Kolumne
17 April. 2024 | 05:10
Bernhard Heinzlmaier: Mediale Gehirnwäsche und sozialromantisches Öko-Voodoo
Im Jahr 1967 ist der Essay „Wahrheit und Politik“ von Hannah Arendt erschienen. Die jüdische Philosophin geht in ihm mit aller gebotenen Schärfe mit der Politik ins Gericht. Politik sei im Zeitalter des „image-making“ nicht mehr als „organisierte Manipulation“ von Tatsachen. Da sie zum Reich der schwankenden Meinungen und der strategischen Lügen geworden ist, wäre es lächerlich, im Zusammenhang mit Politik einen Wahrheitsdiskurs führen zu wollen. Dass man von der Politik rund um die Uhr angelogen oder, etwas nobler ausgedrückt, mit geschickt gemachten Tatsachen-Framing manipuliert wird, wissen die Menschen längst und finden es nicht mehr der Rede wert. Man hat sich mit der Verlogenheit einer von geschäftstüchtigen, aber seelenlosen PR-Agenturen gelenkten politischen Kommunikation abgefunden und reagiert darauf mit zynischer Gleichgültigkeit. Auch darauf hat Hannah Arendt hingewiesen. Man solle nicht glauben, dass man mit medialer „Gehirnwäsche“ die Gesinnung der Menschen verändern könnte. Vielmehr erzeugt man nur eine Form des Zynismus, „der sich weigert, irgendetwas als wahr anzuerkennen“.