mit Migranten auf Lampedusa. Von einem funktionierenden EU-Grenzschutz war weit und breit nichts zu bemerken. Dabei soll Frontex immerhin 1500 Mann vorweisen können. Allein heuer wurden 845 Millionen Euro in die EU-Truppe gepumpt, die illegale Zuwanderer von Europas Außengrenzen fernhalten sollte – eigentlich.

Fast noch schlimmer: Die Frontex-Truppe brauchte Tage, um überhaupt in die Gänge zu kommen. Die Invasion ging fast ungestört weiter. Am Dienstag landeten neuerlich 900 Migranten auf der kleinen italienischen Mittelmeerinsel, zu einem Zeitpunkt, als auf Lampedusa schon längst Notstand herrschte. Am anschließenden Mittwochmorgen kamen mit fünf Booten weitere 171 Migranten auf der Mittelmeer-Insel an.

Eine Woche vergeht, bis Frontex mehr Unterstützung verspricht

Auf Social Media fragten sich unzählige User, wo eigentlich der EU-Grenzschutz bleibt und wann Frontex endlich etwas unternimmt. Tatsächlich benötigte die Truppe Tage, um in die Gänge zu kommen.

Erst in der Nacht auf Donnerstag, nach einwöchiger ungebrochener Invasion kündigte die Grenzschutzagentur Frontex eine personelle Verstärkung vor Ort an. Man wolle die Zahl der Flugstunden über dem Mittelmeer verdoppeln. Überdies wolle man den italienischen Behörden mit „zusätzlichen Satellitenbildern von den wichtigsten Abreisezonen für Migranten in Tunesien“ helfen.

Theoretisch sollten solche Szenen gar nicht passieren

In der Theorie sollte es angesichts der anhaltenden Satellitenüberwachung zu Szenen wie jetzt eben auf Lampedusa gar nicht kommen. So sieht es das Plan von Frontex (siehe Diagramm) vor. Die Realität sieht anders aus. 160 Boote am Tag (!) strandeten in Italien.

Übrigens: Frontex hat keinerlei Befugnis, die Migranten wieder zurückzubringen. Auch das ist ein ewiges Thema, für das es bis heute keine Lösung gibt.

Bereits im vergangenen Jahr kritisierte der EU-Rechnungshof: Frontex unterstützt die EU-Staaten und assoziierten Schengen-Länder nicht wirksam genug beim Schutz der EU-Außengrenzen. Der von Frontex geleistete Beitrag reiche nicht aus, um illegale Einwanderung und grenzüberschreitende Kriminalität zu stoppen.

Salvini fordert Zerstörung von Schlepper-Booten

Einzig Italiens ehemaliger Innenminister, der jetzige Vizepremier und Verkehrsminister Matteo Salvini von der Lega Nord forderte radikalere Schritte. Konkret verlangte er die sofortige Vernichtung aller Migrantenboote, die nach Seefahrten über das Mittelmeer in Italien eintreffen. „Die Vernichtung der Boote, die von den Schleppern beschlagnahmt wurden, ist eine moralische Pflicht. Damit entzieht man den Schleppern ihre Todeswerkzeuge“, schrieb Salvini in sozialen Netzwerken.

Heuer mehr als doppelt so viele Migranten in Italien, wie im gesamten Jahr 2022

Seit Jahresbeginn sind in Italien rund 130.000 illegale Migranten angekommen. Das sind bereits jetzt fast doppelt so viele wie im gesamten Jahr 2022. Zwischen Montag und Mittwoch landeten allein auf der nur 145 Kilometer nördlich von Tunesien gelegenen Insel Lampedusa etwa 8500 Menschen in 199 Booten. Die Zahl übersteigt die Einwohnerzahl der Insel bei weitem.