Nun wird es ernst: Der Kampf gegen Klima-„Fake News“ beginnt.

Wie der exxpress bereits Mitte November berichtete, wurde die UN-Klimakonferenz COP30 im brasilianischen Belém zum Wahrheits- und Deutungsgipfel. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva und UN-Chef António Guterres eröffneten sie mit scharfen Angriffen auf „Klimaleugner“. Zwölf Staaten – darunter Österreich – unterschrieben eine Erklärung zur „Informationsintegrität beim Klimawandel“.

Jetzt zieht die Politik nach. Totschnig warnt gegenüber dem Kurier vor Desinformation, die den wissenschaftlichen Konsens untergrabe und Teil „gezielter politischer oder ideologischer Kampagnen“ sei. Klimaschutz gelinge nur, wenn „Notwendigkeit und Nutzen“ für Bevölkerung und Wirtschaft klar verständlich seien.

Brüssel rüstet auf – Wien vorerst nicht

Aus Fairness-Gründen muss festgehalten werden: In Wien ist bislang nicht von Zensur die Rede. Der Minister spricht von Medienkompetenz, Transparenz und internationaler Kooperation.

Anders die Lage in Brüssel. Mit dem Digital Services Act existiert längst ein Instrument, das Plattformen zu Eingriffen gegen tatsächliche und vermeintliche Fake News verpflichtet. Projekte wie das „European Democracy Shield“ sollen definieren, welche Inhalte als demokratiegefährdend gelten. Kritiker sprechen von Zensur durch die Hintertür.

Vor allem aber bleibt eine Kernfrage unbeantwortet: Gilt der Kampf gegen „Desinformation“ nur der Skepsis – oder auch der Panik? An letzterer haben sich auch prominente Medien beteiligt. Als sie von der Wissenschaft widerlegt wurden, folgte meist Schweigen.

Wenn Schlagzeilen aus Ereignissen Beweise machen

Mai 2023, Emilia-Romagna (Italien). Nach verheerenden Überschwemmungen mit mindestens 17 Todesopfern machten große Medien in Deutschland die Katastrophe rasch zum Klimabeweis. Die taz schrieb von „Extremwetter infolge des Klimawandels“, die Süddeutsche Zeitung erklärte, die Flut habe „vor allem einen Schuldigen: den Menschen“.

Doch am 31. Mai 2023 veröffentlichte die internationale Forschergruppe World Weather Attribution ihre Analyse – und widersprach: Kein messbarer Einfluss des Klimawandels auf diese Regenfälle ist feststellbar. Wörtlich heißt es: „Unsere Studie ergab, dass der Klimawandel offenbar keine Auswirkungen auf die heftigen Regenfälle im Frühjahr in der Emilia-Romagna hatte.“ Im Gegenteil: Starkregen-Ereignisse werden dort durch den Klimawandel eher seltener.

Kurzfazit: Extremwetterereignis ja – Beweis für „Klimaschuld“ nein.

Panik aus Messwerten: Der Gardasee als Klimamärchen

Frühjahr 2023, Gardasee. Diesmal ging es um Trockenheit statt Überschwemmung. Schlagzeilen in deutschen Medien warnten: „Pegel bedenklich niedrig“, „Dürre bedroht Urlaubsziel“, „Gardasee trocknet aus“. Der Schuldige stand meist schon in der Überschrift: Klimawandel.

Fachleute vor Ort widersprachen. Die Biologin Giovanna Pellegrini von der Umweltagentur Trentino (APPA) erklärte gegenüber TouristikNews: „Ein bisschen weniger Wasser hat keinen Einfluss auf die Gewässerqualität. Die Dürre ist derzeit kein Thema für die Gesundheit des Sees.“

Der Kern: Viele Berichte missinterpretierten den hydrometrischen Nullpunkt – einen künstlichen Referenzwert. Der Gardasee ist mit bis zu 346 Metern Tiefe weit davon entfernt auszutrocknen, wird aber seit Jahrzehnten künstlich reguliert. Tourismuschef Oskar Schwazer sprach von „sinnlosen Schlagzeilen“.

Kurzfazit: Ein Messwert wurde medial zur Apokalypse aufgeblasen.

Wenn Moral lauter ist als Wissenschaft

25. August 2023. Nach schweren Bränden griff auch der damalige Wiener Erzbischof Christoph Schönborn zum Alarm. Auf X schrieb er: „Hitzewellen und Waldbrände sind ein deutliches Zeichen: Die Erde heizt sich auf! Wir können nicht weitermachen wie bisher.“

Der Alarm blieb kein Einzelfall. Zweieinhalb Wochen später folgten 50 prominente Künstler, darunter Wolfgang Ambros, Thomas Brezina, Hubert von Goisern und Dirk Stermann. In einem offenen Brief an die Bundesregierung warnten sie vor der Klima-Apokalypse: Unsere Zivilisation, so „wie wir sie kennen“, sei bedroht – und: „Von Griechenland bis Spanien brennen die Wälder“.

