
„Migration ist keine Lösung für den demografischen Wandel“ Gudrun Kugler auf exxpressTV
Die demografische Lage in Österreich ist alarmierend: 2024 wurden in Österreich im Durchschnitt nur mehr 1,3 Kinder pro Frau geboren. Das ist ein Allzeittief. Die ÖVP-Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler warnt im exxpressTV-Interview vor den Auswirkungen des Kindermangels. Gefährdet ist unter anderem das Pensionssystem, weil es schon jetzt zu wenige Beitragszahler gibt.

Nur 1,3 Kinder pro Österreicherin. So wenige Babys wie 2024 wurden in der Bundesrepublik noch nie geboren. Damit ein Staat seine Bevölkerungsanzahl konstant halten kann – ohne Zuwanderung – braucht es mindestens 2,1 Kinder pro Frau. Doch diese Fertilitätsrate gab es zuletzt Anfang der 1970er Jahre. Die negativen Auswirkungen des Kindermangels betreffen fast alle Bereiche des Lebens: das Pensionssystem, Sicherheit, Gesundheit, Verteidigung oder Staatsfinanzen.
Das Pensionssystem ist der Bereich, in dem man schon bald die Auswirkungen von zu wenig Kindern spüren wird, sagt ÖVP-Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler. „Österreich hat, so wie viele andere europäische Länder, einen sogenannten Generationenvertrag. Das heißt, die Menschen, die in Berufen tätig sind, finanzieren die ältere Generation, die bereits in Pension ist. Und wir sehen, dass ab dem Jahr 2042 auf zwei berufstätige Menschen ein Pensionist kommt. Das lässt sich kaum mehr aufrecht halten. Es muss jetzt schon der Staat zuschießen“, warnt die Sonderbeauftragte und Vizepräsidentin der Parlamentarischen Versammlung der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) für demografischen Wandel im exxpress-Interview.
Zuwanderung löst das Problem nicht langfristig
In Debatten um den Kindermangel wird oft das Argument eingebracht, das Problem lasse sich durch Migration beheben. Dem erteilt Kugler eine Absage. Die Fachkräfte, die aus dem Ausland nach Österreich kommen, würden in ihren Herkunftsländern fehlen. „Brain Drain“ ist das Fachwort für dieses Phänomen.
Bevölkerungsrückgang ist mittlerweile nicht mehr nur ein Problem der Industrienationen, sondern greift weltweit um sich. Seit 2019 leben zwei Drittel der Weltbevölkerung in Ländern mit einer Geburtenrate unter 2,1. Als zweite Schwierigkeit nennt Kugler: „Wir wissen, dass Migranten, wenn sie hierbleiben, sich schnell unseren Entwicklungsstandards und Geburtenraten anpassen“. Durch Zuwanderung werde das Problem also nicht langfristig gelöst.
Ungarn setzt seit Jahren auf familienfreundliche Politik
Hartnäckig halte sich noch immer die Meinung, es gebe zu viele Menschen auf dem Planeten. Dazu die ÖVP-Abgeordnete: „Dieses Problem ‘Bevölkerungsexplosion’ ist eigentlich nicht mehr anerkannt von der UNO und von der Weltbank“. In Lettland machen sich die Menschen beispielsweise Sorgen, dass in Zukunft ihre Sprache aussterben werde. In Frankreich leben heute mehr Menschen, die im Jahr 1946 geboren wurden als 2024.
Was kann ein Staat tun, damit wieder mehr Kinder geboren werden? Laut Kugler sind zwei Ansätze sinnvoll. „Es ist die Verantwortung der Politik, den Menschen das Leben mit Kindern zu erleichtern“, nennt sie einen Ansatz und deutet damit daraufhin, dass es im Interesse des Staates sei, Eltern unter die Arme zu greifen. Was Familienpolitik betrifft, ist Ungarn ein Vorreiter. Das Land setzt seit Jahren auf massive Steuererleichterungen für Familien mit Kindern.

Kinderkriegen muss wieder „cool“ werden
Doch allein durch eine familienfreundlichere Politik entscheiden sich Menschen nicht dafür, mehr Nachwuchs zu bekommen. Auch in Ungarn liegt die Reproduktionsrate bei unter 2,1 Kindern pro Frau – trotz aller politischen Anstrengungen. Die ÖVP-Abgeordnete hat eine Erklärung dafür: „Wenn Vergünstigungen da sind, sagen die Leute: ‘Wir wollen ein Kind haben, dann haben wir es ein bisschen früher’. Das heißt, es gibt nicht mehr Kinder, sondern sie werden nur früher geboren. Das ist für den Staat eigentlich ein Nullsummenspiel“.
