Für die Eltern und die Großeltern, aber auch für die Suchmannschaften von Polizei, Feuerwehr, Rotem Kreuz und Hunderten von Freiwilligen, war es zum Verzweifeln. Im vergangenen Juli verschwand Emile Soleil von einer Minute auf die andere aus dem südfranzösischen Dorf Haut-Vernet. Oma und Opa hatten den Buben kurz aus dem Augen verloren, plötzlich war das Kind wie vom Erdboden verschluckt. Augenzeugen wollen den Buben wenig später noch allein an der Hauptstraße des Ortes gesehen haben. Es war der letzte Hinweis auf den Aufenthaltsort von Emile.

Und sollte es die nächsten Monate bleiben. Obwohl jeder Stein auf der Suche umgedreht, jeder Bauernhof durchsucht wurde, jeder Kanaldeckel geöffnet und jeder Brunnen untersucht wurde – nichts. Erst am Gründonnerstag sperrte die Gendarmerie nach neun Monaten der Ungewissheit das französische Bergdorf erneut ab. Die Ermittler rekonstruierten zum wiederholten Male die mutmaßlich letzten Bewegungen des Kindes.

Fundort war früher schon von Suchmannschaften durchkämmt worden - ergebnislos

In der Zwischenzeit war ein Jungbauer (16) ins Visier der Polizei geraten. Er war zum Zeitpunkt des Verschwindens mit einem Traktor in der Hauptstraße gesehen worden, obwohl die zu bewirtschaftenden Äcker und Wiesen seiner Familie weit entfernt liegen. Auch Spekulationen und Verdächtigungen im näheren Umfeld des Kindes machten die Runde.

Am Ostersamstag starb dann endgültig die Hoffnung: In der Nähe des Bergdorfes Le Vernet entdeckte ein Spaziergänger menschliche Knochen, wie die Staatsanwaltschaft in Aix-en-Provenve mitteilte. Der Fundort liegt etwa einen Kilometer Luftlinie von dem Dorf entfernt, aus dem Emile verschwand. Eine Gen-Analyse brachte am Ostersonntag die traurige Gewissheit. Bei den Knochen handelt es sich um die sterblichen Überreste des vermissten Kindes.

Das Merkwürdige: Der Auffindeort war von einer Polizeieinheit schon nach Emiles Verschwinden akribisch durchkämmt worden. Damals wurde nichts entdeckt. Es erscheint möglich, dass die Leiche des Buben erst später in dem Weiler abgelegt wurde.

Die genaue Todesursache steht noch nicht fest, eine angeordnete Obduktion soll die näheren Umstände des Todes klären. Emiles Eltern und Großeltern rechnen jedoch mit dem Schlimmsten.