Forstexperten widersprachen diesem Kurzschluss. Der Waldschutz-Forscher Michael Müller (TU Dresden) hielt fest: „Allein aufgrund höherer Temperaturen oder Trockenheit gibt es kein Feuer.“ In den allermeisten Fällen seien Brände menschengemacht – durch Fahrlässigkeit oder Brandstiftung. In Griechenland wurden zeitgleich 79 Personen wegen Brandstiftung festgenommen. Damit nicht genug, Satellitendaten zeigen: Die weltweite Zahl der Waldbrände sinkt seit Jahren.

Kurzfazit: Tragische Brände – aber kein automatischer Klimabeweis.

Twitter, Hitze, Apokalypse: Politik im Panikmodus

13. Juli 2023, Bologna. Der damalige deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach schrieb auf X: „Die Hitzewelle ist spektakulär hier… Der Klimawandel zerstört den Süden Europas. Eine Ära geht zu Ende.“

Der Befund vor Ort: rund 30 Grad. Meteorologen widersprachen. Der Schweizer Wetterexperte Jörg Kachelmann kritisierte die Aussagen als unwissenschaftlich und schrieb: „Keine spektakuläre Hitzewelle gerade dort.“ Zusätzlich wurde darauf hingewiesen, dass in der Debatte teils mit Oberflächen- statt Lufttemperaturen argumentiert wurde.

Kurzfazit: Zuspitzung schlägt Präzision.

Wenn selbst Präsidenten korrigiert werden

Jänner 2025, Los Angeles. Der scheidende US-Präsident Joe Biden machte den Klimawandel für die verheerenden Brände in Kalifornien mitverantwortlich. Widerspruch kam nicht von Aktivisten, sondern aus dem wissenschaftlichen Establishment.

Auch Joe Biden wurde von Wissenschaftlern korrigiert – nicht wegen Leugnung des Klimawandels, sondern wegen Dramatisierung.GETTYIMAGES/Getty Images / Justin Sullivan / Staff

Der Physiker Steven Koonin, ehemaliger Unterstaatssekretär in der Obama-Regierung, konterte im Interview mit The Free Press: „Unsinn.“ Der wichtigste Faktor sei der verfügbare Brennstoff – plus Bauweise, Bebauung und fehlende Prävention in den vergangenen Jahren. Solche Brände gebe es in Kalifornien seit Jahrtausenden; politische Eindeutigkeiten seien wissenschaftlich fragwürdig.

Kurzfazit: Unwissenschaftliche Schuldzuweisung statt Eingeständnis politischer Versäumnisse beim Häuserbau in Kalifornien.

Der heikelste Fall: Wahre Zahlen, falscher Rahmen

Juni 2025, Wien. Das Umweltministerium von Norbert Totschnig verkündete anlässlich des neuen Klimaberichts: „Österreich erwärmt sich schneller als der globale Durchschnitt.“ Seit 1900 seien es rund +3,1 Grad Celsius.

Die Zahl stimmt – doch sie wurde ohne entscheidenden Kontext präsentiert. Fast jedes Land der Welt erwärmt sich schneller als der globale Mittelwert. Der triviale Grund: Ozeane bedecken rund 70 Prozent der Erdoberfläche und erwärmen sich langsamer als Landflächen. Der Weltwert wird gedämpft, das Land liegt darüber – statistisch fast zwangsläufig. Kurz: Eine Selbstverständlichkeit wurde als nationale Besonderheit verkauft.

Problematisch war nicht der Bericht, an dem zahlreiche Wissenschaftler gearbeitet haben, sondern die kommunikative Zuspitzung des Ministers: wahre Zahlen ohne Kontext, um Alarm zu erzeugen – eine klassische Form von Desinformation.

Kurzfazit: Wahre Zahl – irreführender Rahmen.

Aufklärung – oder Kontrolle der Erzählung?

Alle Beispiele zeigen ein Muster: Nicht jede alarmistische Klimabotschaft ist falsch – aber viele sind irreführend. Und sie kommen nicht nur aus dubiosen Kanälen, sondern auch von Medien, Politik und offiziellen Stellen.

Wenn der Kampf gegen Klima-Fake-News ernst gemeint ist, bleibt die zentrale Frage: Wird er nur gegen Klimaskepsis geführt – oder auch gegen Klimapanik, Übertreibung und politische Zuspitzung? Und liegt die Durchsetzungsmacht am Ende in Brüssel, mit moralischer Rückendeckung aus dem UN-Umfeld? Dann ginge es nicht um bessere Information, sondern um Kontrolle der Erzählung.