Die verheerenden Stürze der vergangenen Tage sorgten anschließend für heftige Debatten im Skisport. Für zahlreiche Athleten, Trainer und Experten ist der Terminkalender ein zentraler auslösender Faktor. “Nicht mehr normal”, urteilte der Franzose Cyprien Sarrazin.

Auch ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer fand klare Worte: “”Man sieht, was dieser Sport an Kräften abverlangt, mit diesem Programm. Ihm ist da wirklich die Kraft ausgegangen.” Sarrazin wiederum betonte: “Das ist nicht normal, denn Aleks ist der stärkste Skifahrer der Welt.” Odermatt stellte im ORF-Interview klar: “”Das ist keine Kritik, aber hoffentlich eine Lehre für alle, für jeden Austragungsort, für jeden Verband, für die FIS, dass nicht immer mehr besser ist.” Die Gesamtzahl an Rennen, die in dieser Saison angesetzt sind, sei einfach zu hoch.

Zunächst erwischte es Marco Schwarz in Bormio. Danach kamen Alexis Pinturault und Aleksander Aamodt Kilde in Wengen zu Sturz. Der Norweger versuchte sich, mit letzter Kraft ins Ziel zu retten. Doch Kilde wurde ausgehebelt und flog daraufhin mit voller Wucht in das Auffangnetz. Im Ziel herrschte Stille. Das Rennen wurde anschließend unterbrochen. Das norwegische Ski-Ass musste mit dem Helikopter abtransportiert werden.

Am Freitag stürzte Alexis Pinturault in Super-G. Beim Sturz hatte Pinturault bereits einen großen Rückstand. Der verheerende Moment spielte sich beim Silberhornsprung ab. Der französische Skifahrer geriet bei hoher Geschwindigkeit in Rücklage. Daraufhin konnte er den Satz nicht mehr stehen, kam zu Sturz und krachte daraufhin auf den Boden.

Pinturault, der erst vor wenigen Tagen erstmals Vater wurde, blieb im Schnee liegen. Das Rennen wurde anschließend unterbrochen. Ersthelfer eilten umgehend herbei, um dem Franzosen zu versorgen. Daraufhin kam der Helikopter, der Pinturault schließlich in ein Krankenhaus in Bern flog. Für Kilde und Pinturault ist die Saison vorzeitig beendet.

Atomic-Rennchef schlägt Alarm

Jetzt hat sich auch Christian Höflehner zu Wort gemeldet. Der Atomic-Rennchef schlug im Gespräch mit “Blick” Alarm: “Wenn Eltern bei den TV-Übertragungen von Skirennen immer mehr heftige Stürze sehen, werden sie ihren Kindern irgendwann den Gang in die Ski-Klubs und zu den Skirennen verbieten!”

Zudem kritisierte er auch den Internationalen Skiverband. “Was die FIS mit ihrem Rennprogramm den Athleten zumutet, ist ungesund,” äußerte Höflehner seinen Unmut. Der enge Vertraute von Kilde meinte zudem: “Wenn man auf einer derart selektiven Piste wie in Wengen in drei Tagen drei Speed-Rennen ansetzt, muss man sich nicht wundern, wenn es derart viele schwere Verletzungen gibt.”

Alexis Pinturault musste mit dem Helikopter abtransportiert werdenAPA/AFP/Marco BERTORELLO
Aleksander Aamodt Kilde hat sich bei seinem Sturz in Wengen schwer verletztAPA/AFP/Marco BERTORELLO

Auch Präsident Johan Eliasch bekam sein Fett weg. Der FIS-Präsident meinte zuletzt, dass ein Athlet ja jederzeit ein Rennen auslassen könne. Für diese Aussagen hat der Atomic-Rennchef jedoch wenig Verständnis: “Für einen Skirennfahrer ist der Gewinn von einer Gesamtwertung wichtiger als ein Erfolg in einem einzelnen Rennen. Und wenn ein Kilde die Abfahrts- oder Super-G-Kristallkugel gewinnen will, kann er sich keine Wettkampf-Pausen leisten.” Zudem gab Höferlehner eine düstere Prognose ab: “Wenn Eltern bei den TV-Übertragungen von Skirennen immer mehr heftige Stürze sehen, werden sie ihren Kindern irgendwann den Gang in die Ski-Klubs und zu den Skirennen verbieten.“