Mindestens genauso wichtig wie der politische Aspekt – wenn nicht sogar wichtiger – sei der kulturelle: „Zielführend wäre es, wenn eine Gesamtgesellschaft – alle Eliten, alle Influencer, alle Mitdenker – gemeinsam verstehen, dass wir hier ein Problem haben und gemeinsam an einem Strang ziehen, zu sagen: ‘Kinder haben ist etwas Gutes, etwas Schönes, die Gesellschaft unterstützt das, wir finden das cool, wow, du hast Kinder, ich verneige mich’“, sagt Kugler. Es brauche einen „tiefgehenden Kulturwandel“ und „Sinneswandel“, da der derzeitige Zeitgeist nicht sehr kinderfreundlich sei. „Ohne das können wir die Kurve nicht kratzen“, ist die Politikerin und Mutter von vier Kindern überzeugt.
Immer mehr Menschen haben überhaupt keine Kinder
Gudrun Kugler weist darauf hin, dass sich der Kindermangel schon lange angekündigt hat. Schon seit den 1970er Jahren steigt die Zahl der Kinderlosigkeit exponentiell an. Eine wichtige Frage sei, warum Menschen nicht nur wenige Kinder haben, sondern immer mehr Menschen überhaupt keine. Einer Auswertung zufolge sagen 30 Prozent der Kinderlosen, sie wollten nie Kinder haben. 38 Prozent sagen, sie hätten gerne Kinder gehabt, es hat sich aber nie ergeben. 25 Prozent sagen, sie waren sich nicht sicher, ob sie Kinder wollen oder nicht.
„Hier könnte man ansetzen“, denkt Kugler. Man könnte versuchen, junge Akademiker an der Universität, die Kinder haben wollen, zu unterstützen. „Man kann versuchen, nicht nur Arbeit und Kinderhaben zu vereinen, wo wir auch noch Baustellen haben, sondern auch Ausbildung und Kinderhaben. Das sind Dinge, die wir vielleicht neu denken müssen“, schlägt Kugler vor.
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Kommentare
STATISTIK AUSTRIA: Februar 2025 die Zahl der beim AMS als arbeitslos rund 430.000.
In Japan schrumpft die Bevölkerung seit Jahren und man stelle sich vor, Japan existiert noch immer, und das mit praktisch einem Null-Zuzug. Die Wirtschaft wächst zwar kaum, aber wenn die Bevölkerung jedes Jahr um 1% schrumpft, steigt das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf um 1%.
Die schrumpfende Bevölkerung wird schlicht und einfach durch technischen Fortschritt kompensiert, sodass man weniger Arbeitskräfte benötigt.
Man sollte also nicht immer herumjammern, sondern sich einmal Japan genauer anschauen. Und in S-Korea beginnt es ähnlich zu laufen
Ich kann jeden verstehen der keinen Nachwuchs haben will, ich sage aber auch, dass es äußerst egoistisch ist! Trotzdem soll jeder selbst entscheiden ob Kinder oder nicht, wobei bei manchen ist ein Verbot von Vermehrung zu begrüßen!
Was passt diesmal nicht?
Ich bin nicht glücklich, dass Wien für 2,2 Mio Einwohnergeplant wird. Zuwanderung ist keine natürliche Entwicklung und überfordert alle Systeme. Besser wäre eine strenge Quotenregelung bei Zuwanderung (auf Zeit z. B. 5 Jahre), Stichwort “Gastarbeiter” und ein anderes Pensionssystem.
Wenn man hier auf die Abtreibung hinweist, die seit 50 Jahren weit über einer Million Menschen das Leben gekostet hat, wird man hier zensiert. Sagen Sie das doch der Frau Dr. Kugler, dass im Exxpress Meinungen, die sie früher (als sie noch nicht im Parlament saß) auf Demos lautstark ausgesprochen hat, nicht erlaubt sind.
