Russland denkt nicht im Traum daran, im Ukraine-Krieg einzuknicken. Im Gegenteil. Das Land weitet seine militärischen Anstrengungen massiv aus, was sich zurzeit vor allem bei der Kriegsproduktion bemerkbar. Ebenso ist das Land weit entfernt von einer Erschöpfung seiner Ressourcen. Darauf weisen nun westliche Geheimdienste und Medien hin. Teilweise bestätigen sie damit, worauf der eXXpress schon vor Monaten, wenn nicht schon vor einem Jahr hingewiesen hat.

Die staatlichen russischen Rüstungsunternehmen arbeiten mittlerweile im Drei-Schicht-Betrieb.APA/AFP/Russian Defence Ministry/Vadim Savitsky

2024 sollen sich die Militärausgaben fast verdoppeln

Dass Moskau seine Wirtschaft umkrempelt, zeigt sich um einen an der massiven Steigerung seiner Militärausgaben. Russlands Militär-Budget wird sich 2024 voraussichtlich fast verdoppeln und auf sechs Prozent des Brutto-Inlandsprodukts (BIP) steigen. Waren für den diesjährigen Haushalt noch 63,2 Milliarden Euro an Militärausgaben vorgesehen, so sollen es im kommenden Jahr 105,6 Milliarden Euro werden.

Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu (r.) besucht eine Militärfabrik in Tatarstan, Westrussland.APA/AFP/Russisches Verteidigungsministerium/Vadim Savitsky

Zu diesem Ergebnis gelangt eine Bloomberg-Analyse. Sechs Prozent des BIP – das übertrifft doch ziemlich deutlich die vom NATO-Bündnis in seinen Mitgliederstaaten angestrebten zwei Prozent.

Höhere Einnahmen aus Öl und Gas, Stalin als Vorbild

Hinzu kommt die Umstrukturierung der russischen Wirtschaft: Ein Drittel wurde auf militärischen Bedarf umgestellt, wie die „New York Times“ unter Verweis auf Geheimdienstinformationen berichtet. Trotz der Russland-Sanktionen sind die Einnahmen aus Öl- und Gasimporten gestiegen.

Überdies ordnete Putin an, dass nur Modelle produziert werden sollen, die sich im Kampf bereits bewährt haben, berichtet die „Welt“. Damit wandelt der Kreml-Chef auf den Spuren Stalins. Nach dem Angriff von Nazideutschland im Zweiten Weltkrieg verlegte er Farbriken und Arbeiter nach Sibirien, um sich nur auf die besten Waffen zu konzentrieren, wie die deutsche Tageszeitung berichtet.

Russland erhöht die Produktion von Drohnen

Bereits im vergangenen Jahr hatte Oberst Markus Reisner, der Top-Experte des Bundesheeres, auf die intensivierte Waffenproduktion im Drei-Schicht-Betrieb hingewiesen. Mit anderen Worten: In den Militärfabriken wird täglich sieben Tage die Woche gearbeitet, und zwar ohne Unterbrechung 24 Stunden am Tag. So kurbelt der Kreml seine Waffenproduktion an. In einer zentral gelenkten Staatswirtschaft ist das möglich. Angeblich sollen die Arbeiter sehr motiviert sein, weil sie dadurch eine Einsatz an der Front entgehen.

Unzählige Male hatten im vergangenen Jahr Medien und teils auch NATO-Generäle mit ihren optimistischen Prognosen Hoffnungen auf ein Ende des russischen Raketenhagels genährt. Angesichts der Sanktionen würde Russland die dafür nötige Technologie abhanden kommen, hieß es.

Deutsche und englischsprachige Medien schrieben von Russland Knappheit bei Muniition.
Bis zum Ende des vergangenen Jahres hielt die Hoffnung an. Nun muss Russland zwar mit seinem Bestand an Waffen sorgsam umgehen, nur von einer Erschöpfung ist es weit entfernt.

Seit dem Frühjahr steht fest: Davon kann leider keine Rede sein. Mikrochips gelangen auf Umwegen nach wie vor nach Russland, etwa über Georgien oder die Türkei – der eXXpress berichtete.

Mittlerweile hat Russland die Produktion von Drohnen, einschließlich Kopien iranischer Modelle, erhöht und setzt auf robustere Flugzeuge des Herstellers Suchoi.

Kreml offenbar zu einem langen Konflikt bereit

Eine Verhandlungslösung dürfte unter den jetzigen Umständen deutlich schwieriger zu erreichen sein als möglicherweise zu Beginn der Ukraine-Invasion. Russland zeigt sich momentan fest entschlossen, den Konflikt fortzuführen und sogar noch mehr Territorium zu erobern. Es plant voraus und rechnet offenbar weiterhin mit Erfolgen an einer seit Jänner weithin eingefrorenen Front, die sich zurzeit kaum verändert.

Allerdings müsste Russland auch schwere Verluste in Kauf nehmen. Schätzungsweise 300.000 seiner Soldaten wurden entweder getötet oder verletzt. Die Ausbildung neuer Soldaten kostet Zeit. Große Durchbrüche an der Front werden auch Moskau nicht so leicht gelingen.

Russische Fallschirmjäger während der Proben für die Militärparade: Die Verluste von Soldaten dürften Russland schwerer zusetzen.Contributor/Getty Images