Ein ehemaliger hochrangiger Offizier der russischen Nationalgarde wurde am Dienstag zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Er soll wissentlich fehlerhafte Radargeräte zum Schutz der Krim-Brücke gekauft haben, befand das Gericht. Die ungenügende Ausrüstung konnte offenbar auch zwei verheerende Angriffe der Ukraine im Jahr 2022 nicht verhindern. Die Brücke verbindet das russische Festland mit der Halbinsel Krim.

Oberst Sergej Wolkow war für den Ankauf von zwei Radar-Luftabwehrsystemen verantwortlich. Sie hätten die Brücke über die Straße von Kertsch vor ukrainischen Drohnenangriffen schützen sollten, wie die russische Nachrichtenagentur Tass berichtet. Die Brücke ist eine wichtige Versorgungsroute für die russischen Streitkräfte in der Ukraine und ist permanenten Angriffen Kiews ausgesetzt.

Oberst soll wissentlich ungenügende Ausrüstung beschafft haben

Die beiden Orel-2020-Radarsysteme sollten überdies eine Gaspipeline schützen, die zwischen Südrussland und der Krim verläuft. Wolkow hatte sie für fast 400 Millionen Rubel (4,16 Millionen Euro) gekauft. Der russischen Staatsanwaltschaft zufolge hat der Oberst gewusst, dass die Ausrüstung Probleme bei der Bekämpfung ukrainischer unbemannter Luftfahrzeuge aufweise. Die Luftabwehrsystem könnten nämlich nicht Signale der Drohnen unterdrücken.

Oberst Sergej Wolkow wurde russischen Berichten zufolge erstmals im März 2023 verhaftet. Zuvor hatte die Ukraine im Oktober 2022 und später nochmals im Juli 2023 zwei erfolgreiche Angriffe auf die Krim-Brücke durchgeführt. Wolkow wurde wegen Missbrauchs seiner Stellung zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte zunächst eine siebenjährige Haftstrafe gefordert. Der Oberst hatte sich nicht schuldig bekannt.

Wolkow bestreitet jegliche Schuld

Wolkows Anwalt, Wladimir Andrusenko, verteidigte seinen Mandaten gegenüber der Tass: Die russische Garde habe die Orel-Systeme von einem Hersteller gekauft, der ein Monopol auf diese Art von Ausrüstung besaß, die das Militär benötigte. Wolkow bestritt, dass die Systeme zum Schutz der Brücke gedacht waren. Sie seien gekauft wurden, um die Stellungen der auf der Krim stationierten Marineinfanteristen zu schützen.

Die Halbinsel Krim war im Jahr 2014 von Russlands Präsident Wladimir Putin annektiert worden. In den vergangenen Monaten intensivierten sich die ukrainischen Luftangriffe vor allem hier. Nach Einschätzung westlicher Geheimdienste dürften sie die russische Luftabwehr in der Region geschwächt haben.