Lieder tut die ÖVp nicht mehr was sie sagt!! Siehe Gleichbehandlungsgesetz, Mitamrschieren bei Pride, Stimmen für Abtriebung auf Menschenrecht. Ja und bei der Migration – siehe letzte 15 Jahre…
Tja, so einfach ist das nicht! Warum haben die Zuwanderer aus anderen Kulturen so viele Kinder und wir nicht? Das liegt wohl daran, dass bei denen der traditionelle Familienwert extrem hochgehalten wird während er bei uns verkümmert. Und warum ist das so? Weil woke Denkweise und Cafe-Latte, life balance Mentalität, etc. hier quasi wie ein Schwangeschaftskiller wirken. Wenn offene Beziehungen, eine Weltanschauung, welche besagt, dass es unwichtig ist WER beim Kind den Papa oder die Mama spielt, lässt Menschen vor der Verantwortung des Kinderkriegens zurückschrecken. Wer will schon wegen ein paar Minuten “Rittmeister” danach 2 Jahrzehnte oder mehr den Zahlmeister spielen und sich um den Kontakt mit dem Kind streiten müssen? Familie wäre wichtig, aber eine solche EU ist nicht danach aus
Welche Österreicherin kann guten Gewissens in diese Welt, in der wir leben müssen, Kinder setzen?
Völlig veralteter Ansatz.
Die Welt leidet komplett an ÜBERBEVÖLKERUNG und deren schrecklichen Folgen…
Die Systeme sind degeneriert und pervertiert.
Noch mehr Kinder in die Welt setzen, löst kein einziges Problem!!
Genau so wenig wie Migration…
@MeinungsFreiheit: Das liegt am pervertierten Umlagen-Pensionssystem. Das funktioniert nicht.
Und schon gar nicht, wenn man Menschen ohne Grund mit 40 wie bei der Post, mit 54 wie bei der ÖBB oder mit 50 wie bei der ÖMV mit vollen Bezügen in Pension schickt. Von den Privelegien-Stadl Nationalbank oder Politiker, die nach 5 Jahren volle Bezüge bekommen gar nicht zu reden.
Dazu kommt, dass Frauen mit einer im Schnitt um 10 Jahren höheren Lebenserwartung noch immer früher in Pension gehen als Männer.
War ja ein Wunder, dass das überhaupt ein paar Jahre funktioniert hat.
Warum nicht Familiensplitting? Da meine Frau mittlerweile arbeitsunfähig ist, ernähre ich insgesamt 4 Personen! Da könnte man doch statt der Einkommenssteuer auf 6000 Euro monatlich 4x die Einkommenssteuer für 1500 Euro monatlich verrechnen. DAS wäre Familienförderung.
Und NoVA-Erlass für große Autos bei mehr als 2 Kindern … Orban fördert auch gscheite Autos für große Familien, bei uns brennst Du Länge mal Breite NoVA für Autos, wo bequem (!) 5 und mehr Leute mitfahren können.
die frage ist auch: Kinder in DIESE Welt setzen? wo man nicht mehr seine Meinung sagen darf, ohne mit der Nazi-Keule erschlagen zu werden. wo frieden etwas ganz böses ist. wo wo ein angriffskrieg eines verteidigungsbündnisses (1999) verharmlost wird? wo das gesundheitssystem immer mehr zerfällt und die politik keine neuen wege findet? wo es politisch nur mehr um postenschacher geht? wo es keine familien bzw. dauerbeziehungen mehr gibt, sondern nur mehr “lebensabschnittspartner” – wer soll die erziehung dann übernehmen?
Warum nur die Akademiker bei der Familienplanung unterstützen,warum nicht die gesamte Gesellschaft und die Facharbeiter aus der ganzen Welt kommen nicht zu uns,sondern die gehen nach Australien,Kanada, Neuseeland und die USA,zu uns kommen nur die Leute,die auch Zuhause nichts sind und nichts können!
Der ÖVP sei ins Stammbuch geschrieben,dass sie an dieser Entwicklung eines große Schuld trägt,wenn man sich die Reallöhne anschaut,mit dem Geld kann man sich nicht viel aufbauen,schon gar keine Familie,die ein Nest braucht,da sind die unteren Einkommen ungeeignet für diesen Plan,die ÖVP hat an der Umverteilung und der immer größeren Ungleichheit der Reallöhne wohl die größte Schuld,mit dem Kirchgang und ein paar Gebeten ist es da wohl nicht getan!….
@Lebertran Pepi: Stimmt schon, was Sie sagen. Aber die SPÖ darf man da auch nicht vergessen, die die Sozialfälle immer noch sehr großzügig unterstützt.