Kolumne
Kolumne Bernhard Heinzlmaier: Geschichten aus dem Leben in eisernen Zeiten
Am Naschmarkt gab es schon vor 40 Jahren das Wirtshaus „Zur eisernen Zeit“. Damals, bevor der ganze Markt zum Lifestyle-Kulturbetrieb für Bobos mit einem Durchschnittseinkommen von über 5000 Euro verkommen ist, war das Marktareal in den Abendstunden der Treffpunkt von Alkoholikern, verirrten Nachschwärmern, Rotlichtgesindel, Kleinkriminellen und depressiven Studenten, die sich täglich besaufen mussten, weil ihnen die biedere, konformistische, einfältige und tumbe kleinbürgerliche Gesellschaft kein gutes Leben und keine attraktive Zukunftsperspektive bot. Wir linken Melancholiker wollten damals eine gerechte, solidarische und vor allem egalitäre Gesellschaft. Und natürlich waren wir totalitär, selbstgerecht, überheblich und zu keinerlei Kompromissen bereit. Unsere Weltideen, die wir von Karl Marx und Lenin übernommen hatten, sollten um jeden Preis mit allen Mitteln durchgesetzt werden.